Liturgische Kleidung
Liturgische Gewänder sind Kleidungsstücke, die während des Gottesdienstes vom Leiter der Feier (Apostel, Bischof, Priester, Diakon) getragen werden. Das frühe Christentum kannte keine liturgische Sonderkleidung für die sonntägliche Abendmahlfeier, erwartete aber von allen Teilnehmern, möglichst festlich gekleidet zu sein. Bischöfe und Priester kleideten sich seit der Legitimierung der christlichen Religion im 4. Jahrhundert im Stil römischer Beamter, ohne dass zunächst zwischen Alltags- und liturgischer Kleidung unterschieden wurde.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Liturgische Gewänder in katholisch-apostolischen Gemeinden
- 2 Liturgische Gewänder in der Neuapostolischen Kirche
- 3 Liturgische Gewänder der Allgemeinen christlichen apostolischen Mission
- 4 Liturgische Kleidung in der Apostolischen Gemeinschaft
- 5 Liturgische Kleidung in der Apostolic Church of Queensland
- 6 Liturgische Kleidung in der Twelve Apostles’ Church in Christ
- 7 Liturgische Kleidung in der Katholiek Apostolische Kerk
- 8 Weblinks
Liturgische Gewänder in katholisch-apostolischen Gemeinden
Mit dem Anwachsen der Gemeinden, der Öffentlichkeit von Kirchengebäuden und Gottesdiensten wurde die Liturgie zunehmend repräsentativer. Dazu gehörte auch die erhöhte Kostbarkeit der Gewänder. Die katholisch-apostolische Liturgie war reich an Formen und Vielfalt. Sie hatte viele Elemente aus den römisch-katholischen, orthodoxen und anglikanischen Gottesdienstordnungen übernommen. Ab dem 19. Juli 1842 wurde die Einführung einer festen Ordnung einer einheitlichen Liturgie und von geistlichen Gewändern zum Gebrauch in der Kapelle der Apostel in Albury eingeführt. Die Diakonissen Beaufsichtigten die Ausführung von Handarbeiten und Herstellung der kirchlichen Gewänder.
Erzengel Ludwig Albrecht schreibt in “Abhandlungen über die Kirche: Zu den Symbolen gehören ferner die kirchlichen Gewänder. Es ist der Würde des Hauses Gottes angemessen, dass die Diener des Herrn, wenn sie ihres Amtes warten, in einer besonderen Kleidung erscheinen, die ausschließlich für den gottesdienstlichen Gebrauch bestimmt ist. Wenn schon jeder, der von einem irdischen König geladen ist, in seinem Äußeren so auftreten muss, wie es die Sitte und Würde des königlichen Hofes erfordert, sollte es da mit der heiligen Scheu und Ehrfurcht vor dem himmlischen Herrn und König vereinbar sein, wenn Seine Diener, die Haushalter über Seine Geheimnisse, in ihrer gewöhnlichen alltäglichen Kleidung im Heiligtum Gottes die Pflichten ihres Amtes ausrichten wollten? Die kirchlichen Gewänder müssen würdig und wahr sein, sie dürfen nicht eitlem Prunk oder weltlicher Hoffart dienen und sie müssen in Bezug auf ihre geistliche Bedeutung in Übereinstimmung mit der gesunden Lehre des Evangeliums und der Überlieferung der allgemeinen Kirche sein.
Im Ritus der katholisch-apostolischen Gemeinden waren folgende liturgischen Gewänder in Gebrauch:
- Die Albe (von lat. albus „weiß“) ist das liturgische Grundgewand. Sie ist grundsätzlich knöchellang und erinnert an das Taufkleid und die weißen Gewänder der Johannesoffenbarung.
- Das Zingulum ist ein Strick, der als Gürtel die Albe rafft.
- Die Stola, ein schalartiges, beiderseits etwa knielanges Gewandstück. Die Amtsführer aller drei Stufen, Engel, Priester und Diakonen, tragen bei ihren kirchlichen Dienstleistungen über dem weißen Gewande die Stola. Die Stola ist ein Sinnbild der Bürde des Amts, welche Christus auf seine Diener legt, sowie des Gehorsams und der Unterwürfigkeit, wozu Christi Diener ihrem Herrn verpflichtet sind.
- Die Kasel (von lat. casula „Zelt“, „Häuschen“), auch Messgewand genannt. Über der Alba trägt der Zelebrant bei der Feier der Eucharistie als das eigentliche Opfergewand die Casula oder Planeta von weißer Farbe, die mit passendem Schmuck versehen sein kann; da sie wegen des Fehlens der Ärmel gleichsam aus einem Stück besteht, ist sie so ein angemessenes Sinnbild der Einheit des mit dem Opfer und der Herrlichkeit Christi bekleideten Leibes der Kirche.
- Das eigentlich diakonale Gewand ist die Dalmatika oder Dalmatik (lat. dalmatica, aus Dalmatien stammend), wörtlich das dalmatische Kleid, weil es ursprünglich von den Bewohnern der Landschaft Dalmatien getragen wurde.
- Das Superpelliceum, auch Chorrock genannt, ist ein hüft- oder knielanges weißes, oft gefälteltes Obergewand, das von der Albe abstammt. Es wird über dem Talar bzw. der Soutane getragen.
- Die Mozetta tragen alle, die das entsprechende Privileg haben, über Talar und Chorhemd bzw. Rochett. Sie ist ein Schulterumhang, der vorne von einer Knopfreihe geschlossen wird.
- Der Mantel. Das den Engel auszeichnende geistliche Gewand ist der bischöfliche Mantel; dieses Gewand deutet den Vorsitz und das Regiment an, womit der Engel der Gemeinde betraut ist.
- Das Birett gehörte in Deutschland zur kleidung der Geistlichen und ist keine offizielle liturgische Kopfbedeckung in den katholisch-apostolischen Gemeinden gewesen.
Liturgische Gewänder in der Neuapostolischen Kirche
Bis in die 80er Jahre des 19. Jahrhunderts trugen neuapostolische Amtsträger liturgische Gewänder wie in den katholisch-apostolischen Gemeinden. Im Jahr 1870 beschloss Apostel Friedrich Wilhelm Schwarz unter dem Einfluss von Apostel Friedrich Wilhelm Menkhoff, die liturgischen Gewänder zugunsten schlichter, reformiert-calivinistischer Gottesdienstformen in den Niederlanden abzuschaffen. Die Apostel und Amtsträger trugen seitdem in den Gottesdiensten einen herkömmlichen Herrenanzug. Ein Bericht aus dem Jahr 1864 läst erahnen wie skeptisch Niederländishe Gläubige Hochkirchliche Liturgien gegenüberstanden. Im Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt in einem gemieteten Sall am 05. Mai 1864 hatte der Apostel Schwarz erwogen, auf einem Tisch der als Altar diente ein einfaches hölzernes Kreuz zu stellen, ihm wurde jedoch davon abgeraten, weil dies zu sehr auf den römisch-katholischen Glauben schließen ließe. Die Gemeinden außerhalb Hollands hielten an der katholisch-apostolischen Liturgietradition weiter fest. Dadurch entstanden in einer grundlegenden Frage apostolischer Frömmigkeit schwerwiegende Differenzen mit den deutschen Gemeinden, besonders mit der Hamburger Gemeinde. Ab dem Jahr 1885 wurden dann auch in den deutschen Gemeinden die liturgischen Gewänder abgelegt. In dem Buch "Alte und neue Wege" heist es:" Die Tätigkeit des Apostels Menkhoff war nicht bloß grundlegender und aufbauender, sondern in hervorragendem Maße reformatorischer Art. Als der Apostel Schwartz nach Holland kam, brachte er alles mit, was er von seinen Vätern überkommen hatte: Gewänder, Zeremonien, Liturgien usw. In dem freien Holland war dafür kein Boden. Menkhoff, früher der reformierten Kirche angehörig, stritt heftig dagegen und überzeugte nach langem Kampfe den Apostel Schwartz von der Entbehrlichkeit der altapostolischen Kultusordnung, so daß dieser sich entschloß, die äußeren Heiligenkleider und sonstiges abzulegen, was ihm aber sehr schwer fiel... Die Abschaffung der altapostolischen Kultusordnung ist ein großes Werk, aber nur dem Apostel Menkhoff zuzuschreiben. Selbst der feurige Krebs (gemeint ist Friedrich Krebs) konnte sich schwer von seinen scheinbaren Heiligtümern trennen."
Während eines Missionsfestes in Osterode am Fallstein im Jahre 1886 verfaßten die Apostel Friedrich Wilhelm Menkhoff, Friedrich Krebs und Niemeyer ein Schreiben an Apostel Woodhouse, mit dem sie ein künftiges Miteinander anstrebten. In diesem Brief rechtfertigen sie dem Apostel Woodhouse gegenüber warum die Liturgischen Gewänder abgeschafft wurden. In dem Brief heist es:" ...Eine zweite Verschiedenheit war das tragen von Amtskleidern. Dieser Gebrauch in der älteren, wie auch noch in einzelnen Gemeinden der jüngeren Abteilung in den Gottesdiensten war uns neu, und zwar deshalb, weil wir denselben in ähnlicher Weise sonst nur bei der römischen und grichischen Kirche kennengelernt haben. Befremdlich aber wurde uns diese Erscheinung, als in der älteren Abteilung gelehrt wurde, dass das Tragen dieser Gewänder ein wichtiger Teil und ein notwendiges Zeichen der apostolischen Kirche sei... Zudem vernahmen wir von angesehenen Männern, ja selbst von Amtsträgern der älteren Abteilung, dass dieser Gebrauch auch sie anfänglich befremdet habe, so daß ihr Glaube an das Werk Gottes dadurch fast fraglich geworden sei. Allerdings wären sie daran gewöhnt und glaubten, daß es so sein müsse. In der neuen Abteilung wurde auf diese Dinge nicht so großes Gewicht gelegt. Man teilte uns mit, dass die erstgerufenen Apostel in England acht Jahre lang in gewöhnlicher Kleidung in den Gottesdiensten erschienen wären, und als später Liturgien und erwählte Kleider in Gebrauch kamen, habe man es den Gemeindenanheim gegeben, ihrem Beispiel nachzufolgen oder nicht..."
Der "Schwarze Anzug" wie er heute in den Neuapostolischen Gottesdiensten getragen wird, wurde hingegen erst in den 1950er Jahren in der Amtszeit von Stammapostel Johann Gottfried Bischoff zur "liturgischen Kleidung" in der Neuapostolischen Kirche gemacht.
Alle Amtsträger tragen verpflichtend im Gottesdienst einen schwarzen Herrenanzug. Im Gespräch mit Geschwistern und bei der Predigt ist das Sakko zu schließen.
- Das/der Sakko – auch Sacco oder Jackett (altfranzösisch: jacque) → Jacke; in der Schweiz auch Veston oder Tschopen – ist ein wichtiges Bekleidungsstück von Geistlichen in der Neuapostolischen Kirche. Schwarzes Sakko und schwarze Hose bilden zusammen den klassischen schwarzen Herrenanzug. Bei großer Hitze im Sommer (ab einer Raumtemperatur von ca. 28 Grad) ist es angebracht, dass die Amtsträger, einschließlich des Dienstleiters, kein Sakko tragen.
- Das Hemd (von ahd. Hemedi, „Haut“) ist ein Kleidungsstück mit Hals- und Armöffnungen, das in verschiedenen Längen und mit verschiedenen Ärmel-, Ausschnitt- und Kragenformen auftreten kann. Gottesdienstleitende Amtsträger tragen das Hemd in der Farbe weiß.
- Die Krawatte oder Schlips (schwarze Krawatte bei Amtsträgern), ist ein längliches Stück Stoff, das um den Hals, mit einem Krawattenknoten gebunden, zu einem weißen Hemd getragen wird. Sie wird in der Regel unter dem Hemdkragen getragen, wobei sie die Knopfleiste auf der Brust verdeckt. Seit einiger Zeit bietet der NAK NRW OnlineShop schwarze Krawatten mit dezent eingewebtem Emblem der Neuapostolischen Kirche für Amtsträger an.
Liturgische Gewänder der Allgemeinen christlichen apostolischen Mission
Die Allgemeine christliche apostolische Mission behielt unter Heinrich Geyer nach seiner Trennung 1878 die Liturgie und die Liturgischen Gewänder bei. Bis zum Jahr 1957 nach dem die verwaisten Gemeinden aufgegeben wurden und die Allgemeine christliche apostolische Mission aufhörte zu existieren, wurden die Gottesdienste in reichem Ornat nach der Liturgie von 1894 zelebriert.
Liturgische Kleidung in der Apostolischen Gemeinschaft
Die offizielle Regelung in der Apostolischen Gemeinschaft ist ein gedeckter Herrenanzug und passende farbige Krawatte. Bei den Frauen ein dunkles Kostüm bzw. Hosenanzug. Als Hosenanzug wird in der Damenoberbekleidung ein Ensemble aus Jacke und langer Hose aus gleichem Stoff bezeichnet. Darunter wird meist eine Bluse getragen.
Liturgische Kleidung in der Apostolic Church of Queensland
Die Amtsträger der Apostolic Church of Queensland tragen einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd mit schwarzer Fliege. Vor und nach dem Gottesdienst tragen die Amtsträger einen Zylinder.
Liturgische Kleidung in der Twelve Apostles’ Church in Christ
Amtsträger der Twelve Apostles' Church in Christ tragen einen blauen Herrenanzug mit weißem Hemd und blauer Krawatte. Geschneidert werden die blau-weißen Uniformen der Kirchenmitglieder, Amtsträger und Sänger, in der Kircheneigenen Schneiderei "TACC Design". Diese Firma wurde von der Ehefrau des ehemaligen Stammapostel Phakathi gegründet.
Liturgische Kleidung in der Katholiek Apostolische Kerk
In der Katholiek Apostolische Kerk legte man die reformiert-calivinistische Gottesdienstform der Hersteld Apostolische Zendingskerk, aus der sie 1971 hervorgegangen ist ab und führte allmählich die katholisch-apostolische Liturgie wieder ein und verwendete wieder Liturgische Kleidung in den Gottesdiensten.