Rudolf Rosochacki
Rudolf Rosochacki (nach anderen Quellen auch Rudolf Rosochacky oder Rudolf Rosochazky) (* Mai 1818 in Königsberg, Ostpreußen; † 22. November 1884) war ein Priester der Katholisch-apostolischen Gemeinden, der vom Propheten Heinrich Geyer in Königsberg zum Apostel gerufen worden war. Er nahm diese Rufung jedoch nur kurzfristig an, widerrief sie als ungöttlich und kehrte in die katholisch-apostolischen Gemeinden zurück.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Rudolf Rosochacki war Maurermeister und Inhaber eines Baugeschäfts. Er bekleidete seit 1860 in der Katholisch-apostolischen Gemeinde Königsberg das Amt eines Priesters (Ältester). Den Bau der 1864 eingeweihten Kapelle in Königsberg leitete Rosochacki. Während der Ereignisse im Herbst 1862 und Frühjahr 1863 war Rosochacki demnach der verantwortliche Bauherr der Baustelle in Königsberg, denn die Bauzeit belief sich von der Grundsteinlegung am 26. September 1862 bis September 1864. In der politischen Gemeinde Königsberg war Rosochacki als Maurermeister zum Beispiel auch für den Bau des dortigen Bahnhofs verantwortlich gewesen.
Am Abend des 10. Oktober 1862 (am Vormittag war Gottesdienst und die feierliche Einführung des Engels Eduard Schwarz) wurde Rosochacki beim Abendgebet mit Prophet Heinrich Geyer in seiner Königsberger Wohnung durch Weissagung zum Apostel gerufen. Bei dieser Rufung waren nur diese beiden Männer anwesend, da der Apostel Woodhouse, der Hirte mit dem Apostel Ludwig Augustus Samuel Thiersch sowie die Engel Charles Böhm und Friedrich Bolko Alexander Diestel beim Engel Eduard Schwarz wohnten und bereits zu Bett gegangen waren. Geyer selbst berichtet 1893 von diesem Abend wie folgt:
„Ich wurde einquartiert beim Priester Maurermeister Rosochaky. Dieser Mann war mir bekannt als ein begabter Mensch; ruhigen Gemüths, einsichtsvoll, als Priester treu, als Geschäftsmann intelligent ... An demselben Abend den 10. Octbr. 1862 lag der Geist des Herrn so schwer auf mir, daß ich körperlich fast erdrückt wurde, da mit einemmale kam der Geist Gottes mit Kraft über mich und rief den mitanwesenden Diener Rosocacky zum Amte eines Apostels. Jedoch wurde ihm gesagt, er solle sich nicht in die Angelegenheiten der bisherigen Apostel mengen, sondern ruhig abwarten die Zeit, da Gott ihn vor größerer Versammlung vieler Zeugen bestätigen würde; indem mit ihm eine neue Reihe der Zwölfzahl beginnen würde.“
Von dieser Rufung unterrichtete Geyer vorerst niemanden, auch Rosochacki scheint noch nicht mal mit seiner Frau darüber gesprochen zu haben. Später berichtete Geyer dem Engel Friedrich Wilhelm Schwarz in Hamburg. Dieser lud daraufhin beide zum 3. Januar 1863 nach Hamburg ein. Im Dezember zuvor kam es in Berlin zwischen dem Engel und Vorsteher Rothe und Geyer zu Lehrdifferenzen, so dass Geyer vorerst von Rothe suspendiert wurde, am 2. Januar bestätigte der Hirte mit dem Apostel Thiersch diese Suspendierung.
Am 3. Januar traf Rosochacki mit Geyer in Hamburg ein. Am darauffolgenden Tag, einem Sonntag, traten Geyer und Rosochacki in voller Amtstracht in den Morgendienst, also Rosochacki in der Bekleidung eines Apostels. Für den Nachmittag setzte der Engel Schwarz eine Versammlung ein und fragte die versammelte Gemeinde, ob sie Rosochacki als Apostel anerkennen würde. Diese bestätigte zuvor, dass sie die Rufung im Oktober auch vor Gott als vom Heiligen Geiste getätigt bestätigen würde. Bis auf fünf Mitglieder nahmen die restlichen ca. 130 Geschwister den neuen Apostel an. Damit wurde Rosochacki als Apostel ausgesondert und Bischof Carl Rothe in Berlin unterrichtet. Schwarz und die anderen Amtsträger (bis auf einen Diakon, der zu den o.g. fünf gehörte) legten ihre Ämter nieder und wurden von dem neuen Apostel neu bestätigt. Letztendlich führte dieser Disput zur Trennung und Exkommunikation der Hamburger Gemeinde.
Rosochacki selber verfasste am 6. Januar einen Brief an den Engel Rothe in Berlin und erklärte ihm, dass er jetzt als Apostel arbeiten würde. Vermutlich noch am selben Tag, oder einen Tag später, reiste Rosochacki nach Königsberg zurück. Er traf somit nicht mit dem Engel Rothe zusammen, der am 7. Januar in Hamburg eintraf. Zuhause in Königsberg, so Überlieferungen, sollen seine Frau und die dortigen Mitglieder sehr auf Rosochacki eingewirkt haben und ihn davon abgebracht haben, die Apostelrufung anzunehmen. Am 7. Januar schrieb der Evangelist mit dem Apostel Charles Böhm an Rosochacky und suspendiert ihn vom Amt, vermutlich traf der Brief nur ein oder zwei Tage später in Königsberg ein.
Am 15. Januar traf ein Brief Rosochackis in Berlin ein, in dem er schrieb, dass er die Rufung und Aussonderung nun doch nicht als vom Heiligen Geist gewirkt anerkannte. Zwei Tage später erhielt auch Engel Schwarz einen Brief von Rosochacki. In den weiteren Geschehnissen um Hamburg trat Rudolf Rosochacki nicht mehr weiter auf.
Seine Suspendierung wurde bereits am 5. April 1863 von der KAG wieder zurückgenommen, so dass er dort wieder als Priester arbeitete. Einige Jahre später erhielt er das Engelsamt für Königsberg und war damit deren örtlicher Vorsteher. Die Königsberger Gemeinde wurde 1853 gegründet und bestand bis 1945. Über die ersten drei Jahre ist berichtet, dass die Gemeinde besonders streng überwacht wurde und es große Mühe kostete in Königsberg Fuß zu fassen. Um die Jahrhundertwende hatte die Gemeinde etwa 1.000 regelmäßige Gottesdienstbesucher und eine Horngemeinde.
Ordinationen
- 1860 Priester
- 3. Januar 1863 Apostel
- 15. Januar 1863 Rücktritt vom Apostelamt
- (1867?) Engel
Querverweise
Literatur
- Johannes Albrecht Schröter in Bilder zur Geschichte der Katholisch-apostolischen Gemeinden, Jena 2001, Glaux Verlag Christine Jäger KG, ISBN 3-9317-42-X
- Johannes Albrecht Schröter in Die Katholisch-apostolischen Gemeinden in Deutschland und der Fall Geyer, Marburg 2004, Tectum Verlag, ISBN 3-8288-8724-4
- Helmut Obst in Apostel und Propheten der Neuzeit, Göttingen 2000, Vandenhoeck & Ruprecht, ISBN 3-525-55438-9
- Karl Weinmann in 100 Jahre Neuapostolische Kirche, Hamburg 1963, Friedrich Bischoff Verlag