Carl Wilhelm Louis Preuß: Unterschied zwischen den Versionen
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− | [[Carl Wilhelm Louis Preuß]] (* 12. Januar 1827 in Matzdorf, Landkreis Crossen/Niederlausitz; † 25. Juli 1878 in Hamburg), war der erste amtierende [[Apostel]] der allgemeinen christlichen apostolischen Mission, aus der später die [[Neuapostolische Kirche]] hervorging. | + | [[Datei: Carl_Wilhelm_Louis_Preuß_2.jpg|thumb|200px|Carl Wilhelm Louis Preuß]] |
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+ | '''Carl Wilhelm Louis Preuß''' (* 12. Januar [[1827]] in Matzdorf, Landkreis Crossen/Niederlausitz; † 25. Juli [[1878]] in Hamburg), war der erste amtierende [[Apostel]] der allgemeinen christlichen apostolischen Mission, aus der später die [[Neuapostolische Kirche]] hervorging. | ||
== Herkunft und Kontakt mit der kath.-ap.Gemeinde== | == Herkunft und Kontakt mit der kath.-ap.Gemeinde== | ||
− | Er wuchs nach dem frühen Tod seiner Eltern bei seinen Großeltern in Linum bei Fehrbellin/Brandenburg auf, wurde in der lutherischen Kirche konfirmiert und erlernte anschließend das Tischlerhandwerk. Als Geselle begab er sich auf Wanderschaft und lernte in Berlin die katholisch-apostolischen Gemeinden kennen. Um das Jahr 1850 dürfte er von Apostel [[Thomas Carlyle (Apostel)|Thomas Carlyle]] versiegelt worden sein. Am 14. Juni 1855 wurde er, ebenfalls durch Apostel Carlyle, in Berlin zum [[Priester]] ordiniert. | + | Er wuchs nach dem frühen Tod seiner Eltern bei seinen Großeltern in Linum bei Fehrbellin/Brandenburg auf, wurde in der lutherischen Kirche konfirmiert und erlernte anschließend das Tischlerhandwerk. Als Geselle begab er sich auf Wanderschaft und lernte in Berlin die katholisch-apostolischen Gemeinden kennen. Um das Jahr 1850 dürfte er von Apostel [[Thomas Carlyle (Apostel)|Thomas Carlyle]] versiegelt worden sein. Am 14. Juni [[1855]] wurde er, ebenfalls durch Apostel Carlyle, in Berlin zum [[Priester]] ordiniert. |
− | Ein Jahr später gab er seine Arbeit in Rathenow auf und wurde von Bischof [[Carl Rothe]] nach Hamburg gesandt. Dort sollte er die [[katholisch-apostolische Gemeinden|katholisch-apostolische Gemeinde]] leitend betreuen. Der Staat hatte über sie ein Versammlungsverbot verhängt und ihre Amtsträger aus der Stadt verwiesen. Da Priester Preuß als arbeitssuchender Tischlergeselle, und nicht als Geistlicher, nach Hamburg kam, wurden ihm private religiöse Zusammenkünfte gestattet. Seinen Beruf übte er bis 1866 aus. Im Jahr 1860 heiratete er Anna Maria Todtmann, eine Glaubensschwester aus seiner Gemeinde. | + | Ein Jahr später gab er seine Arbeit in Rathenow auf und wurde von Bischof [[Carl Rothe]] nach Hamburg gesandt. Dort sollte er die [[katholisch-apostolische Gemeinden|katholisch-apostolische Gemeinde]] leitend betreuen. Der Staat hatte über sie ein Versammlungsverbot verhängt und ihre Amtsträger aus der Stadt verwiesen. Da Priester Preuß als arbeitssuchender Tischlergeselle, und nicht als Geistlicher, nach Hamburg kam, wurden ihm private religiöse Zusammenkünfte gestattet. Seinen Beruf übte er bis [[1866]] aus. Im Jahr [[1860]] heiratete er Anna Maria Todtmann, eine Glaubensschwester aus seiner Gemeinde. |
Die Gemeinde Hamburg entwickelte sich so gut, dass Bischof Rothe 1858 den Ältesten [[Friedrich Wilhelm Schwarz]] als Verstärkung nach Hamburg sandte. | Die Gemeinde Hamburg entwickelte sich so gut, dass Bischof Rothe 1858 den Ältesten [[Friedrich Wilhelm Schwarz]] als Verstärkung nach Hamburg sandte. | ||
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== Rufung zum Apostel == | == Rufung zum Apostel == | ||
− | Am | + | Am 8. Februar [[1863]] (nach anderen Quellen vorab auch schon am 19. Januar durch einen Diakon) wurde der Priester Louis Preuß durch Weissagung von drei Gemeindemitgliedern zum Apostel berufen. Dies war gegen alle katholisch-apostolischen Ordnungen, denn eigentlich hatten nur Propheten das Rufungsrecht. Der abwesende Prophet Geyer bestätigte diese Rufung später als aus dem Geist Gottes kommend, auch wenn er über die in seiner Abwesenheit erfolgte Rufung verärgert war. Preuß wurde zwar von Geyer anerkannt, stand aber bis zu seinem Tod am 25. Juli 1878 immer im Schatten des geistig begabteren Geyer, so dass die ca. 150 Mitglieder zählende Gemeinde „Geyerianer“ genannt wurde. Am 18. März 1863 wurde Preuß zum Apostel ausgesondert (der 12. April 1863, der in einigen Quellen als Rufungstag genannt wird scheint nicht korrekt zu sein, da Geyer zu jener Zeit schon in Hamburg wohnte und dies auch dem 18. März als Aussonderungstag widersprechen würde.). Auch Engel [[Friedrich Wilhelm Schwarz|F.W. Schwarz]] stellte sich unter seinen neuen Apostel, bis er kurze Zeit später selbst zum Apostel berufen wurde. Damit war neben den katholisch-apostolischen Gemeinden ein neuer apostolischer Zweig („neue Ordnung“) entstanden, der sich [[Allgemeine christliche apostolische Mission]] nannte, allerdings die Grundelemente katholisch-apostolischer Tradition in Gemeindeordnung und Kultus weitgehend bei behielt. |
Unter großen Mühen folgte Apostel Preuß seiner Berufung und arbeitete am inneren und äußeren Auf- und Ausbau der neuen apostolischen Gemeinden. Er musste Anfeindungen und Verfolgungen ertragen und wurde auf Grund der nicht überall gegebenen Religionsfreiheit mehrere Male verhaftet. | Unter großen Mühen folgte Apostel Preuß seiner Berufung und arbeitete am inneren und äußeren Auf- und Ausbau der neuen apostolischen Gemeinden. Er musste Anfeindungen und Verfolgungen ertragen und wurde auf Grund der nicht überall gegebenen Religionsfreiheit mehrere Male verhaftet. | ||
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− | Im Jahr 1864 entstand eine Tochtergemeinde Hamburgs in [[Schladen]] (Harz). Am 25. Juli führte Apostel Preuß in einem nahe gelegenen Waldstück, das bereits zum religionsfreien Königreich Preußen gehörte, die erste Versiegelung der „neuen Ordnung“ außerhalb Hamburgs durch. Zu den Versiegelten zählten die späteren Apostel [[Friedrich Krebs]], [[ | + | Im Jahr [[1864]] entstand eine Tochtergemeinde Hamburgs in [[Schladen]] (Harz). Am 25. Juli führte Apostel Preuß in einem nahe gelegenen Waldstück, das bereits zum religionsfreien Königreich Preußen gehörte, die erste Versiegelung der „neuen Ordnung“ außerhalb Hamburgs durch. Zu den Versiegelten zählten die späteren Apostel [[Friedrich Krebs]], [[Heinrich F. Niemeyer|Heinrich Friedrich Niemeyer]] (Begründer der [[Apostolic Church of Queensland]]), [[Heinrich Wachmann]] und wahrscheinlich auch [[Georg Gustav Adolf Ruff|Gustav Ruff]]. Die Gemeinde Schladen erlangte große Bedeutung für die Ausbreitung der Gemeinden in Mitteldeutschland. |
− | In seinen letzten Lebensjahren kam es zu Spannungen mit dem Propheten Heinrich Geyer, der sich dem Apostel übergeordnet sehen wollte, da zu jener Zeit alle Ämter durch die Propheten berufen wurden. | + | In seinen letzten Lebensjahren kam es zu Spannungen mit dem Propheten Heinrich Geyer, der sich dem Apostel übergeordnet bzw. gleichwertig sehen wollte, da zu jener Zeit alle Ämter durch die Propheten berufen wurden. |
− | Nach dem Tod des Apostels Preuß stellte der Prophet Geyer der Hamburger Gemeinde [[ | + | Nach dem Tod des Apostels Preuß 1878 stellte der Prophet Geyer der Hamburger Gemeinde [[Johann Friedrich Güldner]] als neuen Apostel vor. Apostel Preuß hatte allerdings vor seinem Tod dem Ältesten [[Eduard Wichmann]] die Leitung der Hamburger Gemeinde übertragen. Dieser und die übrigen Apostel erkannten die Rufung des neuen Apostels Güldner nicht an. Es kam zur Spaltung der Gemeinde. |
− | Die Anhänger Geyers und Güldners behielten den Namen Allgemeine christliche apostolische Mission bei und lösten | + | Die Anhänger Geyers und Güldners behielten den Namen Allgemeine christliche apostolische Mission bei und lösten sich Jahre später auf. |
− | Die verbliebene Hamburger Gemeinde erhielt 1881 | + | Die verbliebene Hamburger Gemeinde erhielt 1881 mit [[Friedrich Krebs]] einen neuen Apostel, nachdem der verwaiste [[Bezirk]] vorübergehend von Apostel [[Friedrich Wilhelm Menkhoff]] betreut worden war. |
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Aktuelle Version vom 7. Dezember 2023, 11:43 Uhr
Carl Wilhelm Louis Preuß (* 12. Januar 1827 in Matzdorf, Landkreis Crossen/Niederlausitz; † 25. Juli 1878 in Hamburg), war der erste amtierende Apostel der allgemeinen christlichen apostolischen Mission, aus der später die Neuapostolische Kirche hervorging.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft und Kontakt mit der kath.-ap.Gemeinde
Er wuchs nach dem frühen Tod seiner Eltern bei seinen Großeltern in Linum bei Fehrbellin/Brandenburg auf, wurde in der lutherischen Kirche konfirmiert und erlernte anschließend das Tischlerhandwerk. Als Geselle begab er sich auf Wanderschaft und lernte in Berlin die katholisch-apostolischen Gemeinden kennen. Um das Jahr 1850 dürfte er von Apostel Thomas Carlyle versiegelt worden sein. Am 14. Juni 1855 wurde er, ebenfalls durch Apostel Carlyle, in Berlin zum Priester ordiniert.
Ein Jahr später gab er seine Arbeit in Rathenow auf und wurde von Bischof Carl Rothe nach Hamburg gesandt. Dort sollte er die katholisch-apostolische Gemeinde leitend betreuen. Der Staat hatte über sie ein Versammlungsverbot verhängt und ihre Amtsträger aus der Stadt verwiesen. Da Priester Preuß als arbeitssuchender Tischlergeselle, und nicht als Geistlicher, nach Hamburg kam, wurden ihm private religiöse Zusammenkünfte gestattet. Seinen Beruf übte er bis 1866 aus. Im Jahr 1860 heiratete er Anna Maria Todtmann, eine Glaubensschwester aus seiner Gemeinde.
Die Gemeinde Hamburg entwickelte sich so gut, dass Bischof Rothe 1858 den Ältesten Friedrich Wilhelm Schwarz als Verstärkung nach Hamburg sandte.
Die katholisch-apostolischen Gemeinden waren in den Dreißigerjahren des 19. Jahrhunderts in England entstanden. Durch „Weissagungen aus dem Heiligen Geist“ waren 12 Apostel berufen worden, die nun versuchten, die Christenheit unter der Leitung dieser Apostel zu vereinen. Da sie bei der Geistlichkeit der anderen christlichen Kirchen keine Zustimmung fanden entstand eine neue Kirche. 1855 starben die Apostel Mackenzie, Carlyle und Dow. Bemühungen, besonders durch den deutschen Propheten Heinrich Geyer, die verstorbenen Apostel zu ersetzen wurden von den verbliebenen Aposteln abgelehnt.
"Neue Ordnung"
Am 10. Oktober 1862, inzwischen lebten nur noch sechs der zwölf englischen Apostel, berief der Prophet Heinrich Geyer in Königsberg (Ostpreußen) den Ältesten Rudolf Rosochacki zum Apostel. Diese Neurufung wurde von der Hamburger Gemeinde freudig aufgenommen. Apostel Francis Valentine Woodhouse schloss daraufhin die Gemeinde Hamburg und ihre Amtsträger, einschließlich Engel Schwarz, Prophet Geyer und Priester Preuß, aus der katholisch-apostolischen Kirche aus. Apostel Rosochacki trat nach Vorhaltungen von Bischof Rothe und seiner eigenen Ehefrau von seinem Amt als Apostel zurück und verblieb in der katholisch-apostolischen Gemeinde. Nun stand die ausgeschlossene Hamburger Gemeinde ohne Apostel da, versammelte sich aber weiterhin zu Gebeten und Gottesdiensten.
Rufung zum Apostel
Am 8. Februar 1863 (nach anderen Quellen vorab auch schon am 19. Januar durch einen Diakon) wurde der Priester Louis Preuß durch Weissagung von drei Gemeindemitgliedern zum Apostel berufen. Dies war gegen alle katholisch-apostolischen Ordnungen, denn eigentlich hatten nur Propheten das Rufungsrecht. Der abwesende Prophet Geyer bestätigte diese Rufung später als aus dem Geist Gottes kommend, auch wenn er über die in seiner Abwesenheit erfolgte Rufung verärgert war. Preuß wurde zwar von Geyer anerkannt, stand aber bis zu seinem Tod am 25. Juli 1878 immer im Schatten des geistig begabteren Geyer, so dass die ca. 150 Mitglieder zählende Gemeinde „Geyerianer“ genannt wurde. Am 18. März 1863 wurde Preuß zum Apostel ausgesondert (der 12. April 1863, der in einigen Quellen als Rufungstag genannt wird scheint nicht korrekt zu sein, da Geyer zu jener Zeit schon in Hamburg wohnte und dies auch dem 18. März als Aussonderungstag widersprechen würde.). Auch Engel F.W. Schwarz stellte sich unter seinen neuen Apostel, bis er kurze Zeit später selbst zum Apostel berufen wurde. Damit war neben den katholisch-apostolischen Gemeinden ein neuer apostolischer Zweig („neue Ordnung“) entstanden, der sich Allgemeine christliche apostolische Mission nannte, allerdings die Grundelemente katholisch-apostolischer Tradition in Gemeindeordnung und Kultus weitgehend bei behielt.
Unter großen Mühen folgte Apostel Preuß seiner Berufung und arbeitete am inneren und äußeren Auf- und Ausbau der neuen apostolischen Gemeinden. Er musste Anfeindungen und Verfolgungen ertragen und wurde auf Grund der nicht überall gegebenen Religionsfreiheit mehrere Male verhaftet.
Tätigkeiten ausserhalb Hamburgs
Im Jahr 1864 entstand eine Tochtergemeinde Hamburgs in Schladen (Harz). Am 25. Juli führte Apostel Preuß in einem nahe gelegenen Waldstück, das bereits zum religionsfreien Königreich Preußen gehörte, die erste Versiegelung der „neuen Ordnung“ außerhalb Hamburgs durch. Zu den Versiegelten zählten die späteren Apostel Friedrich Krebs, Heinrich Friedrich Niemeyer (Begründer der Apostolic Church of Queensland), Heinrich Wachmann und wahrscheinlich auch Gustav Ruff. Die Gemeinde Schladen erlangte große Bedeutung für die Ausbreitung der Gemeinden in Mitteldeutschland.
In seinen letzten Lebensjahren kam es zu Spannungen mit dem Propheten Heinrich Geyer, der sich dem Apostel übergeordnet bzw. gleichwertig sehen wollte, da zu jener Zeit alle Ämter durch die Propheten berufen wurden.
Nach dem Tod des Apostels Preuß 1878 stellte der Prophet Geyer der Hamburger Gemeinde Johann Friedrich Güldner als neuen Apostel vor. Apostel Preuß hatte allerdings vor seinem Tod dem Ältesten Eduard Wichmann die Leitung der Hamburger Gemeinde übertragen. Dieser und die übrigen Apostel erkannten die Rufung des neuen Apostels Güldner nicht an. Es kam zur Spaltung der Gemeinde.
Die Anhänger Geyers und Güldners behielten den Namen Allgemeine christliche apostolische Mission bei und lösten sich Jahre später auf.
Die verbliebene Hamburger Gemeinde erhielt 1881 mit Friedrich Krebs einen neuen Apostel, nachdem der verwaiste Bezirk vorübergehend von Apostel Friedrich Wilhelm Menkhoff betreut worden war.
Ordinationen
- 14. Juni 1855 Priester
- 13. März 1863 Apostel
Literatur
- Karl Weinmann: 100 Jahre Neuapostolische Kirche 1863–1963 – Apostelbezirk Hamburg, Verlag Friedrich Bischoff, Frankfurt am Main 1963