Kambodscha

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Religion unter der Roten Khmer

Aus Sicht der Roten Khmer (maoistisch-nationalistische Guerillabewegung) sollte Religion aus dem Leben und dem Bewusstsein der Menschen verschwinden.

Deshalb wurden während ihrer Herrschaft (1975-1979) ca. 90% aller Christen und die meisten buddhistischen Mönche ermordet, Kirchen und Tempelanlagen zerstört.

Seit den 80er Jahren erholt sich das Land von dieser Schreckensherrschaft.

Aktuell sind rund 95% der kambodschanischen Bevölkerung Buddhisten, jeweils ca. 2% Muslime bzw. Christen (schwankende Angaben in der zugänglichen Literatur).


Religionsfreiheit seit 1993

Seit 1993 versteht sich Kambodscha als parlamentarische Monarchie und demokratischer Verfassungsstaat.

Die 1993 verabschiedete Verfassung des Landes legt den Buddhismus als Staatsreligion, aber ebenso das Recht auf Glaubensfreiheit fest (Artikel 43).

Letzteres ist daran gebunden, dass andere Glaubensüberzeugungen nicht beeinträchtigt und die öffentliche Ordnung und Sicherheit nicht gefährdet werden.

Religiöse Organisationen sollen sich beim Ministerium für Glauben und Religion registrieren lassen. Dazu sind die Ziele und Aktivitäten, die Lebensläufe ihrer Leiter und die Finanzquellen offenzulegen.

Die Registrierung findet auf Lokal-, Provinz- und Landesebene statt. Die Registrierung ermöglicht Steuerbefreiung.


Christliche Gemeinschaften in Kambodscha

Das Ministerium für Glauben und Religionen ist nicht befugt, gegen religiöse Organisationen vorzugehen, die sich nicht registrieren lassen.

Das hat dazu geführt, dass es in Kambodscha über 100 registrierte und nicht registrierte Religionsgemeinschaften gibt.

Die mitgliederstärkste christliche Glaubensgemeinschaft in Kambodscha ist die Neuapostolische Kirche mit ca. 80.000 Mitgliedern.

Die Katholische Kirche hat 24.000 Mitglieder. Weitere Gemeinschaften sind z.B. die Zeugen Jehovas mit 1.200 Mitgliedern und die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage („Mormonen“) mit 8.000 Mitgliedern (Selbstauskünfte der Gemeinschaften).


Anfänge der Neuapostolischen Kirche in Kambodscha

Kambodschanische Einwanderer in Kanada zeigten in den 1980er Jahren Interesse an der Neuapostolischen Kirche. Deshalb ordinierte Bezirksapostel Erwin Wagner 1989 William Voeun zum Priester und entsandte ihn nach Kambodscha.

Priester William Voeun taufte dort 67 Menschen, u.a. seinen älteren Bruder Kaom Meas und dessen Familie.

1990 reiste der kanadische Apostel Berthold Woll nach Kambodscha und versiegelte die 67 neu hinzugewonnen Mitglieder.

Bis Ende 1991 konnten in den westlichen Provinzen Kambodschas (Battambang, Siem Reap, Banteay Meanchey, Posath) bereits mehr als 6.000 Menschen für die Neuapostolische Kirche gewonnen werden.


Aktuelle Situation der Neuapostolischen Kirche

Von den gegenwärtig ca. 16 Millionen Einwohnern Kambodschas sollen sich laut nac.today ca. 80.000 zum neuapostolischen Glauben bekennen.

Dies wäre – trotz der buddhistischen Prägung des Landes – ein Prozentsatz von 0,50% der Bevölkerung und damit deutlich mehr als z.B. in Deutschland (0,38%).

Die Mitglieder werden von ca. 540 ehrenamtlichen Amtsträgern in rund 170 Gemeinden betreut, über 100 verfügen über ein eigenes Kirchengebäude (nac.today).

Bis 2020 wurde die Gebietskirche Kambodscha durch den kanadischen Bezirksapostelhelfer John Sobottka und dem Bischof Voeun, der in Kambodscha arbeitet, aber in Kanada zuhause ist, unterstützt.

Bischof William Voeun ist der jüngere Bruder des ersten kambodschanischen Apostels Kaom Meas der Neuapostolischen Kirche.


Kritische Sicht auf die Mitgliederzahlen

Die seitens der Neuapostolischen Kirche angegebene Mitgliederzahl von 80.000 muss hinterfragt werden.

Ein ehrenamtlicher kambodschanischer Amtsträger würde dann ca. 145 Mitglieder betreuen und man hätte durchschnittliche Gemeindegrößen von ca. 470 Mitgliedern. Beides wäre für neuapostolische Verhältnisse untypisch.

Anlässlich der für 2021 geplanten Ruhesetzung des Bezirksapostelhelfers John Sobottka und der Ordinierung von Arnaud Martig und Jonathan Karl Sturm zu Aposteln wurde von der New Apostolic Church Canada ein Informationsvideo hochgeladen, das bei youtube einsehbar ist.

Die dort eingeblendete Informationstafel (ab 5:50) scheint die Bedenken hinsichtlich der Mitgliederzahl zu bestätigen.


Kaom Maes – erster Apostel Kambodschas

Der erste kambodschanische Apostel war bzw. ist Kaom Meas, geboren am 2. April 1949 in Battambang.

Die Entwicklung seiner Amtsträgerschaft in der Neuapostolischen Kirche entspricht der rasanten Entwicklung der Neuapostolischen Kirche in Kambodscha.

Von 1991 bis 1992 war er als Priester, Evangelist und Bezirksevangelist tätig. Ende 1992 ordinierte ihn Stammapostel Richard Fehr ins Apostelamt.

Ende November 2015 setzte ihn Stammapostel Jean-Luc Schneider in einem Festgottesdienst, der eigens in Phnom Penh anberaumt wurde, in den Ruhestand.

Seinen beruflichen Weg beschreibt Meas so:

„Meine Eltern lebten vom Fischfang. Um mir eine Ausbildung zu ermöglichen, gaben sie mich in die Obhut eines buddhistischen Mönchs, der mich an einer öffentlichen Schule einschrieb. Im Anschluss daran besuchte ich eine höhere Schule und erwarb schließlich auf der Universität von Phnom Penh ein Pflegediplom.“ (vgl. nak-zentralarchiv)


Apostel der Neuapostolischen Kirche Kambodschas

Der 417. Apostel der Neuapostolischen Kirche ist der 1949 geborene Kaom Meas. Er wird 1992 von Stammapostel Richard Fehr in dieses Amt ordiniert.

Der 1948 geborene Nov Sarin wird 1999 als 553. Apostel ebenfalls vom damaligen Oberhaupt Fehr in dieses Amt gesetzt.

2015 wird Nov Sarin gemeinsam mit seinem Amtskollegen Kaom Meas von Jean-Luc Schneider in Phnom Penh in den Ruhestand verabschiedet.

In dem angesprochenen Festgottesdienst werden nicht nur Kaom Maes und Nov Sarin in den Ruhestand versetzt, sondern auch zwei neue Apostel für Kambodscha ordiniert. Dies sind:

- der 1980 geborene und als 877. Apostel der Kirche geführte Sophal Keo und

- der 1973 geborene und als 880. Apostel der NAK gezählte Phat Songseang.


Phat Songseang wurde durch Jean-Luc Schneider mit Wirkung zum 19.11.2018 seines Amtes enthoben.

Gründe für die Amtsenthebung wurden bislang (Anfang 2021) nicht bekannt.


Quellen