Heilige Versiegelung

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Der Begriff Versiegelung bezeichnet einen biblischen Begriff mit dem an verschiedenen Stellen des Neuen Testaments] die „Ausgießung“ bzw. das „Wirken“ des Heiligen Geistes beschrieben wird. In den apostolischen Gemeinschaften bezeichnet es meist ein Sakrament oder eine sakramentale Handlung. Die Versiegelung wird auch oft anders bezeichnet: So stehen die Begriffe Apostolische Handauflegung oder Heilige Versiegelung oder Geistestaufe oder Heilige Salbung für ein und dieselbe Handlung,bzw. ein und dasselbe Verständnis.


Siegel und Versiegelung in der Bibel

„Durch ihn habt auch ihr das Wort der Wahrheit gehört, das Evangelium von eurer Rettung; durch ihn habt ihr das Siegel des verheißenen Heiligen Geistes empfangen, als ihr den Glauben annahmt.“(Eph 1,13). Ebenso: Apg 19,6: „Und als Paulus die Hände auf sie legte, kam der Heilige Geist auf sie und sie redeten in Zungen und weissagten.“ Apg 28,8: „Es geschah aber, dass der Vater des Publius am Fieber und an der Ruhr darnieder lag. Zu dem ging Paulus hinein und betete und legte die Hände auf ihn und machte ihn gesund.“

Auch in der Offenbarung taucht der Begriff auf und bezeichnet die „Gottzugehörigen“.

Versiegelung als Sakrament

Die Heilige Versiegelung ist in verschiedenen apostolischen Gemeinschaften ein Sakrament.

katholisch- apostolische Gemeinden

Schon in den katholisch-apostolischen Gemeinden wurde ab 1847 eine apostolische Handauflegung praktiziert. Sie sollte die Empfänger für das Wirken des Heiligen Geistes öffnen und die Geistesgaben in den Gemeinden stärken. Die Durchführung dieser Handlung war den Aposteln vorbehalten.

Der katholisch-apostolische Katechismus widmet sich der Apostolischen Handauflegung in den Fragen 47 ff.:

47.Frage: Was bedeutet die Handauflegung der Apostel auf die Glieder der Kirche?

Antwort: Sie ist ein Sakrament oder heilige Handlung, worin denen, welche getauft und zur reifem Alter gelangt sind, die Gabe des Heiligen Geistes, des Trösters ausgespendet wird.

48. Frage: Welche Segnungen werden ihnen dadurch mitgeteilt?

Antwort: Sie werden gestärkt und gekräftigt, gesalbt und versiegelt, und der Heilige Geist teilt darinnen seine Gaben aus, einem jeglichen besonders, wie Er will.

Die Apostolische Handauflegung wurde nur an Erwachsenen vollzogen. Auch wurde sie vereinzelt von Personen empfangen, welche nicht Mitglieder der katholisch-apostolischen Gemeinden wurden, sondern in ihren angestammten Religionsgemeinschaften (Kirchenabteilungen) blieben.

Die Apostolische Handauflegung oder Versiegelung wurde vom Apostel und Handauflegung, Salbung der Stirn mit Chrisma (besonders geweihtem Öl) und Gebet gespendet. Bei der Apostolischen Handauflegung trug der Apostel und seine Mitarbeiter das Rochett und Mantel, oder statt dieses die Mozetta, mit Stola je ihrer Amtsfarbe; welche Gewänder derjenige der Apostolischen Diener, der nicht in der heil. Eucharistie assistiert, auch während derselben beibehält.

Anfänglich hatte die Versiegelung wohl nicht den Rang eines Sakraments. Durch die Versiegelung erhalten die Gläubigen auf der Grundlage der Taufe die besondere Kraft des Heiligen Geistes und seine siebenfachen Gaben mitgeteilt. Sie gilt als Segnung zur Vollendung und Errettung in der Endzeit und als Anwartschaft zur zukünftigen Herrlichkeit. Zunächst wurden ab Mai 1847 nur die oberen Amtsträger versiegelt, ab Oktober 1847 in Frankfurt a.M. dann auch die Gemeindemitglieder.

Neuapostolische Kirche

Die Neuapostolische Kirche und ihre Vorgänger übernahmen nach ihrer Gründung diese Handlung und praktizieren sie als drittes Sakrament neben Taufe und Abendmahl. Das katholisch-apostolische Verständnis hat sich jedoch gewandelt. Auch verschwand die Salbung mit Chrisma.

In der Neuapostolischen Kirche gilt die Versiegelung als Taufe mit Heiligem Geist. Durch das Zusammenwirken der Wassertaufe mit der Versiegelung, die durch einen Apostel unter Gebet und Handauflegung geschieht, wird die Wiedergeburt aus Wasser und Heiligem Geist vollendet. Der Versiegelte wird zum „Gotteskind“ und Mitglied der Kirche. Zum Christen wird man nach der neuapostolischen Lehre bereits durch die Taufe.

In der Versiegelung geschieht die Übermittlung Heiligen Geistes; sie wird auch an Kindern vollzogen. In der Heiligen Versiegelung empfängt der Gläubige die Kräfte des Heiligen Geistes zum Überwinden und Vollenden. Der Geist stärkt zum Zeugnisgeben (Apg 1,77), zur Liebe und ist unmittelbarer Beistand.

Der Versiegelung wird vor allem eine eschatologische Dimension eingeräumt: Sie wird als Siegelung derjenigen verstanden, die bei der Wiederkunft Jesu teilnehmen werden. In der Versiegelung wird der Gläubige von Jesus Christus in das Lebensbuch des Lammes eingetragen. Nun ist er berufen, zur Braut des Herrn zu gehören und Erstling im kommenden Reich Christi zu sein. Die Versiegelung wird auch oft als "Unterpfand zur Herrlichkeit" bezeichnet.

Ihr ist im neuapostolischen Glaubensbekenntnis der achte Glaubensartikel gewidmet.

Vereinigung Apostolischer Gemeinden

Bei der Vereinigung Apostolischer Gemeinden ist die Versiegelung eines der drei Sakramente: Taufe, Abendmahl und Versiegelung. Diese werden auch mit der Trinität Gottes in Verbindung gebracht: Taufe ist der Bund mit Gott dem Vater, Abendmahl die Versöhnung mit Gott dem Sohn und in der Versiegelung wird die Bekräftigung durch Gott den Heiligen Geist gefeiert. Durch diesen Geist handelt Gott am Menschen, in dem er ihn befähigt, Christus als seinen Herrn zu erkennen und im Glauben zu wachsen. Das Sakrament wird offiziell seit 2005 nicht mehr an Kindern durchgeführt, sondern wie die evangelische Konfirmation frühestens im jugendlichen Alter. Außerdem ist sie nicht mehr an das Apostelamt gebunden, sondern kann, wie auch die beiden anderen Sakramente vom priesterlichen Dienst gefeiert werden, wiewohl aus gemeindlicher Tradition die Versiegelungsfeiern meist von den Aposteln gehalten werden.

Der Wortlaut bei der Feier der Versiegelung lautet:

„In dem Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes: Der Herr, unser Gott, erfülle dich mit dem Heiligen Geist, mit dem er dich versiegelt hat, als du gläubig wurdest. Er erwecke in dir die Gaben dieses Geistes. Er schenke dir Erkenntnis seines Sohnes und Wachstum im Glauben nach dem Maß seiner Gnade.“

Daran schließt sich der apostolische Segen an:

„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit dir! (oder: mit euch allen!)“ (2 Kor 13,13)[1]

Die Veränderung des Versiegelungsverständnisses der VAG hat in den Gemeinden zunächst einige Unruhe ausgelöst, die von den Aposteln mühsam ausgeräumt werden mussten.

Definition

Die VAG benutzt seit 2005 folgende Definition für die Versiegelung: "In der Versiegelung feiern wir, dass der Heilige Geist von dem gläubig gewordenen Menschen Besitz ergreift.

Heiliger Geist ist eine unverzichtbare Offenbarung Gottes. Seine Gegenwart im Leben des Menschen bewirkt die Erkenntnis des Sohnes Gottes, tröstet, lehrt und erinnert, leitet in alle Wahrheit, schenkt Kraft zum Zeugendienst, vertritt ihn im Gebet und bezeugt und bewirkt das Heil.

Gott selbst ist es, der den Menschen in Christus versiegelt. Dies geschieht nach dem Maß der göttlichen Gnade zum Nutzen aller." [2]

Apostelamt Juda

Nach dem Verständnis des Apostelamt Juda empfängt der Mensch durch die Versiegelung "den Tröster, den Geist der Wahrheit, und wird in der heiligen Gemeinschaft eingebunden. Mit dieser Segenshandlung wird zugleich der menschliche Geist gereinigt, damit die im Menschen vorhandene Lebenskraft, die auch als Seele, Gott oder ewig Heiliger Geist bezeichnet wird, über den geheiligten Geist des Menschen in Wirksamkeit treten kann. Der "Heilige Geist als Zeugender" wird im Wort und in der Tat wieder offenbar. Die darin enthaltenen himmlischen Gaben und der göttliche Ideenreichtum in seinem unerschöpflichen Ausmaß dienen erneut dem Menschen.

Apostolisch Genootschap

Die Apostolisch Genootschap kennt die Versiegelung heute nicht mehr. An seine Stelle ist die Konfirmation getreten. Dies ist jedoch die Folge eines längeren Prozesses gewesen: Schon in der HAZEA unter Bezirksapostel Johannes Hendrik van Oosbree wurde der Terminus "verzegeling" immer mehr durch "eigendomsdaad" (in etwa "Eigentumstat") ersetzt.Damit einher ging auch die inhaltliche Veränderung, dass man sich immer mehr von einer eschatologischen Deutung der Handlung löste und damit auch nicht mehr die Spendung des Heiligen Geistes verband. Vielmehr war die eigendomsdaad die Bestätigung, dass Gott durch die Handauflegung des Apostels sein Eigentum zurückerhält. Später nannte man in der ApGen dieses Handlung "eigening" und verstand hierunter die Bekräftigung des Bündnisses zwischen Gläubigen und Apostel, dass der Gläubige an den Apostel gebunden sei. Kam der Apostel kurz nach der Geburt eines Kindes in die Gemeinde, wurde sofort "geeigenigt", ohne dass vorher getauft wurde. Später verschob sich der Bündnischarakter immer mehr weg von der Person des Apostels auf die Gemeinschaft- es wurde in dieser Handlung also ein Bündnis zwischen Gläubigen und Gemeinschaft bekräftigt. 1983 wurde diese Handlung schließlich abgeschafft, nachdem die Bedeutung der Handlung (Bindung des Gläubigen an die Gemeinschaft) sich immer mehr auf die Konfirmation verschoben, bzw. mit dieser verschmolzen war.

Literatur

  • Albrecht, Ludwig: Abhandlungen über die Kirche - besonders ihre Ämter und Gottesdienste, S. 112-134, Marburg/L. 1982 (5), ISBN 3875980425
  • Vereinigung Apostolischer Gemeinden: Sakramente in apostolischen Gemeinden, Düsseldorf 2005

Quellennachweis