Vom 14. bis zum 16. September 2018 fand in Pößneck (Thüringen) das elfte Jahrestreffen zur apostolischen Kirchengeschichte statt. Es wurde maßgeblich vom in Pößneck ansässigen christlichen Verein Mittendrin e.V. vorbereitet und führte zu interessanten Einblicken in die apostolische Geschichte der Region und darüber hinaus.
Wie in den vergangenen Jahren begann das Programm des Treffens schon am Freitag (14.9.) mit einem Beisammensein der anreisenden Übernachtungsgäste in einem griechischen Restaurant in Pößneck. In diesem Jahr war der Zeitpunkt des Zusammenkommens etwas vorgezogen worden, denn um 19:30 Uhr bestand die Möglichkeit, einen Vortrag zum Weg der Neuapostolischen Kirche in die Ökumene in der Neuapostolischen Kirche Rockendorf zu besuchen, den Apostel Rolf Wosnitzka (Arbeitsgruppe Kontakte zu Kirchen und Religionsgemeinschaften der NAK international) durchführte. Im Anschluss trafen sich viele Tagungsteilnehmer noch im Übernachtungslokal und blieben bei unterschiedlichen Themen lange zusammen.
Der eigentliche Tagungssamstag begann um 10 Uhr im Bilke-Saal mit einer Begrüßung durch den Vorstand des Netzwerks und durch Matthias Creutzberg vom Mittendrin e.V. Sebastian Müller-Bahr gab im Anschluss einen Überblick über die Planungen des Netzwerks für den internationalen Jugendtag der NAK in Düsseldorf 2019 und die damit verbundenen Herausforderungen.
Der erste kirchengeschichtliche Vortragsblock beleuchtete dann zunächst die Geschichte und Entwicklung der neuapostolischen Gemeinden im Raum Pößneck, und widmete sich dann der Entstehungsgeschichte und der Entwicklung des Mittendrin e.V. aus der ehemaligen neuapostolischen Gemeinde Pößneck. Beide Vorträge wurden von Matthias Creutzberg vorgestellt, der als kompetenter Zeuge der Ereignisse viele bisher wenig bekannte Fakten präsentieren konnte. Direkt danach brachen die Tagungsteilnehmer zur Begegnungsstätte MITTENDRIN auf, um dort das Mittagessen einzunehmen und sich selbst ein Bild von der Vereinsarbeit zu machen.
Als leichteren Vortrag nach dem Mittagessen präsentierte Peter Müller Bilder und Erfahrungen zum so ganz anderen (neu-)apostolischen Gemeindeleben in Mittel- und Südamerika, das er als jahrelang dort ansässiger Lehrer miterleben konnte. Improvisation, Überzeugung und Zusammenhalt prägen hier die Gemeinden besonders. Ein weiteres Highlight des ereignisreichen Tages folgte direkt im Anschluss. Karl-Peter Krauss, promovierter Geschichtsforscher aus Reutlingen, präsentierte unter dem Titel „Wenn ich zurückkomme, bringe ich Dir Schokolade mit“ vier Schicksale neuapostolischer Christen jüdischer Herkunft in der NS-Zeit und ihr Umfeld. Er präsentierte eine Vielzahl bisher unbekannter Forschungsergebnisse, die das Schicksal neuapostolischer Christen jüdischer Abstammung im dritten Reich differenziert und eindrücklich zeichnen. Die Teilnehmer zeigten sich gespannt auf eine angekündigte Buchveröffentlichung zum Thema.
Nach einer Kaffeepause stellte Manfred Henke den “Hauptmann mit dem Schnurrbart: Franz Otto Clauß, “Apostel Asser” aus der Gemeinde Greiz” vor, eine kontroverse und interessante Persönlichkeit aus der Gründungszeit der neuapostolischen Gemeinden, die insbesondere für die Lokalgeschichte der Gemeinde Greiz eine gewisse Bedeutung hat. Daran schloss sich ein von Andreas Ostheimer ausgearbeiteter Mitsingvortrag an, bei dem er mit dem Vortragspublikum ausgewählte Lieder aus den “Hymns for the Use of the Churches”, dem englischen katholisch-apostolischen Gesangbuch, einübte. Es war geplant, nach einem gemeinsamen Abendessen diese Stücke in einer Abendandacht in einem örtlichen Kirchengebäude einzusetzen.
Zu dieser Andacht kam es leider aufgrund organisatorischer Schwierigkeiten (der Schlüsselinhaber für das Kirchengebäude war nach einer anstrengenden Jugendfreizeit eingeschlafen und hatte die Anfangszeit verpasst) nicht. Dies sollte aber die einzige große Panne des Treffens bleiben und wurde von den Teilnehmern weitgehend mit Humor aufgenommen.
Am Sonntagmorgen besuchten einige Teilnehmer des Treffens einen örtlichen ökumenischen Gottesdienst in der Jüdeweiner Kirche, der u.a. von Mitgliedern des Mittendrin e.V. vorbereitet worden war. Eine weitere Gruppe fuhr den etwa einstündigen Weg nach Greiz, um an einem Gottesdienst der Apostolischen Gemeinschaft mit Bischöfin Elke Heckmann teilzunehmen. Auch der neuapostolische Gottesdienst in Rockendorf wurde von einer kleinen Gruppe besucht. Zum gemeinsamen Mittagessen traf man sich dann wieder in der Begegnungsstätte des Mittendrin e.V. und tauschte Erfahrungen und Erlebnisse aus.
Das Vortragsprogramm wurde dann durch den traditionellen “Sonntagsvortrag” abgeschlossen. Anne und Günter Törner präsentierten “neue Recherchen zur NAK in der DDR: Die Sicht des Regimes, der Umgang mit anderen Religionsgemeinschaften und einiges zu neuapostolischen Protagonisten”. Der Vortrag gab interessante Einblicke in die Forschungsarbeiten zum Thema.
Nach einer Kaffeepause folgte noch die Mitgliederversammlung des Vereins Netzwerk Apostolische Geschichte, die nach rund einer Stunde abgeschlossen werden konnte und u.a. die Planungen für das nächste Jahr zum Thema hatte. Das nächste Jahrestreffen des Netzwerks ist für den 20. bis 22. September 2019 voraussichtlich in Süddeutschland geplant.