Karlshuld

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Karlshuld im Donaumoos bei Ingolstadt

Karlshuld ist ein Ort im bayrischen Donaumoos, südwestlich von Ingolstadt, und spielte in der Entstehung der Apostolischen Bewegung und insbesondere für die katholisch-apostolischen Gemeinden in Deutschland eine große Rolle.

Entstehung von Karlshuld

Karlshuld wurde 1795 durch Karl Freiherr von Eckart gegründet. Karl von Eckart war somit auch Namensgeber der Kolonie "Karlshuld". Dieser hatte einen Teil des Moores in den Donauniederungen, im sogenannten Donaumoos, erworben und siedelte dort Kolonisten aus Bayern, Württemberg, Preußen, dem Elsass und Baden an. Die Kolonisten bauten Entwässerungsgräben, legten einen Teil des Moores trocken und bauten auf dem gewonnenen Land Getreide und später hauptsächlich Kartoffeln an. Zunächst wurden die Kolonisten sorgfältig ausgewählt. Von den Anfangserfolgen geblendet und von der Hoffnung auf ein eigenes Stück Land angelockt, zogen bald zahlreiche Siedler ins Donaumoos. Zunächst für 20 Familien geplant, war Karlshuld nach Änderung der Ansiedlungspolitik mit 126 Familien schnell zur bevölkerungsreichsten, aber auch notleidendsten Kolonie im Donaumoos geworden. Nur wenige der Siedler besaßen Erfahrung in der Trockenlegung von Mooren und in der Landwirtschaft auf solchen Böden. Auch war der zugeteilte Grundbesitz zu klein, um die Grundversorgung ausreichend zu sichern. Die Einwohner von Karlshuld lebten schon bald unter erbärmlichen Umständen. Im Ort gab es keine befestigten Wege, und die einfachen Holzhäuser versanken allmählich im weichen Moorboden.

Karshuld entwickelte sich somit nach guten Anfängen negativ. Das soziale Gefüge der Kolonie erschwerte die ohnehin dürftigen Lebensbedingungen zusätzlich. Rivalitäten und Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Mentalitäten der aus Bayern, Württemberg, Preußen, dem Elsass und Baden stammenden Kolonisten ließen eine explosive Stimmung entstehen. Außerdem verbannte man zunehmend Kriminelle ins Donaumoos. Diese Umstände schufen einen Nährboden für den kriminellen und unsittlichen Lebenswandel vieler Bewohner von Karlshuld. Karlshuld war bald in Bayern berüchtigt für seine Verhältnisse.

Erweckung in Karlshuld

Im August 1826 wurde Johann Evangelist Georg Lutz Pfarrer in Karlshuld. Die ersten Gottesdienste hielt Lutz unter freiem Himmel, denn das Holzgebäude welches als Kirche diente, war baufällig. In seiner bescheidenen und hilfsbereiten Art gelang es dem unermüdlichen Lutz, die Menschen allmählich mit dem Evangelium vertraut zu machen, sie dafür zu begeistern. Durch seine Predigttätigt erreichte er bei vielen der Gemeindemitglieder einen Sinneswandel. Als der Wunsch in seiner Gemeinde laut wurde, Gottes Wort zu Hause nachlesen zu können, schenkte der junge Pfarrer jeder Familie ein Neues Testament. Für seine Pfarre Karlshuld entwickelte er auch sonst ein starkes soziales Engagement. Er entwickelte Beschäftigungsmodelle und organisierte Spendenaktionen und gewann schnell die Herzen der notleidenden Bevölkerung. Der christliche, katholische Glaube, den Lutz der Bevölkerung seiner Pfarrei nahegebracht hatte, wurde für diese Menschen in ihren problematischen Lebensumständen zur strahlenden Hoffnung. Das geistliche Leben in Karlshuld nahm immer mehr zu. Hielt Lutz anfänglich nur am Sonntag die Heilige Messe, so verlangte die Bevölkerung bald nach mehr kirchlichem Leben. Lutz führte die tägliche Messe ein, die auch rege von der Bevölkerung besucht wurde. Hatten bei Lutz Ankunft noch Schlägereien, Alkoholismus und unsittlicher Lebenswandel noch Karlshuld geprägt, war aus der Kolonie eine mustergültige katholische Pfarrei geworden. In der Silvesterandacht am Abend des 31. Dezember 1827, gut eineinhalb Jahre nachdem Lutz seine Tätigkeit im Donaumoos aufgenommen hatte, erfasste die Gläubigen eine tiefe Bewegung im Gottesdienst. In der darauffolgenden Nacht weckten einige Einwohner ihren Pfarrer um drei Uhr nachts und baten ihn in die schon überfüllte Kirche zu kommen, um ihnen die Beichte abzunehmen. Viele Einwohner Karlshulds hatten sich den Vorsatz gefasst ihr Leben im neuen Jahr grundlegend zu ändern und wollten den Belast - die Sünden - des vergangen Jahres vergeben wissen. Pfarrer Lutz hörte darauf hin die ganze Nacht die Beichte. "Manche konnten sich kaum satt beichten", so sagte Lutz später. Um 8 Uhr morgens verliess er den Beichtstuhl, um anschliessend die Heilige Messe zu feiern. Der Neujahrsgottesdienst musste schon nach wenigen Minuten abgebrochen werden, zu groß war die Ergriffenheit der bußbereiten Menschen. Man berichtete, dass die ganze Gemeinde laut geweint und geschluchzt hätte. Auch Lutz selber war sehr ergriffen und beendete kurzfrsitig mit einem innigen Gebet die Heilige Messe. Später bezeichnete er dieses Ereignis immer wieder als "Pfingsterlebnis".

Zu Beginn der Fastenzeit vor Ostern 1828 fühlte sich die fromme Gemeinde getrieben zu intensivem Beten. Selbst Jugendliche und Kinder beteten oft stundenlang.

Ende Februar 1828 fühlten sich ein Mann und zwei Frauen von einer höheren Kraft getrieben, während der Messe (dem katholischen Gottesdienst) zu sprechen. Nach der Messe stellte Lutz die Personen zur Rede. "Von dem, was wir gesprochen haben, wussten wir nichts, ehe wir zu reden begannen. Es kam plötzlich eine übernatürliche Kraft über uns, und es wurden uns die Worte gegeben, die wir ausgesprochen haben", antworteten die drei, die als gewissenhafte Bürger bekannt waren. Die erste Weissagung lautete:

"Wisset ihr nicht, ihr Kinder Gottes, daß ihr in der letzten Zeit lebt, in der Zeit, in welcher der Herr kommt? Wisset ihr nicht, daß euch der Herr, ehe er kommt, wieder Apostel, Propheten, Evangelisten und Hirten geben wird und Gemeinden, wie sie am Anfang waren?"

Auch die Weissagung: "Ich will euch, spricht der Herr, wieder Apostel senden und Propheten wie am Anfang, und will meinen Geist ausgießen, wie vorhin!" wurde mehrfach ausgesprochen.

Weitere Weissagungen folgten nun bis Juli 1828 hinein. Die Aussagen der Weissagungen stellten die Wiedererweckung der Geistesgaben und die Wiederherstellung des Apostelamtes in Aussicht und betonten die Verheißung der Wiederkunft Christi. Auch Träume und Gesichte kamen in der Folgezeit in der Gemeinde mehrfach vor.

Ab 1830 wurde Lutz mehrfach wegen "mystizistischer Abweichungen" von der Lehre der katholischen Kirche vor das Augsburger Ordinariat geladen. 1831 trat er mit einem Teil seiner Gemeinde (rund 700 Gemeindemitglieder) aus der römisch-katholischen Kirche aus - was für die damalige Zeit einen Skandal darstellte. Im Februar trat zum evangelischen Glauben über. Als er auch in dieser Glaubensgemeinschaft seine Vorstellungen nicht verwirklicht sah, wurde er nach Ablegung des tridentinischen Glaubensbekenntnisses im November 1832 wieder in die Katholische Kirche aufgenommen. Der Grossteil der mit ihm zusammen aus der katholischen Kirche ausgetreten war und der evangelischen Kirche beigetreten ist, folgte Lutz und wurde wieder katholisch. Etwa 180 Personen verblieb in der evangelischen Kirche. Lutz gilt bis heute als Gründer der evangelischen Kirchengemeinde Karlshuld.

Nachwirkungen

Lutz kam 1869 kurzzeitig nach Karlshuld , als nunmehr katholisch-apostolischer Evangelist, zurück und gründete dort eine katholisch-apostolische Gemeinde.

"Ich kam mir vor, wie Moses, der nach 40 Jahren wieder zu seinem Volke kam. Wie Moses in seiner Jugend durch seine Hand helfen wollte, der Herr ihn aber, da es noch nicht an der Zeit war, fortschicken mußte, um 40 Jahre die Schafe zu hüten, so mußte der liebe Gott auch mich in manche Schule schicken, bis ich hier das verkündigen konnte, was Er in diesen Tagen in der Christenheit thut. Nun gab es ja Gemeinden, wie ich sie erstrebt hatte. Es gab damals auf dem Donaumoose noch Viele, die von der segensreichen Zeit vor 40 Jahren noch eine lebendige Erinnerung hatten, auch solche, die das Wort der Weissagung noch mit eigenen Ohren vernommen hatten; die Weissagenden selbst waren längst gestorben. Unter den Genannten gab es etliche, die für das Werk des Herrn, von welchem sie jetzt Kunde erhielten, im Geiste ganz bereitet waren. Diese nahmen das Zeugnis der Evangelisten mit Freuden auf.“ [1]

Die 1877 errichtete Kirche der katholisch-apostolischen Gemeinde stand bis in die 1930er-Jahre in Karlshulds Nachbarort Grasheim. Grasheim war bis etwa 1898 Priestergemeinde und von da ab als Diakonat unter dem Vorsteher der Gemeinde in München stehend, fand 1936 dort die letzte Eucharistiefeier, gehalten von einem Priester aus Augsburg, welcher die Gemeinde geistlich betreute, statt. Der letzte vorstehende Diakon Dietrich Reichert, am 19.3.1900 in Wien zum Priester berufen, aber bis 1901 nicht mehr ordiniert, war bereits am 23. Juli 1923 verstorben. Die Kapelle ist 1938 an die politische Gemeinde Grasheim verkauft und wurde nach einem Umbau für Schulzwecke verwendet. 1975 wurde das von der einheimischen Bevölkerung im Donaumoos »Lutzenkirche« genannte Gebäude abgerissen.

Bedeutung für die apostolischen Gemeinschaften

Die Erweckung in Karlshuld 1828 ist Teil der Erweckung in Deutschland und einer der Wegbereiter der katholisch-apostolischen Gemeinden in Deutschland. Daneben ist es das erste Auftreten der Geistesgaben, die von der Wiederaufrichtung des Apostelamtes kündeten- noch vor den ähnlichen Erweckungsbewegungen in Schottland und England. Bemerkenswert ist hier ferner, dass die Geistesgaben in Karlshuld forderten, was den englischen Aposteln erst im Anschluss an die Albury-Konferenzen bewusst wurde. Karlshuld und Albury hatten allerdings erst in den 1840er Jahren miteinander Berührung, einige Jahre nachdem sich das Apostelamt spätestens am 14.Juli 1835 konstituiert hatte.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. L. W. Scholler in: ,„Mitteilungen aus dem Leben von Joh. Evang.Georg Lutz", 1891.