Wir werden in der Folge in einigen Beiträgen auf die Erklärung zur Versöhnung zwischen der Neuapostolischen Kirche und dem ehemaligen reformiert-apostolischen Gemeindebund zurückblicken. An dieser Stelle dokumentieren wir zunächst den Wortlaut der Versöhnungserklärung.
Update: Ein Scan der Erklärung kann hier von nak.org heruntergeladen werden.
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Erklärung zur Versöhnung zwischen der Apostolischen Gemeinschaft und der Neuapostolischen Kirche in Bezug auf den Kirchenausschluss, der zur Gründung des Reformiert-Apostolischen Gemeindebundes führte
Im Nachgang zur Erklärung vom November 2014 zwischen der Apostolischen Gemeinschaft (AG) und der Neuapostolischen Kirche (NAK) werden wesentliche Vorgänge dargestellt und bewertet, die zum Ausschluss der Apostel Carl August Brückner und Max Ecke aus der Neuapostolischen Gemeinde (Rechtsvorgängerin der NAK) im Jahr 1921 führten.
1. Zur Geschichte der Trennung
Carl August Brückner, der im Jahr 1905 ins Apostelamt gesetzt wurde, war ein geschätzter enger Mitarbeiter von Stammapostel Niehaus. Auch zu Johann Gottfried Bischoff, der nur kurze Zeit später ins Apostelamt kam, unterhielt Brückner ein gutes, freundschaftliches Verhältnis.
Das änderte sich gegen Ende des Ersten Weltkrieges. Brückner äußerte sich kritisch zu einigen Punkten der Lehre und relativierte die Bedeutung gewisser Aussagen der Heiligen SChrift. Ihm waren Weisheit und Erkenntnis wichtiger als lehrmäßige Festlegungen. Er distanzierte sich von Prophetien und Visionen, insbesondere, nachdem von Niehaus verkündigte Kriegsprophezeiungen sich nicht erfüllt hatten. Im Kreis der Apostel wollte Brückner die Amtsbefugnisse des Stammapostels – auch hinsichtlich der Lehre – begrenzen.
Der Konflikt zwischen Niehaus und Brückner wurde wohl überwiegend auf dem Schriftweg ausgetragen, eine Klärung im direkten Gespräch unterblieb. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Kommunikationsmöglichkeiten in dieser Zeit sehr eingeschränkt waren. Der Konflikt beeinträchtigte auch das Verhältnis Brückners zu anderen Aposteln, insbesondere zu Bischoff. Brückner sah sich von Bischoff, dem er häufig in Fragen der Amtsführung zur Seite gestanden hatte, getäuscht.
Der Streit eskalierte nach zwei Entscheidungen des Stammapostels Niehaus: Zum einen setzte er Bischoff als Stammapostelhelfer ein; zum anderen ordnete er die Einstellung der Neuapostolischen Rundschau und die Verlegung des Kirchenverlages von Leipzig nach Frankfurt/Main an. Brückner widersetzte sich dieser Entscheidung.
Im Jahr 1921 kam es zur Trennung. In einer Apostelversammlung am 17.04.1921 – ohne Brückner und Ecke – wurde Brückner seines Amtes enthoben und aus der Neuapostolischen Gemeinde ausgeschlossen. Mit Brückner verließen etwa 6.000 Mitglieder – darunter viele leitende Amtsträger aus dem Arbeitsbereich Brückners – die Kirche. Wenige Monate später wurde auch der auf der Seite Brückners stehende Apostel Ecke amtsenthoben und ausgeschlossen.
Die sich neu formierenden Gemeinden unter Brückner und Ecke bildeten den Reformiert-Apostolischen Gemeindebund (RAG), der jedoch erst 1924 nach gerichtlicher Klärung von Eigentumsfragen vereinsrechtlich registriert wurde. RAG und AG schlossen sich im Jahr 1994 zusammen.
2. Bewertung
Die Auseinandersetzung zwischen Niehaus und Brückner respektive den jeweiligen Anhängern wurde überwiegend nicht sachlich geführt, sondern vielmehr in Form von Vorwürfen und Unterstellungen sowie persönlichen Angriffen. Dies führte zu erheblichen Spannungen und tiefen Verletzungen. Auf beiden Seiten gab es Verhaltensweisen, die den Konflikt eher schürten, als dass sie zur Entspannung beitrugen.
Beide Kirchen sind heute der Überzeugung, dass die Trennung vermeidbar gewesen wäre. Es hätte allerdings einer intensiven sachlichen Klärung im direkten Gespräch und eines entschiedenen ausdauernden Versöhnungswillens auf beiden Seiten bedurft.
3. Erklärung
Die NAK entschuldigt sich dafür, dass seinerzeit nicht alle Möglichkeiten der Versöhnung ausgeschöpft wurden. Sie bedauert das durch den Ausschluss hervorgerufene Leid.
Beide Kirchen bedauern die unsachliche und verletzende Form der Auseinandersetzung.
Gemeinsam begrüßen wir es, dass mit dieser Erklärung ein weiteres Kapitel gemeinsamer Geschichte befriedet und abgeschlossen werden kann.