Benutzer:Matze/Gustav Kries
Karl Gustav Kries (* 7. Juni 1815 zu Ostrowitt bei Neuenburg (Kreis und Regierungsbezirk Marienwerder); † 1858)war ein deutscher Historiker und Nationalökonom.
Kries war katholisch-apostolisches Gemeindemitglied.
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Kries wurde sis zu seinem 13. Lebensjahr durch Hauslehrer im elterlichen Hause vorgebildet und besuchte dann das Gymnasium zu Elbing. Da 1831 die Cholera in Elbing ausbrach, wechselte er auf das Gymnasium von Marienwerder. 1833 ging Kries an die Universität Breslau, um Mathematik und Naturwissenschaften zu studieren. 1837 wechselte er unter dem Einfluss der Vorlesungen und Schriften Rankes nach Berlin, welche das Interesse für Geschichte und Politik so bestärkten, dass er sich diesen Studien ganz zuwendete und 1838 auf Grund einer Abhandlung: „De Gregorii Turonensis episcopi vita et scriptis“ zu Breslau promovierte. Kries habilitierte sich 1839 in Breslau als Privatdozent und erwarb 1842 auch das Recht, Vorlesungen aus dem Gebiet der Staatswissenschaften zu halten.
1844 wurde er von der Breslauer Universität zum außerordentlichen Professor der Staatswissenschaften ernannt, legte jedoch diese Stellung 1850 nieder, um sich, nachdem er in dem Wahlkreis Schwetz-Graudenz als Abgeordneter des Volkshauses in Erfurt erwählt worden war, ganz der Politik widmen zu können. In den folgenden Jahren nahm er auch an den Verhandlungen des Berliner Abgeordnetenhauses teil.
In der Zeit seines Aufenthaltes in Berlin schloß er sich den katholisch-apostolischen Gemeinden an. Es wird berichtet, dass er schon vorher Kontakte in England zu "deren Häutern" (ggf. also sogar den Aposteln) gehabt habe.
In Berlin war er als Diakon tätig. Diese Tätigkeit prägte sogar seine wissenschaftlichen Arbeiten jener Jahre.
1856 reiste Kries erneut nach England, um die dort auf diesem Gebiet gemachten Erfahrungen näher kennen zu lernen. Von da zurückgekehrt, verlegte er seinen Wohnsitz in seine westpreußische Heimat und erwarb in Marienwerder ein eigenes Haus. Hier im Schoße seiner Familie, mitten in der Arbeit, die erworbenen Erfahrungen zu einem besonderen Werke zusammenzufassen, ereilte ihn den 13. Februar 1858 ein früher Tod.
Kries als Wissenschaftler
Kries hat als Schriftsteller auf dem Gebiet der Geschichte, wie auf dem der Nationalökonomie, Arbeiten von bleibendem Wert geschaffen.
Als Historiker hatte er sich während seiner Studienzeit in Breslau vornehmlich an den dortigen Professor und geheimen Archivrat Stenzel angeschlossen und diese Verbindung auch nach seiner Rückkehr aus Berlin wieder erneuert. Von Stenzel kam Kries der Gedanke, die Entwicklung der ständischen Verhältnisse in der ersten Zeit der habsburgischen Herrschaft in Schlesien näher zu erforschen.
So glaubte Heinrich Wuttke, von dessen Werke „Die Entwicklung der öffentlichen Verhältnisse Schlesiens vornehmlich unter den Habsburgern“, 1842 der erste Band erschien, bei dem Leiter des schlesischen Archivs ein ungleich geringeres Maß von Entgegenkommen gefunden zu haben, und daher entsprungene Aeußerungen gereizter Eifersucht hatten wohl ihren Antheil daran, daß K. jenen ersten Band Wuttkes in einer besonderen Broschüre (Breslau 1842) einer Kritik unterzog, welche dann die sich wesentlich auf die Darstellung der kirchlich-religiösen Verhältnisse beschränkende Einseitigkeit des Wuttke’schen Buches mit übergroßer Schärfe tadelte und in nicht ganz billiger Weise das Schwergewicht seiner Detailstudien auf einzelne aus der Darstellung seines Gegners herausgerissene Punkte warf. Der letztere antwortete mit einer dem zweiten Bande seines Werkes (1843) angehängten „Abfertigung des Dr. K. G. die an Breite und Gereiztheit dann den Angreifer noch weit überbot. Inzwischen war nun noch 1842 auch Kries’ Arbeit erschienen unter dem Titel: „Historische Entwickelung der Steuerverfassung in Schlesien unter Theilnahme der allgemeinen Landtagsversammlungen“, ein Buch, welches auf den gründlichsten archivalischen Studien beruhend, mit vollster Beherrschung des massenhaften, unerquicklichen und vielfach verwickelten Materials die Anfänge moderner Staats- und Finanzwirthschaft sowie der ständischen Einrichtungen in Schlesien klar und übersichtlich darstellt, noch heute das Beste, was wir über die inneren Verhältnisse Schlesiens unter habsburgischer Herrschaft besitzen. Eine Fortsetzung dieser Studien, wenngleich ursprünglich in Aussicht genommen, unterblieb dann doch, nachdem K. schon seit 1842 sich ganz den Staatswissenschaften gewidmet hatte, und nur diesen Gebieten der Wissenschaft gehören die Schriften an, von welchen wir an dieser Stelle nur einige verzeichnen wollen:
Werke (Auswahl)
- „Ueber die Verhältnisse der Spinner und Weber in Schlesien“, 1845.
- „Weshalb wollen wir zwei Kammern?“ 1848.
- „Grundzüge der Einkommensteuer in England“, 1850.
- „Soll der Zollverein zerrissen werden?“ 1852.
- „Ueber die Vermögenssteuer im Staate New-York“, 1854.
- „Die englische Armenpflege. Nach Kries’ Tode herausgegeben von seinem Schwager Dr. Karl Frhr. v. Richthofen“, 1863.
– Gründlichkeit und Sachkenntniß zeichnen diese, wie alle seine übrigen Schriften aus, und von besonderer Bedeutung ist es, daß ihr Verfasser an zahlreichen Stellen derselben gegen die abstrakte Richtung der herrschenden nationalökonomischen Schule, die ausschließlich „eine ungezügelte, nur Verfolgung des eigenen Vortheils ins Auge fassende Concurrenz“ anerkennen zu wollen scheint, eifrig polemisirt und auch auf dem Gebiete der Volkswirthschait die sittlichen Pflichten des Individuums, welches sich stets als Werkzeug höherer Zwecke betrachten soll, anerkannt wissen will. Es liegt auf der Hand, wie sehr die religiösen Ueberzeugungen Kries’ auch auf seine nationalökonomischen Anschauungen einwirken mußten, und die Gedanken über Regelung der Armenpflege, welche ihn in seinen letzten Lebensjahren vorzugsweise [171] beschäftigten, entsprangen im Grunde den Forderungen eines praktischen Christenthums, wie es ihm vorschwebte.
Quellen
- Artikel „Kries, Karl Gustav“ von Colmar Grünhagen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 169–171, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: http://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kries,_Gustav&oldid=1702980 (Version vom 26. Oktober 2014, 05:27 Uhr UTC)