Apostelbezirk Bayern
Der Apostelbezirk Bayern geht auf Gemeindegründungen ab dem Jahr 1896 in München und Umgebung zurück.
Geschichte
Die Geschichte der Neuapostolischen Kirche in München und der weiteren Umgebung geht bis in das Jahr 1896 zurück. Vermutlich war es der Schneidergeselle Valentin Christian Schmidt der auf seiner Wanderschaft in Braunschweig die Neuapostolischen Gemeinde kennenlernte, dort 1895 durch den späteren Stammapostel Friedrich Krebs versiegelt wurde und anschließend eine erste Gemeinde in München gründete, aus der der spätere Apostelbezirk hervorging.
Mit großer Ausdauer und Geduld, fest auf die Hilfe des Herrn hoffend, begann er seine Arbeit. Bald zeigten sich die ersten Früchte. Am 05. Mai 1896 konnte Apostel Krebs - der noch im gleichen Jahr zum Stammapostel berufen wurde - die ersten Seelen in München versiegeln und Bruder Schmidt das Unterdiakonenamt anvertrauen. Zunächst hielt er in seiner Wohnung in München-Giesing in der Aventinstraße Hausandachten ab. Dazu lud er auch seine Eltern und seine Brüder ein. 1899 konnte Stammapostel Krebs bei seinem zweiten Besuch in München 11 Seelen den Heiligen Geist spenden. Ein Jahr später wurde Valentin Christian Schmidt vom Stammapostel Krebs zum Priester und Vorsteher der kleinen Gemeinde gesetzt. Bei diesem Besuch hatten wieder einige Seelen versiegelt werden können.
Auch in München blieben die Gotteskinder nicht ohne Anfeindungen. Die zuständige Behörde verbot das Abhalten religiöser Vorträge, auch in den Familien. Doch davon ließen sich die Geschwister nicht beeindrucken. Als sie dann einmal im "Familienkreis" am "Kaffeetisch" das Heilige Abendmahl feierten, überraschte sie die Polizei. Jeder Erwachsene musste zwanzig Goldmark zahlen. Eine für damalige Verhältnisse unvorstellbare hohe Summe.
Mit der Zeit lastete die Einschränkung der Glaubensfreiheit doch schwer auf den Geschwistern. Erst ein mutiger Vorstoß der Frau des Vorstehers, Schwester Anastasia Schmidt, bewirkte letztlich eine Änderung. Schwester Schmidt war Patientin des adligen Arztes Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern. Unerschrocken bekannte sie dem Arzt ihren Glauben und trug ihm den Wunsch der jungen Neuapostolischen Gemeinde nach freier Religionsausübung vor. Trotz seiner Verwunderung, dass Schwester Schmidt ausgerechnet zu ihm gekommen war, gab Prinz Ludwig ihr den Rat und Anleitung für die Abfassung eines Bittgesuches, das am Geburtstag des Prinzregenten Luitpold eingereicht werden sollte. Die Eingabe hatte Erfolg! Mit Entschließung vom 20. Juli 1906 gestattete das Königliche Bayrische Staatsministerium völlige Religionsfreiheit.
Die Gemeinde München nahm nun stetig zu. 1909 wurde eine größere Versammlungsstätte in der Mathildenstraße und noch vor dem Ersten Weltkrieg ein Raum in der Rumfordstraße gemietet. Nach 1918 versammelten sich die Geschwister dann in der Erzgießereistraße 7. Im Jahr 1921 zählten 99 Seelen zur Gemeinde. Doch nun trat ein Ereignis ein, dass sie beinahe vollständig aufgelöst hätte. Der Stammapostel Hermann Niehaus hatte 1910 die Gemeinde München dem Apostel Carl August Brückner aus Dresden anvertraut. Dieser setzte 1911 den Priester Nadasi zum Hirten und Vorsteher der Gemeinde und verstand es, ihn ganz an sich zu binden. Als Apostel Brückner 1921 die Aposteleinheit verließ, folgten ihm auch der Vorsteher Nadasi mit 68 Mitgliedern der Münchner Gemeinde!
Unter den verbleibenden Geschwistern, die sich um ihren Priester Schmidt scharten, waren neben dessen Familie die Geschwister Grapp, Möhnle, Gläser, Maget, Mulzer und Gosak. Die Gemeinde gehörte nun zum Apostelbezirk Frankfurt, später zu Heilbronn und Stuttgart. Bischof Körner aus Ulm pflegte wie nach ihm Apostel Karl Gutbrod die Seelen mit viel Liebe und Hingabe. Dem Priester und Vorsteher Valentin Christian Schmidt gelang es mit Gottes Hilfe, bis 1923 wieder 64 Seelen zu sammeln.
1925 empfing Priester Schmidt das Hirtenamt. Ihm zur Seite dienten der Evangelist Wirth und die Diakone Hildebrand, Saller und Christochowitz. Zwei Jahre später zog der pensionierte Schulrektor und frühere Bezirksälteste Friedrich Linde aus Frankfurt nach München. Zunächst bestätigte Apostel Gutbrod ihn als Priester, 1928 setzte er ihn in das Gemeindeältesteamt und Vorsteher für die Gemeinde München.
Vier Jahre diente Älteste Linde den Geschwistern mit viel Weisheit und Liebe. Unter seiner Leitung wuchs die Gemeinde auf 2000 Seelen an. 1932 erlitt er dann aber einen Schlaganfall und wurde gänzlich arbeitsunfähig. Der Hirte Schmidt musste nun zum dritten Mal die Gemeindeführung übernehmen.
Im September 1933 ordinierte Apostel Gutbrod den Priester Georg Hildebrand zum Bezirksevangelisten und gab ihm den Auftrag, der Gemeinde München I als Vorsteher zu dienen. Der in dieser Zeit gebildeten Zweiggemeinde in der Holzstraße stand der Evangelist Wirth vor. Die neugegründete Gemeinde München II zählte etwas über 100 Geschwister. Der Hirte Schmidt musste aus gesundheitlichen Gründen von seinen Aufgaben entbunden werden. Im Oktober 1933 verstarb der Älteste Linde und im Juli 1937 verstarb auch der Hirte Schmidt.
Der Zweite Weltkrieg, der wenige Jahre später begann, forderte auch von den Geschwistern in München seinen Tribut. Über 50 Brüder wurden zum Militär eigezogen. Unter ihnen befand sich auch der Bezirksevangelist Hildebrand. Trotz der Kriegsereignisse konnte am 15. September 1940 der Apostel Georg Schall in München, Germaniastraße 20, eine größere Kirche weihen. Stammapostel Bischoff besuchte im Oktober 1940 die Geschwister in ihrem neuen, schönen Heim. Leider wurde die neue Kirche bei schweren Bombenangriffen am 12. und 13. Juli 1944 zerstört.
Der Evangelist Wirt sorgte in dieser Zeit für die Geschwister. Auch nach dem Krieg war er zusammen mit Priester Wörner der ruhende Pol und der Sammelpunkt für die Heimkehrenden der Gemeinde München. Nachdem die Gottesdienste zunächst in einem Kellerraum der Kirche in der Germaniastraße stattgefunden hatten, konnte ab Oktober 1945 der Saal der Schwesternschaft des Bayrischen Roten Kreuzes für diesen Zweck gemietet werden. Nach mehrjähriger Pause besuchte Apostel Schall am 11. November 1945 die Geschwister. Stammapostel Bischoff diente nach acht Jahren am 01. Mai 1948 wieder einmal in München.
Am 29. Mai des gleichen Jahres weihte Bezirksapostel Schall das wiederaufgebaute und schöner gewordene Gotteshaus in der Germaniastraße zur Freude aller Geschwister. Nach und nach gelang es, in München 15 Gemeinden zu gründen. Besonders Bischof Startz, der ab Juli als Bezirksapostel diente, setzte sich für den Aufbau des Werkes Gottes in München ein. Die Gemeinde München-Giesing entstand im Jahre 1951.
Über viele Jahre waren die Geschwister aus den Stadtteilen Sendling, Solln, Giesing, Ramersdorf nach Sendling gekommen, wo die Gottesdienste zuerst im "Maierbräu" und später im evangelischen Gemeindesaal in der Ruppertstraße 29 stattfanden. Im Oktober hatte Bischof Startz den Priester Leonhard Trautwein mit der Suche nach einem geeigneten Versammlungsraum beauftragt. Nach zwei Versuchen gelang es ein Nebenzimmer der "Giesinger Bergstuben" zu mieten. Am 19. Juli 1951 hielt der Bezirksevangelist Hildebrand dort den ersten Gottesdienst, der von 48 Geschwistern und 11 Gästen besucht wurde.
In der ersten Zeit fanden die Gottesdienste in München-Giesing nur wochentags statt. Ab September versammelten sich die Geschwister dann auch am Sonntagvormittag. Noch im Gründungsjahr konnte Bezirkspostel Schall in einem Gottesdienst in Schwabing 9 Seelen aus der Giesinger Gemeinde versiegeln. Die Brüder Huber und Anderl erhielten das Diakonenamt. Am Ende des Jahres zählte die junge Gemeinde München-Giesing 72 Geschwister.
Bald wurde das Nebenzimmer in der Gaststätte zu klein. In der Turnbaracke eines Sportklubs fand sich dann wieder eine Bleibe. In dem Raum konnten etwa 200 Sitzplätze geschaffen werden. Am Pfingstsonntag 1952 fand dort der erste Gottesdienst statt. Bezirksapostel Eugen Startz diente am 09. Oktober 1952 in der Sportbaracke und versiegelte etliche Seelen. Im Laufe des Jahres 1952 veranlasste der Bezirksälteste Hildebrand, dass alle Geschwister aus Bogenhausen und Haidhausen künftig nicht mehr nach Schwabing, sondern der kürzeren Entfernung wegen nach Giesing gehen sollten. Durch diesen Zuwachs erreichte die Gemeinde einen Mitgliederstand von 177 Seelen.
1953 besuchte der Bezirksapostel Startz im Februar und Oktober wieder die Gemeinde. Dabei wurden 21 Seelen versiegelt und die Brüder Buch, Lindenmüller und Wende empfingen das Diakonenamt. Nach zweieinhalb Jahren wurden in München-Giesing die nunmehr 200 Geschwister neben dem Vorsteher, Priester Trautwein, von drei Priestern und vier Diakonen betreut. Das Heranwachsen der Gemeinde veranlasste Bezirksapostel Startz, in der damaligen Heimgartenstraße (heute Plecherstraße) ein Grundstück zu erwerben. Im Sommer 1954 kaufte er dann am Lechspeicher bei Füssen eine ausgediente Baubaracke. Sie musste in eigener Regie abgerissen und nach München transportiert werden. Einige Tage später kamen schon die ersten Teile per Lastwagen in Giesing an. Unter der Bauleitung eines Bruders, der als Architekt tätig war, begann mit viel Eigenleistung arbeitswilliger Geschwister und einer Baufirma die Aufstellung der Baracke. Neben dem Versammlungsraum mit einer Fläche von rund 120 Quadratmetern war noch Platz für ein Ämterzimmer. So wurde diese "Notkirche" am 12. Dezember 1954 durch Bischof Bahmann aus Augsburg geweiht. Insgesamt 300 Geschwister und Gäste nahmen an der Feierstunde teil. Sie diente der stetig wachsenden Gemeinde acht Jahre als Versammlungsstätte.
Der Bauplan für ein neues Kirchengebäude wurde erst nach mehrmaliger Abänderung genehmigt: ab Juni 1961 stand dem Bauvorhaben dann aber nichts mehr im Wege. Am 31. August weihte Bezirksapostel Startz das neue Gebäude. Der Kirchenraum liegt im ersten Stock und bietet mit Empore gut 550 Sitzplätze. Neben dem Raum für Müttern und Kleinkindern im ersten Stock befindet sich auch ein Jugendraum im Erdgeschoß, der 70 Sitzplätze bietet. Ihre höchste Mitgliederzahl erreichte die Gemeinde München-Giesing im Jahr 1965 mit 298 Mitgliedern.
Die Kirche in München-Giesing, Plecherstraße 4, dient heute auch als zentrale Versammlungsstätte für die vier Tochtergemeinden Unterhaching, Ramersdorf/Berg am Laim, Trudering und Ottobrunn.