Entschlafenenwesen in apostolischen Glaubensgemeinschaften: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 1. März 2012, 18:04 Uhr
Das sogenannte Entschlafenenwesen ist die Lehre und damit verbundene Praxis vieler apostolischer Gemeinschaften, dass die menschliche Seele auch nach dem Tod noch Heil empfangen kann. Das Entschlafenenwesen wird biblisch begründet und lehrt die Möglichkeit, dass auch bereits Verstorbene noch Heil finden oder Sündenvergebung empfangen können. Dabei wird vor allem die Gnade Jesu Christi betont, die eine Zustandsänderung einer Seele im Jenseits ermögliche. Die verschiedenen christlichen Institutionen (Sakramente, Wort Gottes, etc.) sollen daher auch Entschlafenen (Verstorbenen) in bestimmter Weise überreicht werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Grundlage des Entschlafenenwesens in der katholisch-apostolischen Lehre
- 2 Entstehung des Entschlafenenwesens
- 3 Hersteld Apostolische Zendingkerk
- 4 Hersteld Apostolische Zendinggemeente
- 5 Katholiek Apostolische Kerk - van der Poorten
- 6 Hersteld Apostolische Zendingkerk - stam Juda
- 7 Hersteld Apostolische Zendingkerk II
- 8 Neuapostolische Kirche
- 9 Old Apostolic Church
- 10 Apostolic Church of Queensland
- 11 Apostolisch Genootschap
- 12 Einzelnachweise
Grundlage des Entschlafenenwesens in der katholisch-apostolischen Lehre
Historische Grundlage des Entschlafenenwesens sind die Lehren der katholisch-apostolischen Gemeinde. Hier war es üblich in jeder Eucharistiefeier der entschlafenen Heiligen zu gedenken. Die Frübitte bezog sich nur auf die im Glauben entschlafenen, nicht auf ungläubig Verstorbene.
Bei der apostolischen Handauflegung, der Versiegelung, wurde derer besonders gedacht, die "in diesen letzten Tagen die Versiegelung und Salbung des Heiligen Geistes empfangen haben und entschlafen sind". Am 14. Juli, dem Tag, an welchem man der Aussonderung der Apostel am 14. Juli 1835 gedachte, betete man insbesondere für die entschlafenen Apostel und Amtsbrüder, die "in diesen letzten Tagen" ausgesondert wurden.
Der Gedanke, dass das Gebet auch denjenigen helfen könne, die nicht versöhnt mit der Kirche verstarben, war jedoch scheinbar auch nicht unbekannt. 1867 veröffentlichte Apostel Francis Valentine Woodhouse zum Thema "Über das Gebet für Verstorbene" ein Rundschreiben, in dem er dieser Auffassung deutlich entgegen trat.
Die Meinung der englischen Apostel war jedoch nicht eindeutig. Apostels John Bate Cardale predigte 1859 "Betrachtung am Tage Allerheiligen":
"Und nicht nur jene, welche im Leibe mit uns gekämpft und gestritten haben, nicht nur jene, die mit uns die Salbung empfangen haben, welche in diesen letzten Tagen wiederum auf uns herabgeflossen ist von den Händen unsres Hohenpriesters im Himmel, des Gesalbten Gottes, sondern alle, die den Glauben angenommen und bewahrt haben, sollen ihr Los, ihren Platz gesichert finden. Die lebendigen Steine sollen schließlich in ihrer richtigen Stellung gefunden werden, gerade an der Stelle des lebendigen Tempels, die ihnen von Ewigkeit her bestimmt war. Unser liebreicher Heiland wird die Mittel finden, um allen und jedem, der aufrichtig an Ihn geglaubt und Ihn geliebt hat bis ans Ende, das zuteil werden zu lassen, was sie auf Erden zu empfangen versäumten, mögen selbst Unwissenheit, Torheit und Verkehrtheit, die ihrem Glauben wie Unkraut in einem Fruchtfelde beigemischt waren, die Ursache ihrer Versäumnis gewesen sein. Wenn sie nicht absichtlich und wissentlich den Geist der Gnade verworfen und geschmäht haben (und Gott allein steht es zu, jemanden wegen absichtlicher Verwerfung zu verdammen), so wird ihnen sicherlich alles, was ihnen auch gemangelt haben mag, aus Gottes unerschöpflichem Schatz ergänzt werden.
Wir können uns allerdings keine klare Vorstellung darüber machen, wie Gott dies tun wird, aber wir können ganz sicher sein, d a ß er es tun wird, und zwar vermittels der Kirche. Alle, die Sein sind, wird Er vollenden, wobei Er sich der organischen Mittel bedient, d.h. jener Glieder des Leibes, welche Er durch Seinen eigenen Geist mit Eingebung und Kraft erfüllt, und die in dem Leibe zur Erreichung eben dieses Zieles gesetzt sind.
(...)
Wie ich schon bemerkt habe, wissen wir nicht, wie wir denen, die uns vorangegangen sind, helfen können oder wie sie uns helfen können. Zu sagen, daß wir ihnen durch unsre Gebete helfen, bringt uns nur an die Schwelle der Untersuchung; aber mehr ist uns nicht offenbart. (...) Und die, welche, solange sie in dem Leibe waren, Gottes Hand nicht unterschieden und Sein Werk nicht anerkannten, o wie werden sie sich sehnen, ihren Brüdern im Fleische zu helfen, sich der Macht des Heiligen Geistes hinzugeben, seiner letzten Machtwirkung, welche in den Herzen der Ungehorsamen ringen und wirken wird, sie zu bekehren zu der Weisheit der Gerechten!"
Entstehung des Entschlafenenwesens
Hauptartikel: Entschlafenenwesen in der Neuapostolischen Kirche
Erstmals eine besondere Bedeutung erhielt das Entschlafenenwesen für die Neuapostolische Kirche im Jahr 1874. Apostel Friedrich Wilhelm Schwarz führte damals mehrere Änderungen in Lehre und Liturgie ein, darunter auch die Sakramentspendung an Entschlafene, nachdem er lange Bibelsitzungen abgehalten hatte und über die Möglichkeit der Errettung eines todgeborenen Kindes von apostolischen Eltern nachdachte.
Zwar glaubte die junge apostolische Gemeinschaft (damals Allgemeine christliche apostolische Mission bzw.Apostolische Zending) schon vorher an Wirkung von Gebeten für Entschlafene, jedoch wurde die erste Sakramentspendung erst am Himmelfahrtstag 1874 für das o.g. Kind durchgeführt. Wenige Tage später kam in einem Gottesdienst eine sogenannte „Zungenrede“, deren Inhalt lautete, die Reformatoren Melanchthon, Calvin, Zwingli, Stilling, Da Costa und Harms mit seiner Frau seien an jenem Tage zuvor versiegelt worden.[1]
Insbesondere in der Apostolische Zending in den Niederlanden scheint sich darauf hin auch die Sakramentsspendungen an die Entschlafenen entfaltet zu haben. Da die meisten apostolischen Gemeinschaften ihre Wurzeln in der frühen neuapostolischen Bewegung haben, kennen auch sie eine Form des Entschlafenenwesens, die jedoch variiert und sich unterschiedlich entwickelt hat. Einige apostolische Gemeinschaften haben das Entschlafenenwesen abgeschafft.
Hersteld Apostolische Zendingkerk
Hersteld Apostolische Zendinggemeente
Katholiek Apostolische Kerk - van der Poorten
In der 1971 aus der Hersteld Apostolische Zendingkerk hervorgegangenen Katholiek Apostolische Kerk unter Apostel van der Poorten wurde trotz der Rückkehr zu katholisch-apostolischen Grundlagen der Glaube an die Möglichkeit des Heils auch nach dem Tod beibehalten. Hier wurden gelegentlich Versiegelungen von Entschlafenen durchgeführt.
Hersteld Apostolische Zendingkerk - stam Juda
Hersteld Apostolische Zendingkerk II
Neuapostolische Kirche
Old Apostolic Church
Apostolic Church of Queensland
Apostolisch Genootschap
Die Apostolisch Genootschap kennt kein Entschlafenenwesen und glaubt auch tendenziell nicht an ein Leben nach dem Tod. Diese Entwicklung setzte jedoch bereits unter dem neuapostolischen Bezirksapostel J.H. van Oosbree in der Hersteld Apostolische Zendinggemeente in de Eeinheid der Apostelen (HAGEA) ein. In den 1930er Jahren veränderte sich hier das Sakramentsverständnis massiv (in Abweichung von der neuapostolischen Lehre). In diesem Rahmen wurde auch die Praxis der Entschlafenengottesdienste und der Sakramentsspendung ausgesetzt.