Evolutionstheorie
Unter dem Begriff Evolutionstheorie wird der jeweilige Stand der Forschung zur Frage der Entstehung und Veränderung der Arten als Ergebnis von Evolution verstanden. Es gibt allerdings keine einheitliche Evolutionstheorie, stattdessen existieren mehrere wissenschaftliche Ansichten, die sich mit der Evolution beschäftigen. Manche Ideen der Evolutionstheorien versuchen die Schöpfungskraft Gottes zu relativieren oder zu verneinen. Aus diesem Grund führt die Evolutionstheorie zu einer wissenschaftlichen Gegenströmung die sich Kreationismus nennt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte der Evolutionstheorie
Die Geschichte der Evolutionstheorie beginnt mit den Schöpfungsmythen der Menschheit.[1] Hierbei wird eigentlich erklärt, dass ein Gott oder mehrere Götter die Erde erschaffen haben. Ein Beispiel hierfür ist der Schöpfungsmythos aus Ägypten:
„Am Anfang war der riesiger Ozean Nun. Aus dem Chaos dieses unendlichen Wassers wuchs der Urhügel Tatenen empor. Genau über ihm erblüte eine Lotosblüte, aus der der Sonnengott Re hervorstieg. In dem Chaos machte sich der Gott Ur-Atum (das All) an die Erschaffung des unendlichen Universums. Der Sonnengott Re hatte zwei Kinder: Schu, den Windhauch (die Luft), und Tefnut, die Feuchtigkeit (das Wasser). Schu und Tefnut zeugten Geb, die Erde, und Nut, den Himmel. Geb und Nut hatten fünf Kinder: Osiris (die Fruchtbarkeit), Isis (das fruchtbare Land), Seth (die Dürre), Harmachhis und Nephtys (die Wüste). Osiris und Isis zeugten den Königsgott Horus, der den Pharao zu Lebzeiten verkörpert. Aus den Tränen des Sonnengottes Re entstanden die Menschen. Die Götter regierten zuerst als Pharaonen über die Menschen, sie zogen sich doch später in die Unsichtbarkeit zurück.[2]“
Auch die Bibel enthält die Schöpfungsgeschichte, in der Gott die Welt aus dem Nichts erschafft.[3] Diese Schöpfungsgeschichte galt für mehrere tausend Jahre als allgemein gültige Theorie für die Schaffung der Welt.[1]
Ein direkter Vorläufer der Evolutionstheorie ist die Kataklysmentheorie von Georges Cuvier (1769–1832) diese Theorie basierte auf der Annahme, dass die veränderten Flora und Fauna-Funde durch große Naturkatastrophen erklärbar wäre, und diese ohne Zwischenstufen in einem Gebiet vernichtet worden wären. Anschließend wäre wäre eine Neuschöpfung der Flora und Fauna entstanden.[4] Die Theorie wurde zum Katastrophismus weiterentwickelt, die als eine von mehreren Evolutionstheorien angesehen wird.
Jean-Baptiste de Lamarck (1744-1829) ist einer der ersten die von Evolution sprachen.[5] Er versuchte die Evolution mit der Theorie zu erklären, dass sich Lebewesen auf Grund von mehreren Bedingungen weiterentwickeln mussten. Als bekanntestes Beispiel wurde die Entwicklung des Giraffenhalses erwähnt, da sich diese immer weiter nach Futter ausstrecken mussten und sich somit von Generation zu Generation der Hals verlängert hat.[6]
Der bekannteste Forscher auf dem Gebiet der Evolutionstheorie wurde allerdings Charles Robert Darwin (1809-1882).[7] Sein Buch On the Origin of Species veränderte die allgemeine Sicht auf die Schöpfungslehre und begann sie kritisch zu hinterfragen. Er ging auf die Themen Vererbung, Reproduktion, Variation und Selektion ein.[7]
Etwas abseits der Evolutionstheorie ist noch der Augustinermönch Gregor Mendel (1822-1884) zu nennen, der Klostergarten Brünn mit Erbsen experimentierte und hierbei die Theorien in seinen Mendelschen Regeln aufstellte. Diese Regeln, bestätigen das Regelmäßigkeiten in einfachen Erbgängen in der Merkmalsausprägung erfolgt.[8] Diese Regeln hatten später einen gewaltigen Einfluß auf die Synthetische Evolutionstheorie.[9]
1925 versuchte der Lehrer John Thomas Scopes (1900-1970) in Amerika gegen die Einführung der Evolutionstheorie im Schulunterricht zu klagen, dieser Prozess wurde später auch als Affenprozess bezeichnet.[10] Der Prozess begann am 10. Juli 1925 und Prozess der mit viel Spektakel begann endete für ihn in einem Debakel, die Evolutionstheorie wurde schließlich als Bestandteil des Unterrichts eingeführt und er quittierte seinen Dienst als Lehrer.[10] 1960 wurde dieser Prozess mit dem Film Wer den Wind sät verfilmt, es folgten mehrere Remakes des Films.[11]
Daneben wurden die Theorien der Systemtheorie der Evolution und der Frankfurter Evolutionstheorie während der 1970er Jahren entwickelt.
Die Evolutionstheorien
Wie bereits in der Geschichte der Evolutionstheorie angesprochen wurde, existiert nur eine Theorie sondern, es gibt mehrere die in diesem Artikel auch beleuchtet werden.
Katastrophismus
Unter dem Begriff Katastrophismus wurde die ursprüngliche Kataklysmentheorie von Georges Cuvier weiterentwickelt. Geprägt wurde der Begriff vor allem durch den Theologen, Philosophen, Naturwissenschaftler und Wissenschaftshistoriker William Whewell (1794–1866).[12] Dieser Begriff wurde zu einem wissenschaftlichen Paradigma (Grundhaltung) von mehreren Forschungsrichtungen.[12]
Die Theorie an sich selbst schnell zusammengefasst, bei großen Katastrophen wurden zahlreiche Lebewesen und Spezien vernichtet, aus den überlebenden Spezien entwickelte sich ein neues Leben.[13]
Dieser Katastrophismus wird häufig von den Kreationisten angewendet, um zu beweisen, das Menschen durchaus mit Dinosauriern zusammengelebt haben könnten. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Creation Museum in Petersburg, Boone County.[14][15]
Lamarcksche Evolutionstheorie
Die Lamarcksche Evolutionstheorie wurde vom Botaniker und Zoologen Jean-Baptiste Lamarck entwickelt. Sie besteht eigentlich aus drei Elementen der Evolution:
- Die Tiere unterliegen einem inneren Drang sich an die Umgebung anzupassen, und zur Vervollkommung zu streben.
- Der Gebrauch oder Nichtgebrauch von diversen Organen führt zu einer stärkeren Ausprägung oder die Rückbildung dieser.
- Einmal erworbene Merkmale werden weitervererbt.[6]
Ein populäres Beispiel hierfür ist der bereits angeführte Giraffenhals, allerdings gilt diese Theorie nach heutigen Wissenstand als widerlegt, da sich die Gene nach dieser Theorie verändert haben müssten. Dies ist allerdings nicht der Fall.[6]
Darwinsche Evolutionstheorie
Charles Robert Darwin durfte im Alter von 22 Jahren an einer Forschungsexpedition rund um die Welt teilnehmen, hierbei war seine Aufgabe die gesehenen Lebewesen zu studieren und zu registieren.[16] 1845 begann damit erste Theorien aufzustellen und vermutete das sich Finken aus einer einzigen Stammart entwickelt haben.[16]
Er kam auf folgende Theorien bezüglich der Evolution:
- Für die Erhaltung einer Art sind mehr Nachkommen notwendig.
- Da es nur beschränkte Ressourcen gibt, herrscht ein Kampf ums Überleben. („survival of the fittest“)
- Nur die Individuen überleben die sich am besten angepasst haben.
- Die Nachkommen ihrer Eltern können sich in gewissen Merkmalen von ihnen unterscheiden, allerdings haben sie auch Merkmale ihrer Eltern geerbt.
- Es existiert eine natürliche Auslese, die zu einer Veränderung der Arten führt.(„natural selection“)[16]
Nach dieser Theorie haben die Menschen einen gewissen Verwandtschaftsgrad zu Affen, Hühern, Backhefe oder Insekten.[16]
Synthetische Evolutionstheorie
Die Synthetische Evolutionstheorie ist eine Erweiterung aus den 1930er Jahren der Darwinschen Evolutionstheorie, hierbei wurden die Erkenntnisse des Augustinermönches Gregor Mendel übernommen.[17] Sie basiert auf folgenden Theorieansätzen:
Mutation und Rekombination
Mutation ist eine Abänderung der Eigenschaften eines Lebewesens und Rekombination ist die Neukombination von Erbgut.[18][19]
Selektion
Auslese der schlecht angepassten Lebensformen oder Organismen. Sie besteht aus folgenden Selektionstypen:
- stabilisierende Selektion (erhaltende Selektion)
- transformierende Selektion (dynamische Selektion)
- aufspaltende Selektion
- Kompensierende Selektionsdrücke[18]
Gendrift
Der Gendrift, ist eine zufällige Veränderung der Genhäufigkeit einer bestimmten Ausprägung eines Gens innerhalb seiner Population.[20] Diese können sowohl schrumpfen als auch steigen, nach Naturkatastrophen kann eine Gründerpopulation entstehen, hierbei werden bei wenigen überlebenden Arten besondere Gene an die kommenden Generationen weitergegeben um das Überleben zu sichern.[20]
Daneben kann es zum Flaschenhalseffekt kommen, bei dem nur wenige Gene vererbt werden, die vorher zur genüge vorhanden waren.[20]
Systemtheorie der Evolution
Die Systemtheorie der Evolution ist in den 1970er Jahren entstanden und wurde im Jahr 1988 zur Synergetischen Evolutionstheorie ausgebaut.[21]
Diese geht davon aus, dass lebende Organismen offene Systeme im Sinne der Thermodynamik sind und diese im Fließgleichgewicht ihrer Umwelt stehen.[21] Die Erweiterung der Synergetischen Evolutionstheorie berücksichtig hierbei noch die Chaostheorie.[21] Diese Chaostheorie berichtet unter anderem auch vom Schmetterlingseffekt, bei dem Flügelschlag eines Schmetterlings in Shanghai theoretisch eine Naturkatastrophe wie einen Wirbelsturm in New York auslösen könnte.[22]
Frankfurter Evolutionstheorie
Die Frankfurter Evolutionstheorie basiert auf einer Idee von Wolfgang Friedrich Gutmann und wurde von von einer Arbeitsgruppe am Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg weiterentwickelt.[23] Im Prinzip wird hierbei davon ausgegangen, dass Organismen energiewandelnde und hydraulische Konstruktionen sind, die nach den passenden Umweltbereichen suchen.[24]
Diese Evolutionstheorie vertritt außerdem die Meinung das Evolution nicht mehr rückgängig gemacht kann und das sie ein organisations- und struktur-determinierter Prozess ist. Hierbei können sich die Evolutionen durch diversifizieren,[24] dass bedeutet, dass sie sich den Gegebenheiten der jeweiligen Region anpassen könnten. Was einen Rückschluss auf die Lamarcksche Evolutionstheorie zulässt.
Die Evolutionstheorie in der BWL
In Betriebswirtschaftslehre hat sich ein neuer Ansatz gebildet die auf der Evolutionstheorie basiert. Die Betriebswirtschaftslehre versucht die Evolutionstheorie im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Prozessen zu betrachten.[25] Diese wird als Evolutionsökonomik bezeichnet.
Hierbei werden die Ökonomischen Phämonen die aus rationalen Entscheidungen getroffen werden um eine Gewinnmaximierung zu erzielen aus der Evolutionssicht betrachtet.[26] Als Beispiel kann die Einführung der Zeitarbeitsfirmen genannt werden, die dafür gesorgt haben, dass mehrere Arbeitsplätze verschwunden sind und durch Leiharbeiter ausgetauscht wurden. Diese Idee basiert auf der Selektionstheorie.
Ansichten der apostolischen Gemeinschaften zur Evolutionstheorie
katholisch-apostolische Gemeinden
Soweit man von einer offiziellen Lehrmeinung der katholisch-apostolischen Gemeinden sprechen kann, wurde die Evolutionstheorie durchgehend abgelehnt. Bemerkenswert ist beispielsweise des katholisch-apostolischen Marburger Professors Albert Wigand. Er widersprach er der Lehre Darwins und legte seine Sichtweise im Werk: Der Darwinismus und die Naturforschung Newton’s und Cuvier’s (3 Bände, 1874-77) dar.
Neuapostolische Kirche
Am 29. April 2004 veröffentlichte die Neuapostolische Kirche eine Verlautbarung zur Evolutionstheorie, in der sie diese als keine geeignete Erklärung für die Schöpfung ansieht und diese Theorie nicht in ihre Betrachtungen miteinbeziehen wird.[27] Erklärungen zur Evolution selbst stellen allerdings keinen Widerspruch zu den Aussagen der Bibel dar, somit unterscheidet die Kirche bewußt zwischen den Aussagen der Evolutionstheorie und den Aussagen zur Evolution selbst.[28]
Die Evolutionstheorie stellt für sie auch keine Erklärung für die Herkunft des Lebens dar.[28]
Weblinks
- Übersicht über die Evolutionstheorien
- Biologie-Schule über Evolution
- Dokumentation auf Youtube: Meilensteine der Naturwissenschaft und Technik 028: Gregor Mendel und die klassische Genetik
- Spiegel Online: 150 Jahre Evolutionstheorie: Ist Darwin gescheitert?
- Frosch-TV: Evolutionstheorie - Darwin vs Lamarck
- Dokumentation auf Youtube: Die Millionen fehlen - Evolution vs. Schöpfung
- Dokumentation auf Youtube: Adam, Eva und die Evolution Kreationismus auf dem Vormarsch
Literatur
- G. Cuvier: Essay on the Theory of the Earth. London 1817 (Volltext)
- T. Palmer: Controversy - Catastrophism and Evolution - the ongoing Debate. New York 1999, ISBN 0-306-45751-2
- Peter J. Bowler: Lamarckian Inheritance. In: Encyclopedia of Life Sciences. 2006
- Richard Burkhardt: The Spirit of System: Lamarck and Evolutionary Biology
- Stephen Jay Gould: The structure of evolutionary theory. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge, Mass. 2002, ISBN 0-674-00613-5
- J. Zrzav?,David Storch,Stanislav Mihulka,Hynek Burda,Sabine Begall (2009): Evolution: Ein Lese-Lehrbuch, Spektrum Akademischer Verlag
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Evolutionstheorie-Darwin.de: Vorläufer
- ↑ Sabine Elender: Schöpfungsmythen - Die Erschaffung der Welt - Überlieferungen der Völker
- ↑ Genesis 1,1 - 2,4
- ↑ Turney, C.S.M.; Brown, H. (2007). "Catastrophic early Holocene sea level rise, human migration and the Neolithic transition in Europe". Quaternary Science Reviews 26 (17–18): 2036–2041. Bibcode:2007QSRv...26.2036T. doi:10.1016/j.quascirev.2007.07.003.
- ↑ Evolutionstheorie-Darwin.de: Vorläufer 2
- ↑ 6,0 6,1 6,2 Biologie-Schule: Evolutionstheorie Jean-Baptiste Lamarck
- ↑ 7,0 7,1 Biologie-Schule: Evolutionstheorie Charles Darwin
- ↑ Biologie-Schule: Die Mendelschen Regeln
- ↑ Biologie-Schule: Die Synthetische Evolutionstheorie
- ↑ 10,0 10,1 PBS.org:The Monkeytrial
- ↑ IMDB-Eintrag des Films
- ↑ 12,0 12,1 Atlantisforschung.de: Katastrophismus
- ↑ J. Zrzav?,David Storch,Stanislav Mihulka,Hynek Burda,Sabine Begall (2009): Evolution: Ein Lese-Lehrbuch, Spektrum Akademischer Verlag, S. 6
- ↑ Offizielle Seite des Creation Museum
- ↑ Dokumentation auf Youtube: Die Millionen fehlen - Evolution vs. Schöpfung
- ↑ 16,0 16,1 16,2 16,3 Gymmünchenstein: Charles Darwin und die Evolutionstheorie
- ↑ Focus: Gregor Mendel - Der Vater der Genetik
- ↑ 18,0 18,1 Schaffelgymnasium: Synthetische Evolutionstheorie
- ↑ Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Definition: Mutation
- ↑ 20,0 20,1 20,2 Biologie-Schule.de: Evolutionsfaktor Gendrift
- ↑ 21,0 21,1 21,2 Uni-Protokolle: Systemtheorie der Evolution
- ↑ Welt.de: Ein Schmetterling kann Städte verwüsten
- ↑ Morphisto: Die Frankfurter Evolutionstheorie
- ↑ 24,0 24,1 Senckenberg: Die Frankfurter Evolutionstheorie
- ↑ ZBW:ECONIS Select BWL – Darwin in der Betriebswirtschaft
- ↑ Scirus: Evolutionary Economics
- ↑ NAK: Verlautbarung zur Evolutionstheorie
- ↑ 28,0 28,1 NAK von A bis Z: Evolutionstheorie