Das Netzwerk Apostolische Geschichte e.V. lud am Wochenende 15. bis 17.9.2017 zum mittlerweile zehnten Jahrestreffen zur apostolischen Kirchengeschichte nach Brockhagen ein. Etliche Übernachter trafen sich schon nach der Ankunft im Übernachtungshotel Graf Bernhard 1344 und begannen das Wochenende mit einem gemeinsamem Essen und vielen Gesprächen im mittlerweile vertrauten Kreis.
Das “offizielle” Programm des Treffens begann dann am Samstag (16.9.) mit der Begrüßung der Übernachter und Tagesteilnehmer durch den Vorstand des Netzwerks im Archiv Brockhagen. Nach 2012 und 2013 fand das Jahrestreffen bereits zum dritten Mal im Archiv statt, das sich nach den Umbauarbeiten im Frühjahr 2017 in etwas verändertem Gewand präsentierte. Insbesondere die zum Archivraum umgewandelte Empore weckte Interesse und Lob für die Raum und Ordnung schaffende Erweiterung.
Volker Wissen, Finanzvorstand des Netzwerks, sprach im Anschluss über zwei im vergangenen Jahr verstorbene VAG-Zeitzeugen, ihr Leben und ihren Einfluss auf die Apostolische Gemeinschaft – nämlich Apostel Rudolf Gassmeyer und Bischof Herbert Kloss, beides prägende Persönlichkeiten für die Entstehung und Entwicklung der Apostolischen Gemeinschaft in den vergangenen Jahrzehnten.
Ebenfalls auf die letzten Jahrzehnte blickte der Vortrag von Reinhard Kiefer zum Thema “Jüngste Kirchengeschichte – theologische Entwicklungen in der Neuapostolischen Kirche in den letzten zwei Jahrzehnten und ihre Auswirkungen” zurück. In gewohnt kurzweiliger Weise wurden aktuelle theologische Fragestellungen der Neuapostolischen Kirche vorgestellt und diskutiert.
Für die Mittagessen und die weiteren “kleinen” Mahlzeiten wurde vor dem Archiv die schon bekannte Zeltkantine errichtet. Das Wetter übertraf die Erwartungen und bot reichlich Gelegenheit zum Austausch vor dem Gebäude.
Edwin Diersmann, profilierter Kenner apostolischer Kirchengeschichte, stellte im der Folge in seinem Vortrag “Anlauf mit Hindernissen: Ereignisse in den Wochen bis zur Aussonderung der Apostel am 14.7.1835” sein neues spannendes Buch vor, das die Rufungen der katholisch-apostolischen Apostel im Umfeld des 14. Juli 1835 dokumentiert. Besonders interessant waren auch die geschilderten Ereignisse, die zum Auffinden der zugrundeliegenden Handschrift führten, und die vom Referenten in für diesen Forschungsbereich ungewohnter Klarheit beschrieben wurden.
In einem Impulsvortrag blickte Sebastian Müller-Bahr, zweiter Vorsitzender des Netzwerks, noch auf die Gründungsphase des Netzwerks in den Jahren 2007 und 2008 und die innerkichlichen Rezeptionen zurück. Die Entwicklung des Netzwerks von einem kleinen Interessentenkreis zu einer Organisation mit über 100 Mitgliedern kann als erwähnenswerte Erfolgsgeschichte gesehen werden.
Nach einer Kaffeepause brachen die Teilnehmer des Treffens zu einer geführten Besichtigungstour auf, die sich einigen Stätten apostolischer Kirchengeschichte in Steinhagen und Bielefeld widmete. Dafür war ein Reisebus angemietet, und einige Teilnehmer des Treffens ließen es sich nicht nehmen, die Fahrt mit dem Barkas-Werbemobil des Netzwerks zu begleiten.
Nach einer Vorbeifahrt an Grab und Wohnhaus des neuapostolischen Stammapostels Hermann Niehaus steuerte der Konvoi zunächst die Harmoniumwerkstatt Beyer an der Arthur-Ladebeck-Straße an. Dieses heute in apostolischen Kreisen nur wenig bekannte Unternehmen baute in seiner Firmengeschichte wohl über 2000 Musikinstrumente für neuapostolische und andere apostolische Gemeinden und hatte stets gute Verbindungen zu den verschiedenen apostolischen Gemeinschaften. Die nächste Etappe führte die Netzwerker an der alten Hostienbäckerei und dem Grab des apostolischen Apostels Friedrich Wilhelm Menkhoff vorbei zum katholisch-apostolischen Kirchengebäude in Bielefeld an der Mercatorstraße. Von dort zogen die Teilnehmer zu Fuß weiter zur neuapostolischen Kirche in Bielefeld-Mitte, die Platz und Raum für eine kleine Rast und eine ausführliche Führung bot. Auch ein Blick auf die benachbarte ehemalige Kirchenverwaltung Bielefeld der NAK stand auf dem Programm. Die letzte Station stellte dann die ehemalige neuapostolische Kirche an der Dorotheenstraße dar, die nach ihrer kirchlichen Nutzung lange auch als Verpflegungsort für Generationen neuapostolischer Jugendlicher genutzt wurde, die in Quelle/Steinhagen ein Jugendseminar besuchten. Von dort ging es wieder zurück nach Brockhagen in eine Restauration zum Abendessen.
Zum ersten Mal wurde am Rande des Programms eine vom Vorstand des Netzwerks ausgerichtete Abendandacht angeboten, die sich in ihrer Grundstruktur im Wesentlichen an den Hausgebeten des katholisch-apostolischen Theologen E.A. Roßteuscher orientierte. Die Andacht begann um 22 Uhr in rustikaler Scheunenatmosphäre und war trotz der späten Uhrzeit mit deutlich über 20 Teilnehmern noch sehr gut besucht. Sie stand unter dem Bibelwort nach 1. Korinther 12, 13: “Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt.” Gebete und Lieder aus dem Apostolischen Liederbuch und ein kleines Agapemahl beendeten diesen ereignisreichen Tag.
Der Sonntag begann für die meisten Teilnehmer mit einem Gottesdienstbesuch in ihrer jeweiligen Konfession bzw. bevorzugten Gemeinde. Danach traf man sich zu einem gemeinsamen Mittagessen wieder in der “Zeltkantine” des Archivs. Traditionell findet auch an diesem letzten Tag des Jahrestreffens noch ein Vortrag statt, der in diesem Jahr von Günter Törner gestaltet wurde und auf besonderes Interesse stieß. Seine “Subjektiven Anmerkungen zum Dilemma einer Aufarbeitung der Geschichte der Neuapostolischen Kirche in der DDR” und die damit verbundene Buchankündigung führten noch zu spannenden Gesprächen rund um das Thema.
Eine Kaffeepause und die Mitgliederversammlung des Vereins Netzwerk Apostolische Geschichte e.V. bildeten wiederum den Abschluss des letzten Seminartages. Da in diesem Jahr keine Wahlen anstanden und alle Beteiligten die Mitgliederversammlung gut vorbereitet hatten, konnte sie in kurzer Zeit durchgeführt werden (ein separater Bericht hierzu folgt noch). Viele Teilnehmer halfen anschließend noch bei den “Aufräumarbeiten”, wofür die Archivhelfer vor Ort sehr dankbar waren.