Neuapostolische Kirche Berlin-Brandenburg

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Basisdaten
Bezirksapostel(Präsident): Wolfgang Nadolny
weitere Apostel: Klaus Katens
Sitz der Gebietskirche: Berlin
älteste Gemeinde : Berlin (1865) 1879
gegründet: 1905
Unterbezirke: 6 (Stand: 01.01.2021)
Gemeinden: 75 (Stand: 01.01.2021)
Mitglieder: 23.131 (Stand: 01.01.2021)
Amtsträger: 1.073 (Stand: 01.01.2021)
Website: www.nak-berlin-brandenburg.de/

Die Neuapostolische Kirche Berlin-Brandenburg war eine Gebietskirche der Neuapostolischen Kirche und umfasst – bis auf wenige Abweichungen – Berlin und Brandenburg.

Ferner werden von der Gebietskirche - ausserhalb Deutschlands- auch Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Mongolei, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan und Mittel-Asien betreut. Dort sind die Apostel Sergey Petrowitsch Bastrikov, Vladimir Lazarev und Marat Akchurin tätig. Bis zu seinem Ruhestand im März 2014 war Bezirksapostelhelfer Viktor Bezgans für ganz Russland zuständig. Seit 2005 wird die Kirche von Bezirksapostel Wolfgang Nadolny geleitet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte: Erstes apostolisches Wirken in Berlin

Berlin gehörte zum Arbeitsbereich des katholisch-apostolischen Apostels Carlyle. Dieser siedelte im Januar 1848 nach Berlin über und nahm dort seine Tätigkeiten auf. Am 19. März konnte er inmitten der Wirren der Märzrevolution 1848 zum ersten Mal das Sakrament der apostolischen Handauflegung in einem Gottesdienst in Berlin feiern.

Karl Born schreibt in "Das Werk des Herrn unter Aposteln" über diese Ereignisse: "Die Kandidaten mußten die aufgerichteten Barrikaden überklettern, an denen am Tage zuvor Straßenkämpfe stattgefunden hatten. Der Dienst wurde gehalten in dem Tagungsraum eines Hotels in der Friedrichstraße gleichzeitig mit der ersten Feier der hl. Eucharistie. Es war dies der einzige Gottesdienst, der in Berlin in der Innenstadt an diesem Sonntag stattfand; alle Gotteshäuser blieben unter den Auswirkungen der Revolutionswirren geschlossen. - Damit war die Gemeinde in Berlin als die erste in Preußen aufgerichtet. Ihr Vorsteher war zunächst der Evangelist Charles Böhm und dann seit 20.8.1848 der ehemalige evangelische Pastor Carl Rothe, der zu den 60 Versiegelten des 19. März 1848 gehörte und zunächst als Ältester und seit dem 17. April 1849 als Engel der Gemeinde vorgestanden hat. Sein erster Engelgehilfe wurde der Obertribunalrat Friedrich Rathmann. - Die folgenden Gottesdienste waren in einem gemieteten Saal in der Zimmerstraße Nr. 78 und, als dieser zu klein wurde - nach 3 Jahren -, in dem großen Bechsteinsaal in der Johannisstraße Nr. 4. Im April 1861 erhielt die Gemeinde ihre eigene Kapelle in der Stallschreiberstraße 8 A."

Wirken der Allgemein christlich apostolischen Mission in Berlin

Durch die Rufung von Rudolf Rosochacki und später von Carl Wilhelm Louis Preuß und Friedrich Wilhelm Schwarz zu Aposteln, kam es zu einer Kirchenspaltung in Hamburg und zur Gründung einer Gemeinde "neuer Ordnung" - der Allgemein christlich apostolische Mission. Auch in Berlin schlossen sich einige wenige katholisch-apostolische Gemeindemitglieder der AcaM an. Die Leitung der wenigen Gläubigen, die sich in Berlin an die Hamburger Gemeinde hielten, übernahm der Prophet Geyer. Am 24. Dezember 1865 zeigte er dem Königlichen Polizei-Präsidium die erste "Missions- und Bibelstunde" an, die in seiner Wohnung, Linienstraße 103, stattfand. Im März 1866 wurde beim Polizeipräsidium eine Mitgliederliste eingerichtet. Diese umfaßte neben Geyer 15 Namen, darunter auch den Porzellanhändler Ludwig Bösecke. Dieser war schon im Oktober 1864 in Hamburg zum Apostel für Schlesien berufen worden, ging jedoch offenbar auf Bitten des Apostels Preuß nach Berlin, um dort bei der Gemeindegründung zu helfen. Die kleine Gemeinde der AcaM versammelte sich ab 1866 in einem Schuhmacherkeller in der Frankfurter Allee, Ecke Fruchtstraße.

Die kleine AcaM-Gemeinde versammelte sich in Berlin mit jeweils 12-16 Personen bis zum Sommer 1866 regelmäßig. Danach fanden Versammlungen nur noch in größeren Abständen statt. Grund hierfür war, das Geyer für längere Zeit zu seiner Familie und der Gemeinde nach Hamburg zurückgekehrt war. Apostel Bösecke hatte bereits im Mai 1866 Berlin wieder verlassen. Ab Dezember 1866 kam die Gemeinde vorübergehend in Geyers neuer Wohnung (Sophienstr. 18 II) zusammen; ab Februar 1867 versammelte man sich in Böseckes Wohnung (Bergstr. 1/2, Hof, letzte Tür, 2 Tr.). Bis 1872 wirkte Apostel Bösecke sowohl in Berlin als auch in Hamburg und Umgebung. Nach 1872 wurde es ihm möglich, seiner Berufung entsprechend nach Schlesien zu gehen.

Die Berliner Gemeinde nach 1878

Ludwig Bösecke kehrte im Dezember 1878 aus Schlesien nach Berlin zurück, um die dortige Gemeinde, "welche sich inzwischen aufgelöst hatte, wieder zusammenzubringen".[1] Die von ihm am 12. Dezember 1878 eingereichte Mitgliederliste umfaßt noch 10 Namen. Bösecke rief zu seiner Unterstützung den Priester Ernst Traugott Hallmann aus Schlesien nach Berlin und beauftragte ihn mit der Leitung der Berliner Gemeinde.

Priester Hallmann sorgte zunächst dafür, daß ein neues Gottesdienstlokal gesucht wurde und dem Gemeindemitglieder sich nicht mehr in einem Kellerraum versammeln mussten. Er mietete bei den Gemeindemitgliedern Richter, Fischerstraße 12 (im Altberliner Fischerkiez) eine Stube. Langsam wuchs die Gemeinde und man suchte einen neuen Versammlungsort. 1883 zog die Gemeinde in die Josephstraße 3 (am Michaelkirchplatz) auf den Hof in einen ehemaligen Pferdestall und richtete ihn als Versammlungsstätte her. Hier versammelten sich anfänglich sich etwa 40 Seelen zum Gottesdienst.

1884 übernahm Apostel Friedrich Krebs von Apostel Bösecke die Betreuung der Berliner Gemeinde. Im November 1886 stellte man die Weise, wie der Gottesdienst gefeiert wurde, von der traditionellen katholisch-apostolisch inspirierten Liturgie zur schlichteren- calvinistisch-geprägten - Gottesdienstform der Apostel Friedrich Wilhelm Menkhoff und Schwarz umgestellt. Ab Juli 1888 wurde der Name "Apostolische Gemeinde" verwendet.

Die Gemeinde Berlin entfaltete nunmehr auch missionarische Aktivitäten für das Umland. Von ihr ausgehend kam es ab den 1880er Jahren zu zahlreichen Gemeindeneugründungen. 1883/84 wurde mit der Gemeinde in Küstrin die zweite Gemeinde im Berliner Raum gegründet. 1887 folgte die Gemeinde in Eberswalde. Die Berliner Gemeinde wechselte in diesen Jahren wieder ihren Standort und mietete einen Fabrikraum in der Kleinen Markusstraße (an der Jannowitzbrücke) an. Sie zählte zu dieser Zeit ca. 100 Seelen und stand unter der Leitung des Ältesten Hallmann.

In den 1890er Jahren nahm das Wachstum der Gemeinden weiter zu und wurde immer stärker. In diesem Jahrzehnt entstanden im Berliner Raum unter anderem die Gemeinden Schöneberg, Nordwest (heute Charlottenburg), Reinickendorf und Tempelhof. 1897 empfing Ernst Hallmann in Hamburg das Apostelamt für Ostpreußen. Die Leitung der Berliner Gemeinden übernahm der Bischof Emil Klautzsch.

Entwicklung 1900-1945

Nachdem Stammapostel Krebs im Jahr 1905 verstorben war, wurde im Rahmen einer Ämterversammlung in Berlin Apostel Hallmann durch Stammapostel Niehaus von Ostpreußen wieder nach Berlin zurückgesandt. Die Gemeinden in und um Berlin bildeten nun den neu gegründeten Apostelbezirk Berlin, der 1905 aus vier Bischofsbezirken mit über 60 Gemeinden bestand. Im Jahr 1907 besuchte Stammapostel Niehaus Berlin erneut und ordinierte unter anderem die Apostelhelfer Woike und August Zander.

1918 war der Apostelbezirk Berlin auf 17.200 Seelen angewachsen, die in sechs Bezirke eingeteilt waren. Der Bezirksälteste Martin Lax wurde 1919 zum Apostelhelfer für Berlin eingesetzt. Nachdem 1922 Apostel Hallmann verstorben war, wurde am 14. Januar 1923 der Apostelhelfer Martin Lax von Stammapostel Niehaus zum Bezirksapostel für den Bezirk Berlin ordiniert.

1925 wurden die bestehenden 6 Bezirke umstrukturiert und erneut geteilt. So entstanden insgesamt 15 Unterbezirke. Insgesamt umfaßte der Apostelbezirk Berlin zum Ende des Jahres 1925 22.000 Seelen. 1934 war die Zahl auf 35.000 angewachsen. Der Bezirk umfasste neben Berlin und Brandenburg auch die neuapostolischen Gemeinden in Teilen Mecklenburgs und Pommerns, sowie auch den damaligen Gebieten Brandenburgs östlich der Oder.

Bezirksapostel Martin Lax mußte sich 1934 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzen lassen. Apostel Arthur Landgraf wurde zu seinem Nachfolger bestimmt.

In der NS-Zeit konnten zunächst weiter Gottesdienste gehalten werden. Die Kriegszeit brachte jedoch immer mehr Einschränkungen. Ab 1944 waren in Ostpommern und den Gemeinden östlich der Oder keine Gottesdienste mehr möglich. Der Apostelbezirk Berlin zählte Ende 1945 in Folge von Flucht, Vertreinbung und Zerstörung nur noch 24.430 Seelen. Der Wiederaufbau nach 1945 gestaltete sich der politischen Lage entsprechend schwierig.

nach 1945

1950 besuchte Stammapostel Bischoff zum ersten Mal seit 1941 den Berliner Bezirk. Ein Jahr später, am 3. Juni 1951, kam der Stammapostel erneut nach Berlin und ordinierte den Bezirksältesten Herbert Tiedt zum Apostel. Tiedt konnte so Bezirksapostel Landgraf deutlich entlasten, und war vor allem für die Gemeinden im Raum Mecklenburg zuständig, die vom Hamburger Bezirk übernommen worden waren.

Am 12. April 1953 setzte der Stammapostel in einem großen Gottesdienst in den Messehallen am Funkturm den bisherigen Bezirksältesten Wilhelm Schmidt zum Apostel. Apostel Schmidt hatte seinen Wohnsitz in Ostberlin und sollte vor allem die Betreuung der Bezirke in der DDR vornehmen. Nach dem Heimgang des Bezirksapostels Landgraf am 15.12.1956 wurde der Apostelbezirk Berlin geteilt. Apostel Herbert Tiedt übernahm als Bezirksapostel den neu geschaffenen Apostelbezirk Mecklenburg und Apostel Wilhelm Schmidt wurde beauftragt, den Bezirk Berlin-Brandenburg zu leiten.

Mauerbau

Der Tag des Mauerbaus, der 13. August 1961, bewirkte auch die einstweilige Trennung der Westberliner Gemeinden vom Rest des Bezirkes Berlin-Brandenburg. Auch Berliner Gemeindemitglieder wurde dadurch von ihren angestammten Gemeinden getrennt. Bezirksapostel Schmidt konnte die Gemeinden in Berlin (West) nicht mehr besuchen. Nachdem deutlich wurde, dass die Mauer kein kurzweiliges Bestehen haben würde, ordnete Stammapostel Schmidt im Dezmeber 1961 an, daß Apostel Hermann Knigge aus Hannover die Gemeinden in Berlin (West) bis auf weiteres betreuen sollte.[2] Ab 1965 war Apostel Arno Steinweg, zunächst als Hilfe für Apostel Knigge, für die Westberliner Gemeinden zuständig. 1968 wurde Apostel Steinweg durch Stammapostel Schmidt zum Bezirksapostel für Hannover gesetzt und übernahm damit auch die Oberaufsicht über die Westberliner Gemeinden.

Am 7. März 1976 starb Bezirksapostel Wilhelm Schmidt. Er konnte in seiner Zeit als Apostel 15.697 Seelen versiegeln.[3] Apostel Wilhelm Pusch wurde mit der Leitung des Bezirkes Berlin-DDR beauftragt.

Fall der Mauer und Wiedervereinigung

Bezirksapostel Fritz Schröder wurde 1988 zum Nachfolger des Bezirksapostels Pusch für den Bezirk Berlin-DDR berufen. 1991 wurde er auch damit beauftragt, auch wieder die Leitung der Westberliner Gemeinden zu übernehmen. In seiner Amtszeit wurde ein Prozess des Zusammenwachsens begonnen, der helfen sollte, die zwischenzeitlich entstandenen Unterschiede zwischen den Gemeinden in West und Ost zu heilen. 2005 setzte Stammapostel Richard Fehr Bezirksapostel Schröder in den Ruhestand. Seitdem leitete Bezirksapostel Wolfgang Nadolny die Gebietskirche. Unter seiner Leitung wurden die Berliner Bezirke neugegliedert und etliche Gemeinden geschlossen.


Bezirksapostel der Gebietskirche

Weblinks

Literatur & Quellen

  • Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 15311, „Acta des Königlichen Polizei-Präsidii zu Berlin, betreffend die Gemeinde der allgem. christlichen apostolischen Mission 1866-1900“
  • NAK Berlin-West, "Chronik der Neuapostolischen Kirche in Berlin", Berlin 1986

Quellennachweis

  1. (Zitat:Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 15311, „Acta des Königlichen Polizei-Präsidii zu Berlin, betreffend die Gemeinde der allgem. christlichen apostolischen Mission 1866-1900“)
  2. NAK Berlin-West, "Chronik der Neuapostolischen Kirche in Berlin", Berlin 1986, 137
  3. NAK Berlin-West, "Chronik der Neuapostolischen Kirche in Berlin", Berlin 1986, 151