Südsudan: Unterschied zwischen den Versionen
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Über die seit Jahrzehnten andauernde humanitäre Katastrophe im Südsudan und deren Auswirkungen auf die Neuapostolischen Gemeinden im (Süd-) Sudan hat Bezirksapostel [[Wilfried Klingler]], der von 1995 bis 2015 für die Kirche im Sudan zuständig war, auf der Homepage der damaligen [[Gebietskirche Mitteldeutschland]] durch eigene Berichte und die Veröffentlichung von sog. „Lageberichten“ des Apostels [[Morris Gilbert Ukuni]] hingewiesen.<br> | Über die seit Jahrzehnten andauernde humanitäre Katastrophe im Südsudan und deren Auswirkungen auf die Neuapostolischen Gemeinden im (Süd-) Sudan hat Bezirksapostel [[Wilfried Klingler]], der von 1995 bis 2015 für die Kirche im Sudan zuständig war, auf der Homepage der damaligen [[Gebietskirche Mitteldeutschland]] durch eigene Berichte und die Veröffentlichung von sog. „Lageberichten“ des Apostels [[Morris Gilbert Ukuni]] hingewiesen.<br> | ||
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Version vom 20. Januar 2021, 01:36 Uhr
Politisches und Historisches zum Südsudan
Der Südsudan ist ein noch junger Staat mit ca. 13 Millionen Einwohnern. Am 9. Juli 2011 erklärte sich der Südsudan unabhängig vom nördlich gelegenen Sudan. Die Hauptstadt ist Juba. Der bisherige Sudan (Nordsudan) erkannte die Unabhängigkeit des Südsudan an. Am 14. Juli 2011 wurde der Südsudan das 193. Mitglied der Vereinten Nationen.
Im 19. Jahrhundert hatte die britische Kolonialmacht gemeinsam mit Ägypten den Sudan unter ihre Kontrolle gebracht. Dies änderte sich mit der Ausrufung der Republik Sudan 1956. Es entbrannte ein langer Bürgerkrieg zwischen dem entwickelten islamisch-arabischen Norden und dem unterentwickelten christlichen Süden. Dieser Bürgerkrieg endete erstmals 1972 und brach 1983 erneut aus, als die Scharia (islamischen Recht) eingeführt wurde. 2003 brach ein neuer Konflikt im Westen des Sudan (Region Darfur) aus. Dieser sog. Darfur-Konflikt hält bis heute an. Erst am 9. Januar 2005 kam es zu einem Friedensvertrag zwischen der Regierung im Norden und der Befreiungsbewegung im Süden. Allerdings misstrauten sich beide Parteien von Anfang an.
2005 entdeckte man im Süden des Sudans Erdöl. Während zuvor religiöse und ethnische Konflikte zwischen dem Norden und dem Süden Sudans im Vordergrund standen, waren es nun vor allem wirtschaftliche Interessen.
Humanitäre Unterstützung des Südsudans durch die Neuapostolische Kirche
Die seit Jahrzehnten prekäre soziale Situation des (Süd-) Sudan ist offensichtlich:
- Das Bruttoinlandsprodukt beträgt 2019 pro Kopf 369 US-Dollar pro Jahr.
- Die Analphabetenrate im Südsudan liegt aktuell bei ca. 66%.
- Die durchschnittliche Schulbesuchsdauer liegt bei knapp über 5 Jahren.
- Ca. 30 % der Bevölkerung sind unterernährt (2014).
- Die Blindheitsrate beträgt über 1 %.
- Es gibt ca. 1,5 Millionen Binnenflüchtlinge, 730.000 Menschen sind aus dem Südsudan in Nachbarländer geflohen (2015).
- Im Land befinden sich ca. 250.000 Flüchtlinge (Zentralafrikanische Republik, Demokratischen Republik Kongo, Äthiopien, Sudan).
- weniger als die Hälfte der Bevölkerung hat Zugang zur Gesundheitsversorgung (2019).
- Ende 2020 führen schwere Überschwemmungen dazu, dass rund 800.000 keine ausreichenden Nahrungsmittel und kein sauberes Trinkwasser haben.
Über die seit Jahrzehnten andauernde humanitäre Katastrophe im Südsudan und deren Auswirkungen auf die Neuapostolischen Gemeinden im (Süd-) Sudan hat Bezirksapostel Wilfried Klingler, der von 1995 bis 2015 für die Kirche im Sudan zuständig war, auf der Homepage der damaligen Gebietskirche Mitteldeutschland durch eigene Berichte und die Veröffentlichung von sog. „Lageberichten“ des Apostels Morris Gilbert Ukuni hingewiesen.
Zahlreiche Hilfswerke der Neuapostolischen Kirche (z.B. nak karitativ, human aktiv) und private Spendenaktionen (z.B. der Senioren aus dem Kirchenbezirk Ennepe-Ruhr) versuchen, Projekte für den Südsudan zu initiieren und/ oder bestehende Projekte zu unterstützen.
Aktuelle Situation der Neuapostolischen Kirche im Südsudan (2020)
Die neuapostolischen Gemeinden im Südsudan gehören seit 2016 zum Bezirksapostelbereich Ostafrika. Damit obliegt die seelsorgerische Betreuung der Mitglieder und die Verwaltung dem kenianischen Bezirksapostel Joseph Opemba Ekhuya. Der seit 2009 selbständige Bezirksapostelbereich Ostafrika (New Apostolic Church East Africa) umfasst neben dem Südsudan Kenia, Tansania und Uganda.
Die Neuapostolische Kirche im Südsudan wird geleitet vom Apostel Morris Gilbert Ukuni. Dieser 1966 geborene und als 816. gelistete Apostel der Neuapostolischen Kirche wurde 2012 ins Amt gesetzt und ist der zweite einheimische Apostel nach Kisso Eneriko M. Jovano. Letzterer wurde 1958 geboren, gilt als 600. Apostel der Neuapostolischen Kirche und bekleidete dieses Amt seit 2001. Jovano hat wichtige Informationen über die Anfänge der Neuapostolischen Kirche im Sudan hinterlassen. Allerdings wurde er 2007, nach sechsjähriger Tätigkeit, des Amtes enthoben. Gründe dafür sind nicht bekannt.
Die Hauptstadt Juba ist geistlicher und administrativer Mittelpunkt der Neuapostolischen Kirche im Südsudan. In Juba befinden sich mehrere Gemeinden sowie das Kirchenzentrum, zu dem eine Zentralkirche und die Kirchenverwaltung, ein Schulzentrum mit über 1.000 Schülern/innen und eine Wasseraufbereitungsanlage gehören. Ein Wohnkomplex mit Mietwohnungen gehört ebenfalls zum Kirchenzentrum, ebenso eine Krankenstation.
Die seit Jahrzehnten immer wieder aufflammenden Bürgerkriege hatten und haben auch Auswirkungen auf die Entwicklung der neuapostolischen Gemeinden im (Süd-) Sudan. Deshalb mag die von Bezirksapostel Wilfried Klingler 2015 angegebene Mitgliederzahl von ca. 6000 eine Orientierung sein.
Die Anfänge der Neuapostolischen Kirche im Sudan bis 1995
Zunächst war die Mission im Sudan der Neuapostolischen Kirche Kanada anvertraut. Deshalb beauftragte Bezirksapostel Michael Kraus 1977 einen kanadischen Priester, im Sudan für die Neuapostolische Kirche aktiv zu werden. Ein Jahr später versiegelte Apostel Gottfried Schwarzer die ersten 30 Gläubigen. In den folgenden Jahren wurde das Land von Apostel Ernest Vovak und Apostel Edward Deppner besucht. Sie versiegelten dabei ca. 1.800 Sudanesen.
Wegen des 1983 wieder aufgeflammten Bürgerkrieges zwischen dem islamisch geprägten Norden und dem christlich geprägten Süden flohen etliche Kirchenmitglieder in die angrenzenden Länder oder wanderten in die Vereinigten Staaten aus. Aufgrund der politischen Situation war der Kontakt zur Hauptstadtgemeinde Juba nicht mehr möglich.
Die weitere Entwicklung im (Süd-) Sudan ab 1995
Die Verantwortung für die Missionsarbeit der Neuapostolischen Kirche im Sudan übernahm 1995 die damalige Gebietskirche Mitteldeutschland, die vom Bezirksapostel Wilfried Klingler geleitet wurde.
Im September 1995 gelang es dem mitteldeutschen Apostel Achim Burchard nach Juba zu reisen. Die Amtsträger Jubas waren in der Zwischenzeit nicht untätig. So konnte Burchard ca. 700 Sudanesen versiegeln. Bei einem weiteren Besuch setzte er 15 Amtsträger ein. Ende 2001 gab es ca. 4.000 Kirchenmitglieder in 28 Gemeinden, die von rund 100 Amtsträger betreut wurden.
Im November 2001 besuchte erstmals ein Stammapostel (Richard Fehr) den Sudan. Er hielt Gottesdienste in Khartum und in Juba und ordinierte Kisso Eneriko M. Jovano, der damit der erste einheimische Apostel des Sudans war. 2007 wurde er seines Amtes enthoben (s.o.). Aufgrund des anhaltenden Bürgerkrieges verlangsamte sich die Entwicklung der Gemeinden im Sudan in den Folgejahren.
2011 gründete sich der Staat Südsudan. Viele Mitglieder der Kirche begaben sich vom Norden des Sudans in die südsudanesischen Regionen, die deshalb einen erheblichen Mitgliederzuwachs verzeichnen konnten. Aufgrund des Bürgerkrieges sind Hunderte von Mitgliedern verschollen. In diesem Jahr der Unabhängigkeitserklärung des Südsudan gelang die offizielle Registrierung der Neuapostolische Kirche und es konnten systematische Aufbauanstrengungen (Bildung von Kirchenbezirken, Bauprogramme) gestartet werden. Ende 2011 betrug die Zahl der Mitglieder im Sudan 5310. Die insgesamt 17 Gemeinden waren in vier Bezirke aufgeteilt und wurden von knapp 40 Amtsträgern betreut.
2012 wurde der Südsudanese Morris Gilbert Ukuni durch Stammapostel Wilhelm Leber ins Apostelamt gesetzt.
Quellen