Vorehelicher Geschlechtsverkehr
Als vorehelicher Geschlechtsverkehr gilt der Geschlechtsverkehr eines Paares zu irgendeinem Zeitpunkt vor der Heirat. In den Industriestaaten der westlichen Welt ist vorehelicher Geschlechtsverkehr mittlerweile gesellschaftlicher Alltag und daher nicht mehr strafbar. Der größte Teil der Ehepaare hatte bereits vor der Heirat Sex miteinander oder mit anderen Partnern. Bereits 1948 ergab der Kinsey-Report nach der Befragung von 12.000 Männern in den Vereinigten Staaten, dass rund 86 Prozent der Männer schon vor der Ehe mit Geschlechtsverkehr Erfahrung gemacht hatten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Frühmittelalter kannte man Todesstrafe und Geldbußen als Strafe für vorehelichen wie auch für außerehelichen Geschlechtsverkehr bzw. „Unzucht“, wie man damals sagte. Auch galten vorehelich empfangene Kinder noch in der jüngeren christlichen Sittengeschichte als unsittlich. War zum Zeitpunkt einer Eheschließung bereits eine Schwangerschaft bekannt, fand die Heirat „ohne Sang und Klang“ statt.
Religion
Die Sexualethik wird in einem wesentlichen Maße von der Religion mitgeprägt. Innerhalb des Christentum wird vorehelicher Geschlechtsverkehr unterschiedlich bewertet und insbesondere im Falle der Ablehnung unterscheiden sich die religiösen Ansichten in der Konsequenz, wie die Art der Maßnahmen der Verurteilung ausschauen.
Im Islam gilt vorehelicher Geschlechtsverkehr als unzüchtig. In einer nordiranischen Stadt wurde ein 15 Jahre altes Mädchen im August 2004 wegen vermuteter „Unzucht“ mit einem unverheirateten Mann gehängt.
In den USA wird in einigen Bevölkerungsgruppierungen die voreheliche Enthaltsamkeit gefordert. Die christlich-konservative Bewegung True Love Waits hat auch Ableger in Deutschland und der Schweiz (Wahre Liebe Wartet). Jugendliche legen hierbei gegenseitig den Eid ab, vor der Ehe keinen Sex zu praktizieren.
Neuapostolische Kirche
Gegen den vorehelichen Geschlechtsverkehr in Deutschland richten sich aktuell in ihren Publikationen unter anderem die Zeugen Jehovas und die Neuapostolische Kirche sowie Organisationen wie die Christliche Mitte.
Die NAK heißt vorehelichen Geschlechtsverkehr nicht gut, insbesondere dann, wenn er mit häufig wechselnden Partnern, Unreifen oder zum Ausprobieren sexueller Übereinstimmung erfolgt. Besteht die feste Absicht, in absehbarer Zeit die Ehe einzugehen und werden biblische Grundsätze wie ernsthafter Bindungswille, anhaltende Treue, echte Liebe und gegenseitiger Beistand eingehalten, so die NAK, wird vorehelicher Geschlechtsverkehr nicht als Sünde betrachtet. Jedoch rät die Neuapostolische Kirche auch in diesem Fall zum Verzicht auf vorehelichen Geschlechtsverkehr, da dieser der Ehe vorbehalten sein soll.