Johann August Ludwig Bösecke

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Apostel Bösecke

Johann August Ludwig Bösecke, auch: Johann August Louis Bösecke (* 14. April 1821 in Schwedt/Oder; † 02. August 1886 in Breslau) war der 4. Apostel der Allgemein christlich apostolischen Mission.

Werdegang

Johann August Ludwig Bösecke stammte aus dem brandenburgischen Schwedt an der Oder. Über seine Kindertage und Jugendzeit ist wenig überliefert. Er erlernte den Beruf des Schuhmachers, legte in diesem Handwerk die Meisterprüfung ab und machte sich später in Berlin selbständig. In der deutschen Hauptstadt erfuhr er von dem wiederaufgerichteten Apostelamt und trat der Katholisch- Apostolischen Kirche bei. Dort wirkte er auch als Amtsträger. Als Anfang der sechziger Jahre sechs der zwölf englischen Apostel gestorben waren, kam es innerhalb der Katholisch- Apostolischen Kirche zu unterschiedlichen Auffassungen über die Rufung weiterer Männer ins Apostelamt und schließlich zur Spaltung. Während sich die Gemeinde in Hamburg unter ihrem Vorsteher, dem Bischof und späteren Apostel Friedrich Wilhelm Schwartz, nahezu vollständig unter die Hand des Apostels Rudolf Rosochacki und Apostel Carl Wilhelm Louis Preuss stellte, folgten in den anderen Gemeinden nur einzelne Mitglieder den neuen Aposteln. Zu denjenigen, die von der Echtheit der neuen Apostelsendung überzeugt waren, gehörte auch Johann A.L. Bösecke. Wie andere auch wurde die Familie Bösecke aufgrund ihres offenen Bekenntnisses für die neuen Apostel aus der Berliner Gemeinde ausgestoßen und musste fortan jedes Mal nach Hamburg reisen, um einen Gottesdienst zu erleben. Zur Unterscheidung der "alten Ordnung" hatte sich dort die Gemeinde den Namen Allgemeine christliche apostolische Mission gegeben.

Am 30. Oktober 1864 fand in der Gemeinde Hamburg ein denkwürdiger Gottesdienst statt, in dem durch den Propheten Heinrich Geyer vier Apostel Johann Christoph Hohl, Heinrich Ferdinand Hoppe und Peter Wilhelm Louis Stechmann gerufen wurden. Unter ihnen war auch der Bruder Bösecke, der in Breslau das "Tor" für Schlesien, die Lausitz, Böhmen und Polen setzen sollte. Nach diesem neuerlichen Ruf zur Mitarbeit im Werke Gottes begann Apostel Bösecke in Berlin das Wort Gottes zu verkündigen und Gottesdienste zu halten. Um diese Zeit bestand in Berlin eine angesehene und blühende katholisch- apostolische Gemeinde, in deren Schatten die "neue Ordnung" anfangs nur ein Mauerblümchendasein fristete. Zunächst versammelte sich die Handvoll interessierter Seelen in der Kellerwohnung des Apostel Bösecke in der Gartenstraße 102, wo er zusäztlich neben der Schuhmacherei ein Porzellangeschäft betrieb. Als er einen anderen Schuhmacher für das Werk Gottes gewonnen hatte, fanden ab 1866 in dessen Kellerwohnung Zusammenkünfte statt. Die Verhältnisse beschrieb sein Sohn Conrad wie folgt:

„Mutter lehrte mich beten und hat viel mit mir gesungen. Jeden Morgen und jeden Abend hielt Vater die Hausandacht, las ein Kapitel aus der Bibel vor und betete mit uns. Dafür nahm er sich, trotz seines langen und schweren Arbeitstages, stets bis zu einer halben Stunde Zeit. Neben den Gottesdiensten am Sonntag, die auch mein Vater hielt, wurde durch diese Andachten tiefe Gottesfurcht in meine Seele gepflanzt. Die Gottesdienste, bei denen sich meist acht bis zehn Seelen versammelten, wurden in der Schuhmacherwerkstatt eines Bruders gehalten, die sich im Keller eines Hauses in der Frankfurter Allee/Ecke Fruchtstraße befand. Unter den Anwesenden war ich das einzige Kind, denn mein Zwillingsbruder war schon im Alter von einem Jahr verstorben. Es wurde viel gesungen, wobei meine Mutter die führende Stimme in der kleinen Gemeinde war. Da sie aber auch zu Hause mit mir fleißig übte, konnte ich schon als Sieben- oder Achtjähriger eifrig mitsingen.“

Nachdem sich das Werk Gottes in Berlin gefestigt hatte und ein priesterliches Amt gesetzt worden war, dachte Apostel Bösecke an einen Umzug nach Schlesien, um entsprechend seines Auftrages dort das Werk Gottes zu begründen. Welche Konsequenzen dieser Umzug hatte, schildert Conrad Bösecke wieder:

„Um seine Reise finanzieren zu können und ihm dort auch einen Anfang zu ermöglichen, gaben wir unsere Kellerwohnung auf, in der Vater als selbstständiger Schuhmacher gearbeitet hatte, und verkauften einen Teil unseres Hausrates. Mutter und ich zogen zu Glaubensgeschwistern, die uns, da wir keinerlei Mittel besaßen, kostenlos bei sich aufnahmen. und auch zum Teil verpflegten. Die Schule konnte ich nicht mehr besuchen, weil und das Geld fehlte. Zwar hatten wir vorher auch keine Reichtümer besessen, doch nun begann für uns eine Zeit bitterster Not. Der Bruder, bei dem wir wohnten, war ein strenger Mann. Seine Frau und meine Mutter hatten sehr unter ihm zu leiden, und ich erhielt viele Schläge von ihm, oft völlig zu Unrecht. Meine Mutter musste das mit ansehen, ohne eingreifen zu können. Sie hat in dieser Zeit viel geweint, und niemand war da, dem sie ihr Leid klagen konnte. Vater wollte sie aber nichts davon schreiben, damit er nicht beschwert würde.“

Dass der Teufel nichts unversucht ließ, um den Aufbau der "neuen Ordnung" zu verhindern, zeigte sich bald. Eine leibliche Schwester von Schwester Bösecke, die der Katholisch- Apostolischen Kirche angehörte, bot ihnen ein neues Zuhause an, wenn sie den Glauben an die neuen Apostel aufgeben würden. Das war wahrhaft ein verlockendes Angebot, denn in der wohlhabenden Kaufmannsfamilie in Görlitz wären sie aller irdischen Sorgen enthoben gewesen. Aber Schwester Bösecke schlug das Angebot sofort aus; sie wollte dem Herrn die Treue halten und ihrem weit entfernten Mann eine treue Gehilfin sein.

Unterdessen hatte Apostel Bösecke in Hermannswalden, eine Wegstrecke von Schönau an der Katzbach entfernt, bei einem neuapostolischen Schuhmacher Weinhold Unterkunft und Arbeit gefunden. Bruder Weinhold war in Berlin ein Gotteskind geworden und durch Heirat nach Schlesien gekommen. Erst nach einiger Zeit (1872) konnte Apostel Bösecke dann seine Familie zu sich holen wo sie eine bescheidene aber schöne Wohnung fanden. In der Ortschaft Schönau hatte der Apostel schon öfter öffentliche Vorträge gehalten. Nun mietete er einen kleinen Saal in einem Gasthaus, um dort Gottesdienste zu halten. Bald fanden sich regelmäßig zwanzig Seelen zusammen. Zu ihnen gehörte auch Familie Kunsch. Sie luden 1873 den Schuhmacher Ernst Traugott Hallmann, den leiblichen Bruder von Schwester Kunsch, in die Gottesdienste ein. Der damals 19jährige war vom Wirken des Heiligen Geistes sehr ergriffen. Obwohl ihn seine Eltern aus dem Haus wiesen und ihn enterben wollte, ließ er sich nicht davon abhalten, den erkannten Weg zu gehen. In Schönau versiegelte Apostel Bösecke den Bruder Hallmann, der bald als Unterdiakon und Priester diente und später ab 19.09.1897 als Apostel Ernst Traugott Hallmann in Berlin und Ostpreußen wirkte. Ein anderer großer Segensträger für das Werk Gottes wuchs ebenfalls aus der kleinen Gemeinde Schönau in dem Stellmachermeister Ernst Obst heran. Er wirkte als Diakon, Priester und Ältester in dieser Gemeinde und wurde nach dem Tode des Apostels Bösecke zum Apostel für Schlesien berufen. Von Schönau aus wurde die frohe Botschaft auch nach Hirschberg getragen. Nachdem dort Bruder Kusche das Priesteramt empfangen hatte, wurde in diesem Ort - etwa zwei Fußstunden von Schönau entfernt - regelmäßig Gottesdienste gehalten und damit war der Grundstein für die zweite Gemeinde (nach Schröter wurden diese Gemeinde jedoch erst nach 1874 gegründet) gelegt.

Im Jahre 1877 wurde Böseckes ältester Sohn Conrad konfirmiert. Da der Vater die Segenshandlung nicht selbst vornehmen wollte, reiste Apostel Preuss aus Hamburg nach Schlesien. Das war ein großer Festtag in der kleinen Gemeinde Schönau. Ab Dezember 1878 wohnte Bösecke in Berlin, wo er bei der Familie Fischer Wohnung und Unterkunft fand, um die dortige Gemeinde, "welche sich inzwischen aufgelöst hatte, wieder zusammenzubringen".[1] Die von ihm am 12. Dezember 1878 eingereichte Mitgliederliste umfasst noch 10 Namen. Bösecke rief zu seiner Unterstützung 1879 den Priester Ernst Traugott Hallmann aus Schlesien nach Berlin und beauftragte ihn mit der Leitung der Berliner Gemeinde. Bösecke wurde in dieser Zeit, da er seinen Beruf nicht mehr ausübte, finanziell von der Hamburger Gemeinde unterhalten, seine Familie, die er in Schlesien zurück gelassen hatte, von der Schönauer Gemeinde. Spätestens 1883 zog Bösecke wieder nach Schlesien zurück. Sein Sohn Conrad hatte dort nach Abschluss einer Schlosserlehre in Breslau Arbeit gefunden. So war die Familie, die nun um die Tochter Helene und den Sohn Gideon gewachsen war wieder zusammen. Zwischenzeitlich war der Apostel Bösecke jedoch kränklich geworden und konnte die strapaziösen Reisen nach Berlin nicht mehr auf sich nehmen. Deshalb bat er 1884 den Apostel Friedrich Krebs die Verantwortung für die Berliner Gemeinden zu übernehmen. Der ständige Einsatz des Apostel Bösecke in Schlesien war auch dringend geboten. Während seiner Abwesenheit in Berlin hatte der inzwischen abgefallene Prophet Geyer mit dem von ihm gesetzten "Apostel" Güldner die Gemeinden im Riesengebirge besucht und für sich zu gewinnen gesucht. Doch der Älteste Obst hatte die Gefahr erkannt und dem fremden Geist die Tür gewiesen. Vorsteher Kusche in Hirschberg dagegen hatte die vermeintlichen Gottesknechte freudig aufgenommen und sich ihnen angeschlossen. Nur wenige Geschwister hielten sich dort weiterhin zu Apostel Bösecke und besuchten fortan die Gottesdienste in Schönau. Erst als die Geschwister Kunsch von Schönau nach Hirschberg verzogen und ihre Wohnung zur Verfügung stellten, wurde wieder Versammlungen abgehalten. Es war sicher sehr bitter für den Apostel Bösecke, dass er am Ende seines Lebens ein Gutteil der eingebrachten Früchte verlorenging.

Mitte der achtziger Jahre war er so hinfällig geworden, dass er keine Reisen mehr unternehmen konnte und sich seine Wirksamkeit auf Breslau beschränkte. Die erhoffte Ernte blieb ihm jedoch versagt. Conrad Bösecke hatte zu dieser Zeit schon erkannt: Wir waren noch zu sehr in den Formen und gottesdienstlichen Ordnungen gebunden, die wir aus der Katholisch- Apostolischen Gemeinde übernommen hatten. Sie wirkten wie ein zu enges Kleid, in dem man sich nicht bewegen kann, und das empfanden auch die Gäste." Wie dieses zu enge Kleid schließlich dem Werke Gottes durch Apostel Krebs abgestreift wurde und in schneller Folge an vielen Orten neue Gemeinden entstanden, erlebte Apostel Bösecke nicht mehr mit. Er starb am 02. August 1886 mit 65 Jahren in Breslau, dem heutigen Wroclaw/Slaska/Polen. Sein Pionierbeitrag zur Gründung der Neuapostolischen Kirche in Berlin und Schlesien bleibt jedoch unvergessen.

siehe auch

Literatur

Quellennachweis

  1. Zitat:Landesarchiv Berlin A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 15311, „Acta des Königlichen Polizei-Präsidii zu Berlin, betreffend die Gemeinde der allgem. christlichen apostolischen Mission 1866-1900“