Apostellose Zeit

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War Johannes der letzte Apostel?

Als Apostellose Zeit wird in einigen apostolischen Gemeinschaften die Zeit nach dem Tod des letzten Apostels[1] der Urkirche, bis zur Wiedererweckung des Apostelamtes in den katholisch-apostolischen Gemeinden verstanden. Insbesondere nach der Lehre der Neuapostolischen Kirche konnten nach dem Tod des letzten Urapostels die Sakramente nicht mehr im vollen Umfang gespendet werden, allerdings war Gottes Gnade immer für die Menschen fühlbar.[2] Von daher versucht die NAK diese "apostellose Zeit" zu erklären.

Inhaltsverzeichnis

Der letzte Apostel

Wer der letzte lebende Apostel war ist nicht wirklich bekannt, die Bibel lässt diese Frage offen. Sie berichtet in der Apostelgeschichte lediglich ein letztes Mal vom Tode des Apostels Jakobus, der von Herodes getötet wurde.[3] Anschließend berichtet die Apostelgeschichte über die weiteren Erlebnisse von Aposteln wie Paulus und Petrus. Dennoch gibt es biblische Hinweise im Johannesevangelium 21, 21 - 23 dass dieser Apostel Johannes gewesen sein könnte.[4] Er soll schließlich eines natürlichen Todes gestorben sein.[5]

Gründe die für die Apostellose Zeit sprechen könnten

 
Bischöfe wie Kilian wurden mit Aposteln verglichen

Die Apostel der Bibel benannten bzw. erkannten neue Apostel an wie z.B. Junia, Barnabas oder Matthias. Das Ausbleiben neuer Ordinationen von Aposteln in den nachfolgenden Jahren, spricht dafür, dass dieses Amt für viele Jahre nicht mehr besetzt werden konnte. Stattdessen wurde das Bischofsamt in ein höheres Bewusstsein gerückt und sogar mit dem Apostelamt verglichen bzw. als in diesem aufgegangen betrachtet.

Gründe die gegen die Apostellose Zeit sprechen könnten

Die Mormonen hingegen gehen sogar davon aus, dass Johannes überhaupt nicht gestorben ist und begründen dies mit den Worten aus Johannes Kapitel 21:

„Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, welchen Jesus liebhatte, der auch an seiner Brust beim Abendessen gelegen war und gesagt hatte: HERR, wer ist's, der dich verrät? Da Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: HERR, was soll aber dieser? Jesus spricht zu ihm: So ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach! Da ging eine Rede aus unter den Brüdern: Dieser Jünger stirbt nicht. Und Jesus sprach nicht zu ihm: "Er stirbt nicht", sondern: "So ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?" [6]

Nach der Beweisführung der Mormonen gäbe es keine Apostellose Zeit, daneben gibt es in dem buddhistisch, taosistisch und christlich angehauchten Buch Leben und Lehren der Meister im Fernen Osten die Behauptung, dass sämtliche zwölf Apostel den Tod überwunden hätten und zusammen mit Jesus Christus auf der Erde leben würden.[7] Das Buch wird allerdings auf Grund von fehlenden Beweisen für die Reise des Autors Baird T. Spalding mit Skepsis betrachtet und vermischt die verschiedenen Glaubensansätze miteinander zu einer Neuen Religiösität.[8] Das bedeutet, das sämtliche Religionen als gleichrangig oder gleichberechtigt angesehen werden und miteinander vermischt werden.[9]

Die katholische und orthodoxe Kirche gehen davon aus, dass die Bischöfe das Amt der Apostel übernommen haben.[10] Ferner wurden manche dieser Bischöfe mit dem Ehrentitel Apostel bedacht wie z.B. Ansgar der Apostel des Nordens oder Kilian der Apostel Frankens.[11]

Historische Entwicklungen des Christentums während der Apostellosen Zeit

 
Kaiser Konstanin ermöglichte es dem Christentum sich frei zu entfalten
 
Martin Luther

Die Apostellose Zeit beginnt mit dem Tod des letzten Apostels und dauert insgesamt ungefähr 1.700 Jahre.[12] Bis zum Jahr 1832 gab es das Apostelamt nicht.[13]

Die christliche Religion begann sich schließlich nach dem Tod des letzten Apostels weiter zu entwickeln. Ursprünglich waren die Christen eine verfolgte Gemeinschaft und wurden als Sekte in seiner ursprünglichen Bedeutung empfunden. Daneben entstand in einem langen Prozess von Konzilen der biblische Kanon. Im Jahr 313 verkündigte der römische Kaiser Konstantin Glaubensfreiheit für das Christentum, später im Jahr 380/381 wurde das Christentum von Kaiser Theodosius zur Staatsreligion erhoben.[14]

Daneben begann das Mönchtum damit den christlichen Glauben bekannter zu machen.[15] Die christliche Kirche erlebt ihre erste Kirchenspaltung im Jahr 1054 durch das Morgenländische Schisma in die Römisch-katholische Kirche und die Orthodoxe Kirche.[16] Dieses Morgenländische Schisma entstand durch kirchenpolitische Verwicklungen am Kaiserhof von Byzanz und interne Spannungen im Konstantinopeler Patriarchat.[17] Schließlich gab es Kritik der Liturgie und der Rituale wie das samstägliche Fasten, was dazu geführt hat, dass die erste Kirchenspaltung eingetreten ist.[18]

Kurz darauf begannen die Heiligen Kreuzzüge (1097 - 1270).[19] Der erste Vorläufer eines solchen Kreuzzuges war der Volkskreuzzug der von April bis Oktober 1096 abgehalten wurde. Insgesamt folgten diesem Kreuzzug 40.000 Männer, Frauen und Kinder, die auf Geheiß von Papst Urban II. Jerusalem zurückerobern wollten.[20] Es folgten zahlreiche Kreuzzüge, und Taten wie die unten beschriebene, ereigneten sich während dieser Kreuzzüge.

„In Maara kochten unsere Leute die erwachsenen Heiden in Kesseln, zogen die Kinder auf Spieße und aßen sie geröstet.“

Radulf von Caen: Gesta Tancredi In Expeditione Hierosolymitana.[21]

Die römisch-katholische Kirche wurde zunehmend kritisiert auf Grund ihrer Verweltlichung, da das Evangelium nicht mehr im Mittelpunkt stand.[22] Beispiele sind Petrus Waldes der versuchte die Bibel in den südfranzösisch/okzitanischen bzw. frankoprovenzalischen Dialekt zu übersetzen.[23] Hierbei versuchte er dem Wort:"Verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“ (Markus 16,15) nachzufolgen. Auch andere kritisierten die Verweltlichung wie Jan Hus der zum Widerruf seiner Aussagen gezwungen werden sollte.[24] Seit dem 13. Jahrhundert wirkte außerdem die Heilige Inquisition, der auch Jan Hus und die Wiedertäufer zum Opfer fielen.[25]

Schließlich begann mit Martin Luther die Reformation.[26] Seine Auslegung war, dass niemand auf Grund seiner guten Werke zu Gott komme, sondern nur durch den Glauben an das Opfer von Jesus Christus.[27] Diese Auffassung stand dem Ablasshandel im Wege, der wie folgt definiert wurde:

„Ablass ist der Nachlass zeitlicher Strafe vor Gott für Sünden, deren Schuld schon getilgt ist; ihn erlangt der entsprechend disponierte Gläubige unter bestimmten festgelegten Voraussetzungen durch die Hilfe der Kirche, die im Dienst an der Erlösung den Schatz der Sühneleistungen Christi und der Heiligen autoritativ verwaltet und zuwendet.[28]

Martin Luther war nicht alleine, sondern wurde von Ulrich Zwingli, Jean Calvin und Fürsten und Bauern unterstützt.[29] Außerdem übersetzte er die Bibel ins Deutsche. Es kam schließlich zur Kirchenspaltung und die Protestantische Kirche entstand.[30] In dieser Kirche kam es allerdings noch zu Lebzeiten Luthers zu einem Streit über das Abendmahlsverständnis.[31]

Die Katholische Kirche versuchte sich schließlich einer Gegenreformation zu unterziehen und sich stärker mit der Bibel auseinander zu setzen.[32] Im 19. Jahrhundert entstanden die Freikirchen.[33]

Im gleichen Zeitraum entstand durch die Erweckung in Europa die Apostolische Bewegung. Bereits 1832 wurde das Apostelamt wieder aufgerichtet und nach 1260 Tagen wurden am 14. Juli 1835 die zwölf Apostel der Katholisch-apostolische Gemeinden ausgesondert. Eine Ordination eines Apostels fand bis zu diesem Zeitpunkt explizit nie statt![34]

Theologische Bedeutungen für die Apostolischen Gemeinschaften

 
Die Apostel der KAG

Für die Katholisch-Apostolische-Gemeinden

Die Apostellose Zeit hatte für die KAG folgende Bedeutung:

„Die Kirche ist durch den Verlust des apostolischen Amtes nicht von Christus, ihrem himmlischen Haupt, getrennt worden. (...) Mit dem Aufhören apostolischer Wirksamkeit zog sich nicht etwa der Hl. Geist aus der Kirche zurück. Sondern Gott der Hl. Geist ist auch in den Zeiten des tiefsten Verfalls in der Kirche gegenwärtig gewesen. Das Wort Gottes und die Sakramente des Lebens, Taufe und Abendmahl, haben immer und überall ihre göttliche Segenskraft bewiesen. Alles, was zur Seligkeit des einzelnen notwendig ist, hat sich sogar zur Zeit der größten Armut und Dunkelheit in der Kirche gefunden.[35]

Für die NAK

Die NAK kann auf die Frage warum es diesen Zeitabschnitt überhaupt gegeben hat, keine klare Antwort geben.[36] Sie schreibt dazu, dass diese Unterbrechung im Willen Gottes lag und ein Geheimnis des göttlichen Waltens bleibt.[37] Dennoch wird das Wirken des Heiligen Geistes während dieser Zeit nicht bestritten.[38]

Die NAK bezeugt, dass aufgrund des Heiligen Geistes während der apostellosen Zeit, der biblische Kanon und viele Grundlagen der Kirchenväter zustande gekommen sind.[39] Auch die Wassertaufe während dieser Zeit ist vollkommen gültig, daneben hat sie dazu geführt, dass sich das Christentum weiter ausbreiten konnte.[40]

Für die VAG

Die VAG kann sich der o. g. KAG-Aussage anschließen, wobei sie nach ihrem Kirchen- und Amtsverständnis nicht davon ausgeht, dass es ein "Ende apostolischer Wirksamkeit" gegeben hat. Somit gibt es für die VAG auch keine "apostellose Zeit", da sie davon ausgeht, dass apostolischer Dienst in der Kirche nicht an einen Amtstitel "Apostel" gebunden ist. Apostolischer Dienst hat also in der Kirchengeschichte nach Auffassung der VAG immer statt gefunden und findet auch heute außerhalb von apostolischen Gemeinden statt.

Für die Twelve Apostles' Church in Christ

Die TACC geht nicht davon aus, dass es eine apostellose Zeit gab, sondern lehrt, dass die Apostel durchweg das Amt weitergaben und so über die vielen Jahrhunderte bis heute aktiv waren. Leider gibt es für diese Behauptung keine Belege oder auch Versuche es nachzuweisen, lediglich die Begründung, dass die Apostel im Verborgenen lebten und arbeiteten und von der römisch-katholischen Kirche nicht akzeptiert/verworfen wurden.

Einzelnachweise

  1. http://www.bischoff-verlag.de/public_vfb/pages/Downloads/Downloads_UF/lehreunderkenntnis/LEO_0611_dt.pdf
  2. http://www.bischoff-verlag.de/public_vfb/pages/Downloads/Downloads_UF/lehreunderkenntnis/LEO_0611_dt.pdf
  3. Apostelgeschichte 12, 1 ff
  4. Johannes 21, 21 - 23
  5. The Acts of the Apostles, The Acts of John and Eastern Orthodox Oral Tradition
  6. Johannes 21, 21 - 23
  7. Baird T. Spalding (1927): Leben und Lehren der Meister im Fernen Osten Band II
  8. http://en.wikipedia.org/wiki/Baird_T._Spalding
  9. Lehre und Erkenntnis Zusammenfassung Band 6 (2007),1. Auflage, S. 59, Verlag Friedrich Bischoff
  10. http://www.wissen.de/lexikon/apostel-theologie
  11. http://www.wissen.de/lexikon/apostel-theologie
  12. http://www.sekten.ch/ex-site/links/nak/steurich8.pdf
  13. NAK, 1. Auflage (2012): Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Verlag Friedrich Bischoff, Punkt 7.5.2, S. 298
  14. NAK, 1. Auflage (2012): Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Verlag Friedrich Bischoff, Punkt 11.2.1 + 11.2.2, S. 380 + 381
  15. NAK, 1. Auflage (2012): Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Verlag Friedrich Bischoff, Punkt 11.2.2, S. 381
  16. NAK, 1. Auflage (2012): Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Verlag Friedrich Bischoff, Punkt 11.2.2, S. 382
  17. http://www.oki-regensburg.de/sch_1054.htm
  18. http://www.oki-regensburg.de/sch_1054.htm
  19. NAK, 1. Auflage (2012): Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Verlag Friedrich Bischoff, Punkt 11.2.2, S. 382
  20. John J. Norwich: Byzantium – The Decline and Fall. Penguin Books, Edmonton 1996, S. 33
  21. Amin Maalouf: Der Heilige Krieg der Barbaren. Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber. München 1996, S. 53
  22. NAK, 1. Auflage (2012): Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Verlag Friedrich Bischoff, Punkt 11.2.3, S. 382
  23. Jean Paul Perrin, History of the Old Waldenses Anterior to the Reformation, (New York: 1884), S.22
  24. Richard Friedenthal: Jan Hus; München 3. Auflage 1984; S. 294
  25. http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=2998
  26. NAK, 1. Auflage (2012): Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Verlag Friedrich Bischoff, Punkt 11.2.4, S. 382
  27. NAK, 1. Auflage (2012): Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Verlag Friedrich Bischoff, Punkt 11.2.4, S. 383
  28. Canon 992
  29. NAK, 1. Auflage (2012): Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Verlag Friedrich Bischoff, Punkt 11.2.4, S. 383
  30. http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Luther
  31. http://de.wikipedia.org/wiki/Abendmahlstreit
  32. NAK, 1. Auflage (2012): Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Verlag Friedrich Bischoff, Punkt 11.2.5, S. 384
  33. NAK, 1. Auflage (2012): Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Verlag Friedrich Bischoff, Punkt 11.2.5, S. 384
  34. Reichsgottesgeschichte Band 1
  35. Ludwig Albrecht: Abhandlungen über die Kirche, Marburg 1982, S 65
  36. Prof. H. Obst, 1996, Friedrich Bahn Verlag Neukirchen – Vluyn „Neuapostolische Kirche – die exklusive Endzeitkirche?“,S.193
  37. NAK, 1. Auflage (2012): Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Verlag Friedrich Bischoff, Punkt 7.5.2, S. 298
  38. NAK, 1. Auflage (2012): Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Verlag Friedrich Bischoff, Punkt 7.5.2, S. 298
  39. NAK, 1. Auflage (2012): Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Verlag Friedrich Bischoff, Punkt 11.2, S. 380
  40. NAK, 1. Auflage (2012): Katechismus der Neuapostolischen Kirche, Verlag Friedrich Bischoff, Punkt 11.2, S. 380