Konfessionsgruppe der Apostolischen Gemeinschaften: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 1. März 2016, 19:21 Uhr

Als Konfessionsgruppe der Apostolischen Gemeinschaften bezeichnet man alle christlichen Religionsgemeinschaften, die auf den Erweckungsbewegungen (im Sinne der Wiederherstellung des Apostelamtes) in den 1820er und 1830er Jahren fußen.

Diese führten zur Bildung der katholisch-apostolischen Bewegung, welche als Ursprung aller apostolischen Gemeinschaften anzusehen ist. Auf sie führen alle apostolischen Gemeinschaften ihr Apostolat mehr oder weniger zurück.[1]

Aus ihrer Gründungshistorie ist diese Konfessionsgruppe ein Mittelweg zwischen römisch-katholischer Kirche und Protestantismus, stark von den Anglikanern beeinflusst. In ihrer Entstehungszeit prägten sowohl Anglokatholizismus als auch Erweckungsbewegung ihr Gesicht. Bezugnehmend auf einen ihrer frühen Vertreter, Edward Irving, wurde und wird die Konfessionsgruppe der apostolischen Gemeinschaften manchmal und fälschlicherweise auch als Irvingianer bezeichnet. Auch in anderen Sprachen wie dem Englischen oder Französischen (Irvingites) ist dies der Fall.

Vereinfacht gesagt, geht es den hier zusammengefassten Kirchen und Gemeinschaften um den (wiedererweckten) apostolischen Dienst bzw. das Amt und ein Modell der urchristlichen Gemeinde mit dem Anspruch, dieses als ökumenisches Modell der Christenheit anzubieten. Konstituierendes Merkmal aller apostolischen Gruppen ist das Apostelamt als leitendes Lehramt. Aufgrund der inzwischen über 180-jährigen Geschichte dieser Kirchen gibt es heute unterschiedliche Schwerpunkte und Glaubens- und Lehrentwicklungen.

Strömungen

Grob kann man zwischen vier Strömungen innerhalb der Apostolischen Gemeinschaften unterscheiden:

Katholisch-apostolische Gemeinschaften

Übersicht der Apostolischen in Deutschland

Zu dieser Gruppe gehört vor allem die Ursprungsgemeinschaft aller apostolischen Gemeinschaften, die katholisch-apostolischen Gemeinden (k.a.G.).

Ferner können zu ihr auch die Gruppen gezählt werden, die versucht haben das "katholisch-apostolische Modell" in Liturgie und Amt wieder aufleben zulassen, wie die Katholisch Apostolische Kirche - Gemeinde Gottes, die Katholisch-Apostolische Gemeinschaft unter van der Poorten, die sog. Gossliwil-Apostel und die katholische-apostolische Gemeinde (Christ Gemeinde International).

Hier könnte jedoch vom Standpunkt der k.a.G. eingewandt werden, dass diese Gemeinschaften zwar selbst den Anspruch erheben, Fortsetzung der k.a.G. zu sein, dieser von den k.a.G. selbst aber entschieden abgelehnt wird und auch aus ihrer theologischen Sicht fragwürdig ist. Denn KAG-Apostel hatten 1832 festgestellt, dass sie selbst das "Endzeitapostolat" seien welches nicht fortgeführt wird. Wenn Gemeinschaften auftreten, die dieses Apostolat wieder fortführen, befinden sie sich in keinerlei Sukzession zum Apostolat der k.a.G. - jedoch können sie sich, zumindest teilweise, auf die katholisch-apostolische Lehre vom Werk der Siebzig, welches dem Werk der Zwölf nachfolgen könnte, berufen.

Apostolische Gemeinschaften des erneuerten Apostolats

Diese Gruppe stellt die Gruppe apostolischer Gemeinden dar, die sich insbesondere auf die Rufung neuer Apostel 1863 in Hamburg berufen. Diese Gemeinschaften halten (im Gegensatz zur vorhergehenden Gruppe) ein ständig bestehendes Apostolat bis zur Wiederkunft Christi für notwendig. Ferner halten sie jedoch an der Lehre vom Vierfachen Amt, insbesondere dem Prophetenamt, fest, sind in ihrer Liturgie jedoch stark calvinistisch geprägt. Diese Gemeinschaften sind auch stark von der Person des Apostels Friedrich Wilhelm Schwarz geprägt und halten an seinen Reformen und Neuerungen (Kinderversiegelung, Kinderabendmahl, Spendung der Sakramente an Verstorbene) fest. Zu diesen Gemeinschaften zählen die Apostolischen Sendungskirchen (Hersteld Apostolische Zendingkerk, Hersteld Apostolische Zendingkerk II und Hersteld Apostolische Zendingkerk - stam Juda) und die Hersteld Apostolisch Zendinggemeente. Auch einzelne kleinere, teilweise untergegangene Gemeinschaften gehören in diese Tradition, z.B. die Alt-Apostolische Gemeinde.

Problematisch ist die Einordnung der 1863 entstanden Allgemeinen christlichen apostolischen Mission und ihrer niederländischen Schwester, der Apostolisch Zending. Die Kirchen der neuapostolischen Tradition sehen hierin ihre eigene Tradition und Kontinuität begründet (siehe unten), andererseits liegen hier starke Unterschiede im Amtsverständnis vor.

Aufgrund der Rückkehr zum Vierfachen Amt, aber der Beibehaltung der calvinistischen Liturgie könnte auch die Apostolische Gemeinde Wiesbaden e.V. (und ihre Abspaltungen) in diese Gruppe eingeordnet werden - andernfalls könnte sie aber aufgrund einer teilweise angedeuteten "Vakanzlehre" zum Stammapostelamt auch in die Gruppe der neuapostolischen Gemeinschaften eingeordnet werden.

Neue apostolische Gemeinschaften

Die Anfänge der neuen apostolischen Gemeinschaften liegen spätestens bei 1878. Sie entwickelten sich aus der katholisch-apostolischen Gemeinde und der daraus erwachsenen Untergruppe der Gemeinschaften des erneuerten Apostolats.

Die neuapostolischen Gemeinschaften sehen sich in der Tradition der katholisch-apostolischen Gemeinden, lehnen aufgrund ihrer historischen Entwicklung jedoch das Prophetenamt ab, bzw. verweisen lediglich auf eine Vakanz dieses Amtes. Hierin liegt insbesondere das Unterscheidungsmerkmal zu den Gemeinschaften des erneuerten Apostolats, während sonstige Neuerungen beiden Gruppen gemeinsam sind.

Die neuapostolischen Gemeinschaften haben traditionell das Apostolat sehr stark betont, teilweise dies im Lauf ihrer Entwicklung jedoch wieder modifiziert. Diese Gruppe stellt zahlenmäßig die absolut größte Gruppe der apostolischen Gemeinschaften dar, denn allein die größte Gemeinschaft (und Mutter aller anderen apostolischen Gemeinschaften neuapostolischer Tradition), die Neuapostolische Kirche, zählt über elf Millionen Mitglieder. Aus ihr sind zahlreiche Gemeinschaften hervorgegangen, die meisten von ihnen aus abweichenden Lehrauffassungen und Konflikten mit dem neuapostolischen Stammapostelamt. Zu den neuapostolischen Gemeinschaften zählen neben der Neuapostolischen Kirche, die Gemeinschaften der Vereinigung Apostolischer Gemeinden, die Apostolische Gemeinde des Saarlands und einige kleinere Gemeinschaften.

Die Gemeinschaften der apostolischen Tradition, die keine Parusie mehr erwarten

Die vierte Gruppe sind die apostolischen Gemeinschaften, welche im Gegensatz zu den drei vorhergehenden Gruppen, die Parusie Christi (das rettende Wiederkommen Jesu) nicht mehr in der traditionellen Weise erwarten. Ihrem Ursprung nach sind sie alle aus der Neuapostolischen Kirche hervorgegangen, haben sich von den übrigen apostolischen Gemeinschaften jedoch weit entfernt. Gemeinsam mit den apostolischen Gemeinschaften der anderen drei Gruppen ist ihnen lediglich noch das Amt des Apostels. Meist wird vertreten, dass in diesem Amt oder in einem Träger dieses Amtes Jesus Christus bereits wiedergekommen sei. Teilweise hat man sich auch sehr weit von christlichen Auffassungen entfernt und tendiert zu einem Pantheismus. Zu dieser sehr heterogenen Untergruppe apostolischer Gemeinschaften gehören u.a. das Apostelamt Juda, das Apostelamt Jesu Christi, die Old Apostolic Church und die Apostolisch Genootschap.

Andere Differenzierungen

Oftmals wird in der (älteren) Literatur nur zwischen den Katholisch-Apostolischen Gemeinden, der Neuapostolischen Kirche und den sog. "freien Apostelgemeinden" unterschieden. Gerade der Terminus der "freien Apostelgemeinden" überzeugt nicht, denn einerseits legt dieser Terminus nahe, dass es sich um freie Einzelgemeinden handeln würde (was nur bei ganz kleinen apostolischen Gemeinschaften der Fall ist, welche nur aus ein oder zwei Ortsgemeinden bestehen); ferner sind die meisten sog. freien Apostelgemeinden selbst eigene (regionale oder internationale) kirchliche Körperschaften oder Organisationen. Eine solche Differenzierung verkennt ferner die Historie der apostolischen Bewegung, denn etliche der sog. "freien Apostelgemeinden" haben entweder keinen historischen Bezug zur Neuapostolischen Kirche, oder nur einen mittelbaren ("Abspaltung der Abspaltung von der NAK oder den k.a.G."). Eigen ist allen Gemeinschaften der apostolischen Gemeinschaften nur ein mittelbarer Ursprung aus der katholisch-apostolischen Bewegung. Ferner muss der Terminus der "freien Apostelgemeinden" als ideologisch-wertend kritisiert werden. Ursprung dieses Terminus ist, dass man sich in diesen Gemeinschaften von einer "Herrschaft" des Stammapostelamtes befreit" sieht. Selbst wenn dieser Punkt dem Selbstverständnis einer Gemeinschaft entsprechen würde, trifft er dennoch nicht auf all jene Gemeinschaften zu, welche unter dem Oberbegriff der "freien Apostelgemeinden" zusammengefasst werden.

siehe auch

Literatur

  • Johannes Albrecht Schröter: Die Katholisch-Apostolischen Gemeinden in Deutschland und der "Fall Geyer". Tectum, Marburg 1997, 2004 (3.Aufl.). ISBN 3-89608-814-9
  • Helmut Obst: Apostel und Propheten der Neuzeit. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000. ISBN 3-525-55438-9
  • Kurt Hutten: Seher - Grübler - Enthusiasten. Quell, Stuttgart 1997 (15. Aufl.). ISBN 3-7918-2130-X
  • E. Diersmann: "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen". Das Erbe von Friedrich Wilhelm Schwarz, 100 Jahre apostolische Gemeinschaften in den Niederlanden, ein geschichtlicher Überblick. Re Di Roma, Remscheid 2007. ISBN 3-940450-20-0

Einzelnachweise

  1. Helmut Obst, Apostel und Propheten der Neuzeit, S.17

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