Manuel Lacunza

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Manuel de Lacunza y Díaz S.J. (* Santiago, Chile, 19. Juni 1731 - + Imola, Italien, um den 18. Juni 1801). Priester und Theologe, chilenischer Jesuit, der eine chiliastische Auslegung der Prophetien der Bibel durchführte. Sein Werk "Das Kommen des Messias in Herrlichkeit und Majestät" hatte großen Einfluss auf Edward Irving und die Entstehung der katholisch-apostolischen Bewegung.

Lacunza, aus der Sicht des Malers Alejandro Ciccarelli aus dem 19. Jahrhundert


Biografie

Manuel Lacunza war der Sohn von Carlos de Lacunza y Josefa Díaz, eines vermögender Händler im Vizekönigreich in Chile und Lima. 1747 trat Lacunza in den Jesuitenorden ein. Dort begann der erste Abschnitt seines Priesterlebens, geprägt von Normalität; er war als Professor der Grammatik im Colegio Máximo de San Miguel in der chilenischen Hauptstadt tätig und erarbeitete sich eine gewisse diskrete Berühmtheit als Kanzelredner (Prediger).

Wegen des Verbots des Jesuitenorden auf Befehl des Königs Karl III. von Spanien, ging er 1767 von Chile aus ins Exil. Die Verbannung aus spanischen Landen führte ihn in die italienische Stadt Imola, wo er sich zusammen mit vielen anderen ausgewiesenen chilenischen Jesuiten niederließ.

Aber sein Leben als Exil-Priester gestaltete sich wegen der Verbote, die Papst Clemens XIV. allen Mitgliedern seines Ordens auferlegte, zum Beispiel keine Messe zu feiern oder Sakramente durchzuführen, schwierig. Seine Familie in Chile verarmte zur gleichen Zeit, so dass die Geldsendungen von ihr immer weniger wurden.

Nachdem Lacunza fünf Jahre lang in der Gemeinschaft der Jesuiten gelebt hatte, zog er sich zurück und bewohnte ein Haus außerhalb der Stadt. Dort richtete er sich in der Einsamkeit ein mit einem rätselhaften Begleiter, den er in seinen Briefen „seinen guten Mulatten“ nannte.

Seine Kollegen, die chilenischen Jesuiten, beschrieben ihn als „einen Mann, mit bedächtigem Verhalten, der sich von der Welt zurückgezogen hat, der die Bequemlichkeiten des menschlichen Lebens vernachlässigte und der sich unermüdlich den Studien widmete. Man brachte ihm jedoch Respekt und Bewunderung entgegen.“

Schliesslich löste der Papst mit der Bulle Dominus ac Redemptor von 1773 die Gemeinschaft der Jesuiten auf. Diese Maßnahme, die dem Vatikan große Gebiete aus Frankreich und Spanien einbrachte, machte aus Lacunza per Dekret von einem Ordenspriester zu einem weltlichen Geistlichen.

Verurteilt von diesem totalen "Scherbengericht" arbeitete der Jesuit an seiner theologischen Lebensarbeit, eingebettet im Chiliasmus. Zuerst umriss er sie in einer Broschüre, bekannt als Anónimo Milenario (Jahrtausend Anonymus), das in Südamerika in Umlauf kam. Dieser Text mit grade mal 22 Seiten, löste heftige öffentliche Debatten aus, besonders in Buenos Aires. Infolgedessen verklagten ihn seine Gegner, die damit ein Verbot des Textes bei der Inquisition erreichten.

1790 vollendete er die drei Bände seines Werkes La venida del Mesías en gloria y majestad (Das Kommen des Messias in Herrlichkeit und Majestät). Seitdem und bis zu seinem Tod unternahm er viele erfolglose Bemühungen bei der spanischen Krone, um die Erlaubnis und Unterstützung zu erhalten, sein Werk zu drucken.

Über sein genaues Todesdatum besteht keine Sicherheit, da seine Leiche in einem Graben in den Straßen Imolas gefunden wurde. Deshalb nahm man an, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist, während er einen seiner gewohnten einsamen Spaziergänge als siebzigjähriger Geistlicher unternahm.

Das Werk: Das Kommen des Messias in Herrlichkeit und Majestät

Trotz früherer Verbote wurde La venida del Mesías en gloria y majestad (Das Kommen des Messias in Herrlichkeit und Majestät) nach seinem Tod in Cádiz unter dem jüdischen Synonym Juan Josafat Ben-Ezra veröffentlicht. 1816 wurde in London eine weitere Ausgabe auf spanisch erstellt, die von dem argentinischen General Manuel Belgrano finanziert wurde. Das Buch wurde im gleichen Jahr vor den spanischen Justizbehörden verklagt und der von der Heiligen Kongregation des Offiziums (Glaubenskongregation des Vatikans) am 15. Januar 1819 zum Index Librorum Prohibitorum der Inquisition zugefügt.

Es ist bemerkenswert, dass die Feinde des Werkes ihre besondere Sorge zum Ausdruck brachten, dass die Ideen Lacunzas sogar im konservativsten und kämpferischsten Klerus Bewunderung auslösten. Diese Anziehungskraft wurde angeprangert, zum Beispiel 1824 in einer öffentlichen Schmährede in Madrid, untertitelt Observaciones para precaverlo de la seducción que pudiera ocasionarle la obra ("Vorbeugende Hinweise, um der Öffentlichkeit die Verlockungen zu ersparen, die das Werk verursachen könnte").

Eine englische Übersetzung wurde von Edward Irving, dem Vorreiter der frühen katholisch-apostolischen Gemeinden unter dem Titel The Coming of the Messiah 1827 veröffentlicht. Für Irving kam die Lektüre des Werkes einer Offenbarung gleich. Jener Geistliche studierte in der Tat intensiv spanisch - mit dem einzigen Ziel Lacunza zu übersetzen.

Das Buch Lacunzas übte großen Einfluss auf die Eschatologie der katholisch-apostolischen Gemeinden und vieler aus ihr hervorgegangenen apostolischen Gemeinschaften aus. Auch die größte der apostolischen Gemeinschaften, die Neuapostolische Kirche, wurde in ihrer Eschatologie nachhaltig von Lacunzas Vorstellungen geprägt.

Auf Grund der englischen Übersetzung von Lacunza durch Edward Irving, nahm das Buch großen Einfluss auf eine der größten Entwicklungen des Chiliasmus des 19. Jahrhunderts.

Zum Beispiel bewirkten Lacunzas Theorien und die seiner Nachfolger in der angelsächsischen Welt die amerikanische Bewegung des Millerismus, mit ihrem Führer, dem Prediger William Miller. Gleichzeitig könnte man feststellen, dass Lacunza durch den Millerismus auch auf die heutigen geistigen Erben besagter Bewegung Einfluss nahm: Die Siebten-Tags-Adventisten und die Zeugen Jehovas.

Bemerkenswert ist hier der Umstand, dass das Werk eines Mannes, der sich selbst als katholisch-orthodox bezeichnete (also streng katholisch), als klassischer Text des (aus katholischer Sicht) "heterodoxen protestantischen“ Christentums endet.

Lacunzas Ideen

Der Jesuit war überzeugt, dass er während seines Exils einige „neue, wahrhaftige, solide, unleugbare und äußerst wichtige Entdeckungen“ für die Theologie gemacht habe.

Es gibt zwei Auffassungen, die die Grundlage für den Rest der mühsam ausgearbeiteten theologischen „Entdeckungen“ Lacunzas darstellen.

Einerseits verwarf Lacunza die Idee des Weltuntergangs als einen Moment der Ausrottung oder Zerstörung der Schöpfung:

Er lehnt es ab, dass die Welt, "die von Gott als materielle Körper oder Himmelskörper geschaffen wurden, (einer von ihnen ist unserer, auf dem wir wohnen) aufhören oder wieder ins Chaos zurückkehren soll (…) diese Idee finde ich nicht in der Schrift, eher noch des Öfteren das Gegenteil, und darin sind sich die besten Übersetzer einig".

Andererseits begründete er, dass die biblischen Aussagen Ende des gegenwärtigen Jahrhunderts und Ende der Welt sich auf zwei verschiedene Momente beziehen.

Er versteht das „Ende des gegenwärtigen Jahrhunderts“ oder den „Tag des Herrn“ als einfachen Abschluss einer Entwicklung der menschlichen Geschichte. Diese werde abgeschlossen durch das Kommen Christi und den Beginn seines Reiches auf der Erde, durch Abschluss durch das göttliche Gericht an den Lebenden. Dieses Ereignis würde auch die Umkehr des jüdischen Volkes kennzeichnen. Von da an müsste eine neue Gesellschaft entstehen, gekennzeichnet durch ein tausendjähriges Reich der Gerechtigkeit und des Friedens.

Nach Auffassung von Lacunza würde man nach den biblischen Prophezeiungen für die Periode vor dem „Tag des Herrn“, eine allgemeine Abtrünnigkeit der Katholischen Kirche erwarten können. Deswegen würde die Kirche Teil des Antichristen werden, welcher nicht als Individuum verstanden wird, sondern als „moralischer Körper“ (als Geistesströmung), der alle Abtrünnigen und Gottesleugner der Erde in sich vereint.

Dieser Punkt seiner Theologie war besonders strittig, weil die offizielle Kirche sich im letzten Kampf um das Gute und das Böse auf der falschen Seite halten würde. Dieser Punkt verursachte letztendlich die vatikanische Verurteilung seines Werkes.

Die Auferstehung der Toten verstand er als das „Ende der Welt“ und das Endgericht als Verwandlung der physischen Welt in eine ewige. Dieser Vorgang sollte, laut ihm, nach den tausend Jahren der Herrschaft Christi auf der Erde stattfinden.

Chronist im Exil und in der Verfolgung

Lacunza war auch in der Verbannung und in der Zeit seiner intellektuellen Verfolgung ein bedeutsamer Chronist. Da er selbst in der Verbannung lebte und ständig von der Obrigkeit blockiert wurde, erhielten seine persönlichen Briefe schließlich Wertschätzung in Chile.

Er schrieb von den verschlechterten Bedingungen eines Verbannten. „Alle sehen auf uns (auf die verbannten Jesuiten) wie auf einen komplett trockenen Baum, der nicht mehr wiederzubeleben ist oder wie auf einen toten Körper, verschüttet im Vergessen (…) In der Zwischenzeit geht es mit uns zu Ende. Von 352 (Jesuiten), die aus Chile kommen, bleibt grade mal die Hälfte, und von ihnen sind die meisten krank oder zu nichts mehr zu gebrauchen.“

Auszug aus der Bewertung seines Heimatlandes: „Niemand kann wissen was Chile bedeutet, wenn er es nicht verloren hat“.

Aus den Verhältnissen, in denen ein Verbannter den Verstand verlieren kann: „Ignacio Ossa, der Bruder von Doña María ist verstorben; der andere Bruder, Martín, ist schon vor drei Jahren gestorben. Antomas, obwohl er immer schon verrückt war, ist jetzt vollends durchgedreht; er war in der öffentlichen Irrenanstalt; aber weil er nicht aggressiv ist, haben wir ihn bei uns aufgenommen, wohl unter Verschluss, weil er sonst ausbrechen würde“.

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