Apostolische Bewegung

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Version vom 20. Dezember 2020, 20:41 Uhr von Daniel (Diskussion | Beiträge) (katholisch-apostolische Bewegung)
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Apostolische Bewegung ist der Überbegriff für sämtliche religiöse Anschauungen, welche auf die Wiederherstellung des Apostelamtes ausgerichtet sind. Der Begriff apostolische Bewegung ist weitaus weiterzufassen als die Konfessionsgruppe der Apostolischen Gemeinschaften, die natürlich aus der apostolischen Bewegung hervorgegangen sind und den organisierten Bereich der apostolischen Bewegung darstellen.


Inhaltsverzeichnis

Kerngedanke und Ursprung

 
Albury-Konferenz im Jahr 1826

Vereinfacht gesagt geht es den hier zusammengefassten Kirchen um den (wiedererweckten) apostolischen Dienst bzw. das Amt und ein Modell der urchristlichen Gemeinde mit dem Anspruch, dieses als ökumenisches Modell der Christenheit anzubieten.

Hinzukommen der Endzeitgedanke, der Verfall von Staat und Kirche, und die Wiederherstellung von neutestamentlichen Ordnungen und gewisse charismatische Elemente.

Bezugnehmend auf einen ihrer frühen Vertreter, Edward Irving, wurde und wird die Konfessionsgruppe der apostolischen Gemeinschaften manchmal und fälschlicherweise auch als Irvingianer bezeichnet. Auch in anderen Sprachen wie dem Englischen oder Französischen (Irvingites) ist dies der Fall.

Einflüsse

Die apostolische Bewegung wurde selbst beeinflusst, hat aber auch etliche andere Bewegungen selbst mitbeeinflusst. Man kann hier in vielen Fällen auch von einer Wechselwirkung sprechen.

  • Erweckungsbewegung in Schottland und England
  • Brüderbewegung
  • Het Reveil
  • Innere Mission
  • Anglokatholizismus
  • Restauration Movement

Apostolische Bewegung wurde beeinflusst:

  • Calvinismus - insbesondere die neuapostolische Bewegung
  • Romantik - insbesondere katholisch-apostolische Bewegung

Apostolische Bewegung hat beeinflusst:


Die apostolische Bewegung stellt eine Art Mittelweg zwischen römisch-katholischer Kirche und Protestantismus dar. Deutlich macht sich hier auch der Anglikanische Einfluss bemerkbar. Aber auch calvinistische, freikirchliche, charismatische und katholische Elemente flossen hier zusammen. Auch die Anhänger dieser Bewegung kamen aus den verschiedensten Gruppen.

Bewegung

Die apostolische Bewegung in ihrer Erscheinungsform passt zur Definition einer sozialen Bewegung oder zeigt zumindest deutliche Parallelen auf:

Die Bewegungen durchlaufen idealtypisch mehrere Phasen: erste Auseinandersetzungen mit dem Problem, Thematisierung (meistens vor allem Ablehnung des Bestehenden), Formierung von Initiativen, Gruppen und Verbänden wobei es zu Kooperationen, Allianzen aber auch Gegnerschaft kommt, eine Vielfalt von demonstrativen Akten, oftmals symbolischen, aber auch konkreten direkten Aktionen; mitunter treten mehr oder weniger charismatische Anführer auf, Alternativen zum Bestehenden werden entwickelt, die Etablierung im Alltag angestrebt.[1]

Auch die apostolische Bewegung durchlief klassisch diese Phasen: Problem (Verfall der Kirche und Gesellschaft), Thematisierung (vor allem in den Albury-Konferenzen), Initiativen und Gruppen (Albury, Frühform der Londoner Gemeinden), Kooperationen (Kontakte zwischen den einzelnen Gruppen werden immer enger), Gegnerschaft (etablierte Kirchen, bspw. Presbyterium der Gemeinde Edward Irvings), charismatische Anführer (Edward Irving, englische Apostel), Etablierung (Kirchwerdung nach 1835).

Typisch an einer sozialen Bewegung ist, dass zunächst sehr offene informelle Organisationsformen vorherrschen. Im Allgemeinen beginnen bald nach dem Entstehen einer Bewegung die Menschen damit, Strukturen zu schaffen (Vereine, Initiativen, u. ä.) Im weiteren Verlauf geschieht es oft, dass die Bewegung aus den Köpfen und Herzen der Menschen verschwindet oder nicht mehr wahrgenommen wird, während Strukturen und Formen, die sich daraus entwickelt haben, weiter existieren und wirken [2]

Ähnliches trifft auch auf die Enwicklung der apostolischen Bewegung zu. Als die Kirchwerdung- also die Entstehung einer Struktur - begann, wandten sich etliche auch von der Bewegung ab; auch Mitläufer oder Sympathisanten der Bewegung nahmen nicht die gesamte Entwicklung mehr wahr. Ähnliches passierte auch in Karlshuld, wo nachdem die Strukturen - wenn auch sehr viel später- kamen, nur ein Teil der von der dortigen Bewegung ergriffenen auch den Schritt in die Organisation der katholisch-apostolischen Gemeinden machten.

katholisch-apostolische Bewegung

Siehe auch: Katholisch-apostolische Gemeinden

Als katholisch-apostolische Bewegung wird oftmals der ältere (und originäre) Teil der apostolischen Bewegung genannt, der sich nach 1835 in den katholisch-apostolischen Gemeinden firmierte. Zwischen 1833 und 1847 kann man von einer Kirchwerdung sprechen. Somit fand die Bewegung hier ihre organisatorische Form. Oftmals wird die Frühphase der katholisch-apostolischen Geschichte (etwa zwischen 1789/1815 und 1835) als Zeit der katholisch-apostolische Bewegung bezeichnet, womit man ausdrücken möchte, dass hier organisatorische Formen sich noch nicht ausgebildet hatten.

Weiterhin gibt es jedoch seit dem Tode des letzten katholisch-apostolischen Apostels, Francis Valentine Woodhouse, eine Art neo-katholisch-apostolische Bewegung. Diese nimmt für sich in Anspruch das katholisch-apostolische Erbe zu transportieren und am Leben zu erhalten. Teile dieser Bewegung finden sich in verschiedenen christlichen Kirchen, teilweise auch in geistlichen Funktionen. Beispielsweise seien hier Johannes Albrecht Schröter und Reiner-Friedemann Edel genannt. Ein anderer Teil dieser neo-katholisch-apostolischen Bewegung hat seinen Niederschlag in diversen Neugründungen von Gemeinden und Gemeinschaften gefunden:

neuapostolische Bewegung

siehe auch: Geschichte der Neuapostolischen Kirche

Als neuapostolische Bewegung wird der jüngere Teil der apostolischen Bewegung bezeichnet. Dieser Begriff ist jedoch relativ ungenau und sehr weitfassend. Als neuapostolische Bewegung im engeren Sinne kann die Vor- und Frühgeschichte der Neuapostolischen Kirche von 1863-1897 bezeichnet werden. Sie beginnt genau genommen jedoch schon 1860 oder gar vorher.

Kerngedanke der neuapostolischen Bewegung ist, dass der 1835 wiederhergestellte (oder wiederaufgerichtete) Apostolat nicht aussterben dürfe, sondern dass es vielmehr dem Willen Gottes entspreche, dass vakante Apostelstellen wieder besetzt werden.

Nachdem man mit dem Kundtun, dass mit Rudolf Rosochaky ein neuer Apostel gerufen wurde und die katholisch-apostolische Gemeinde in Hamburg diesen als Apostel Jesu Christi anerkannte, beginnt das eigentliche Auftreten der neuapostolischen Bewegung. Der Prozess der Kirchwerdung setzte in Ansätzen zwar sofort ein, jedoch fand diese mit der Entfaltung typischer neuapostolischer Lehren (Entschlafenenwesen, Stammapostelamt) und dem Entwickeln einer eigenen Liturgie (unter Einfluss des Calvinismus) erst gegen 1897 ein eigentliches Ende. Teile der Hersteld-Apostolischen machten diese Kirchwerdung nur bis zu einem bestimmten Umfang mit und bewahrten wesentlich länger den Charakter einer Bewegung.

Als geistiger Vater (vielleicht auch wider Willen) könnte der katholisch-apostolische Apostel Thomas Carlyle bezeichnet werden. Sein Wirken in seinem zugewiesenen Stammgebiet Norddeutschland legte Grundlagen, aus denen die neuapostolische Bewegung erwuchs. Massiven Einfluss auf die neuapostolische Bewegung und ihre Entwicklung hatten Friedrich Wilhelm Schwarz, Friedrich Wilhelm Menkhoff und Friedrich Krebs.

Aus der neuapostolischen Bewegung sind im Laufe der 150 Jahre zahlreiche, recht unterschiedliche Gemeinschaften hervorgegangen. Einzig verbindendes Element ist für diese Gemeinschaften die "Abstammung" aus der neuapostolischen Bewegung oder aus der Neuapostolischen Kirche selbst

Apostolische Bewegung heute

Auch in der Gegenwart kann man noch von einer apostolischen Bewegung sprechen. Diese besteht aus den Mitgliedern der apostolischen Konfessionen, aber in gewisserweise auch aus Personen, die aus verschiedenen Gründen dort nicht mehr ihren Platz haben, aber noch apostolische Aussagen vertreten. Zu dieser Gruppe gehören viele aus katholisch-apostolischen Familien, die die aktuelle Situation der Gemeinden verlassen haben, aber die Wiederaufrichtung des Apostolates nicht anzweifeln. In gewisserweise gehören hierzu auch etliche Geistliche anderer Konfessionen mit einem katholisch-apostolischen Hintergrund. Auch ehemalige Mitglieder anderer Konfessionen sind oftmals bis zu einem gewissen Grad noch Teil der apostolischen Bewegung, wirken sie doch oftmals als Multiplikatoren für den apostolischen Gedanken.

siehe auch

Einzelnachweise