Der Herr hat seinen Willen geändert

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Walter Schmidt (1891-1981)

Mit der Aussage Der Herr hat seinen Willen geändert wurde in der Neuapostolischen Kirche versucht den überraschenden Heimgang des Stammapostels Johann Gottfried Bischoff am 6. Juli 1960 zu erklären.

Die Aussage selbst

Der Nachfolger des verstorbenen Stammapostels war Walter Schmidt, der in einer schnell durchgeführten Wahl des Apostelkollegiums der Neuapostolischen Gemeinden Deutschlands e.V. zum Stammapostel am 7. Juli 1960 gewählt, da die Botschaft des Stammapostels vorsah, dass Johann Gottfried Bischoff eigentlich der letzte Stammapostel war.[1]

Walter Schmidt verfasste ein Schreiben in dem er versuchte die nicht erfüllte Botschaft zu erklären hierbei, schrieb er unter anderem davon dass der Herr aus unerforschlichen Gründen seinen Willen geändert habe und der Tod des damaligen Stammapostels alle Gläubigen heilsam aufschrecken und ihnen noch eine Gnadenfrist für ihre Vorbereitung auf die Wiederkunft Jesu Christi gewähren solle.[2]

Er schrieb unter anderem auch folgendes:

„Warum das, was nach menschlichem Verstand die logische Konsequenz nach dem Heimgang des Stammapostels Bischoff gewesen wäre, nicht geschah, ist eines der vielen Wunder unseres himmlischen Vaters, die er an seinen Kindern tat und immer noch tut. ... J. G. Bischoffs Glaube, der Herr werde zu seiner Lebenszeit wiederkommen, war keine Folge seines hohen Alters und auch kein frommes Wunschdenken, sondern fest begründet. Warum die Botschaft nicht in Erfüllung ging, wissen wir nicht.[3]

Die Zeitschrift der Spiegel berichtete über die Botschaft in der Ausgabe 38 des Jahres 1960, in dem es auf dem Tod und Lebensverlauf des Stammapostels Bischoff einging. Unter seinen Artikel setzte der Autor des Artikels die abschließenden Worte:

„Das Apostelkollegium der Neuapostolischen Gemeinde gab in einer gemeinsamen Erklärung den Gläubigen bekannt, Gott habe offenbar aus nicht ersichtlichen Gründen seinen Ratschluß geändert.[4]

Biblische Beispiele für die Aussage

Der Vergleich zur Stadt Ninive wurde oftmals herangezogen um die Willensänderung zu erklären

In der Bibel lassen sich einige Beispiele finden, in denen davon gesprochen wird das Herr seinen Willen geändert hat. Im Buch Nahum Kapitel 2 wird davon gesprochen, dass der Stadt Ninive der Untergang prophezeiht wurde, allerdings taten die Einwohner der Stadt Buße und so wurde die Stadt verschont.[5] Diese Geschichte wird im Buch Jona noch genauer ausgeführt.[6]

Der Propheten Jesaja musste König Hiskia die traurige Botschaft übermitteln, dass er sterben würde. Allerdings wandte er sich unter Tränen und Gebeten an Gott. Dieser schenkte ihm daraufhin 15 weitere Lebensjahre.[7]

In diesen Beispielen ist zu finden, dass Gott Gnade walten ließ und somit von seinem ursprünglichen Plan Abstand nahm. Anhand dieser Beispiele wurde ein Zusammenhang mit der Nichterfüllung der Botschaft versucht zu erklären.[8]

Bedeutung für die Neuapostolische Kirche

Dieser relativ einfache Erklärungsversuch hat für die Neuapostolische Kirche eine große Bedeutung, so sagte ein Gemeindemitglied das im Jahr 1913 geboren wurde hierzu:

„Die ersten paar Tage, da hast du niemanden gesehen, den du getroffen hast, der nicht stehen geblieben ist und geweint hat. Was da für Tränen geflossen sind, das kann ich dir nicht schildern. ... Und vielleicht in vielen Geschwistern auch zweifelnde Fragen. ... Es hat einige Geschwister gegeben, die dann nicht mehr in die Gottesdienste kamen, aber es war ein kleiner Prozentsatz. ... Wir wussten vom ersten Tag an: Und wenn er doch heimgegangen ist, der Herr kommt trotzdem und holt uns heim. An dieser Tatsache konnte niemand etwas ändern. Da standen wir einfach ganz fest verwurzelt. ... Uns wurde dann gesagt, der Herr kann seinen Plan ändern. Er hat ihn geändert bei Hiskia usw. Und wenn man sich mit diesem Gedanken dann beschäftigt hat, konnte man verstehen, dass der Herr auch hier zur Prüfung seines Volkes diesen Heimgang geschehen ließ.[9]

Kurt Hutten der damalige Sektenbeauftragte der EZW schrieb hierzu:

„Nach allen Berichten währte die durch Bischoffs Tod ausgelöste seelische Krise nur ganz kurze Zeit. Nach ein paar Tagen hatten sich die Gläubigen wieder gefangen...... Das ist gelungen. Die Neuapostolische Gemeinschaft blieb eine festgefügte Einheit und widerstand allen Vorstößen von kirchlicher und anderer Seite .... Aus zahlreichen Berichten von Gemeindepfarrern ergibt sich immer wieder das gleiche Bild: Jede Erschütterung ist ausgeblieben. Die Neuapostolischen tragen wieder den Kopf hoch und fühlen sich so sicher und überliegen wie eh und je. Jeder Versuch, ein Gespräch über die durch Bischoffs Tod entstandenen Fragen mit ihnen anzuknüpfen, prallt ab oder wird mit den Argumenten beantwortet, die in dem Wort des Apostelkollegiums enthalten sind.[10]

Heutige Sichtweise

Die VAG schrieb im Jahr 2008 zu dieser Erklärung folgendes:

„Die Nichterfüllung der „Botschaft“ war vorauszusehen, denn Gottes Wort bleibt in Ewigkeit. Die Aussage der damaligen Kirchenleitung der Neuapostolischen Kirche zur Erklärung der Nichterfüllung der „Botschaft“, dass Gott seinen Willen geändert habe und nicht der Stammapostel sich geirrt haben könne, ist, wie die „Botschaft“ selbst, mit dem Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift unvereinbar. Sie muss als hart näckige Weigerung der Anerkennung göttlichen Willens angesehen werden. Wir weisen deshalb diese Aussage ebenfalls als unwahr zurück.[11]

Stammapostel Wilhelm Leber schreibt hierzu in einer offiziellen Stellungnahme folgendes:

„Ich möchte betonen: Die Neuapostolische Kirche hält heute nicht mehr daran fest, dass es sich bei der Botschaft von Stammapostel Bischoff um eine göttliche Offenbarung gehandelt hat. Die Frage der Bewertung der Botschaft bleibt offen; es steht jedem frei, sich sein eigenes Urteil darüber zu bilden. Die Neuapostolische Kirche wird auch nicht mehr von der Begründung Gebrauch machen, der Herr habe seinen Willen geändert. [...] Im Gegensatz dazu war die Botschaft eine Verheißung, deren Nichterfüllung keinen erkennbaren Grund hatte. Somit müssen wir feststellen, dass die These, Gott habe seinen Willen geändert, sich an der Heiligen Schrift nicht belegen lässt. Fraglich ist auch, wie sie mit unserem Gottesbild zu vereinbaren ist, denn Gott ist für uns der Allmächtige, Allwissende, der treu zu seinen Verheißungen steht.[12]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Susanne Scheibler: Johann Gottfried Bischoff Friedrich Bischoff Verlag Frankfurt am Main, Ausgabe 1997, Seite 117 ff
  2. Susanne Scheibler: Johann Gottfried Bischoff Friedrich Bischoff Verlag Frankfurt am Main, Ausgabe 1997, Seite 119 ff
  3. Susanne Scheibler: Johann Gottfried Bischoff Friedrich Bischoff Verlag Frankfurt am Main, Ausgabe 1997, Seite 119 f
  4. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43066714.html
  5. Buch Nahum Kapitel 2
  6. Buch Jona
  7. Jesaja 38,9-20
  8. http://www.nak.org/fileadmin/download/pdf/BotschaftBischoff/Stellungnahme_zur_Botschaft_von_Stammapostel_Bischoff.pdf
  9. „Spirit“ Ausgabe 04/2003, Friedrich Bischoff Verlag Frankfurt am Main
  10. Materialdienst der EZW vom 1. September 1960
  11. http://apostolisch.de/ablage/literatur/pdf/erklaerung.pdf
  12. http://www.nak.org/fileadmin/download/pdf/BotschaftBischoff/Stellungnahme_zur_Botschaft_von_Stammapostel_Bischoff.pdf