Friedrich Wilhelm Schwarz
Friedrich Wilhelm Schwarz, auch: Schwartz (* 11. April 1815 in Sardschau bei Danzig; † 6. Dezember 1895 in Amsterdam) war der Begründer der "Apostolischen Zending" und im Folgenden faktisch Mitbegründer der Neuapostolischen Kirche.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Herkunft und katholisch-apostolische Periode
Friedrich Wilhelm Schwarz entstammte mit seinen zwei Brüdern Gottlieb Schwarz und Eduard Schwarz einer Bauernfamilie, lernte aber das Schneiderhandwerk. Er fühlte die Berufung zum Missionar und ging deshalb nach Berlin, wo er mit den katholisch-apostolischen Gemeinden in Kontakt kam. Er gehörte 1848 zu den ersten sieben Diakonen der Berliner Gemeinde. Apostel Carlyle ordinierte ihn am 25. Juli 1850 zusammen mit Heinrich Geyer zum Priester.
Seine Ordinationsurkunde lautet: Mit diesen Zeilen sollen alle Gläubige in Christo benachrichtigt werden, daß der vom Heiligen Geiste durch Weissagung zum Range der Priester berufene Friedrich Schwarz am fünf und zwanzigsten des Monats Juli im Jahre des Herrn 1850 vor dem Apostel des Herrn in der Gemeinde zu Berlin vom Engel an der Gemeinde zu Berlin Carl Rothe dargestellt worden ist, damit er für eben diese priesterliche Stufe ordinirt werde und in der Gemeinde zu Berlin als Priester dienen möge, und daß er, nachdem der ebengenannte Engel der Gemeinde zu Berlin das Zeugniß abgelegt, daß derselbe Friedrich Schwarz für dies Amt würdig und geeignet sei, durch eben denselben Apostel mit Handauflegung als Priester in der Einen Heiligen Allgemeinen und Apostolischen Kirche ordinirt worden ist; in Gegenwart von Zeugen sowohl von solchenderen Namen unten unterzeichnet sind, als auch anderer. Daß solche also geschehen, wollen wir hiermit bezeugen im Auftrage des Apostels für Norddeutschland und haben zu dem Ende unsere Namen unterzeichnet.
Ab 1858 diente er als Priesterältester und Priestervorsteher unter dem eingeführten Engel Carl Rothein Hamburg. Am 15. Mai 1858 wird Friedrich Wilhelm Schwarz durch den Propheten Geyer zum Engel berufen. Apostel Francis Valentine Woodhouse sonderte ihn am 10. Oktober 1861 zum Engel aus, wurde aber noch nicht als beauftragter Engel eingeführt. Nach seiner Engelweihe leitete er die Hamburger Gemeinde als regierender Ältester unter Aufsicht von Carl Rothe weiter. Unter der Führung von Schwarz wuchs die Gemeinde von 20 auf 150 Mitglieder an.
Rufung von Rosochaki
Schon recht früh war Schwarz der Meinung, das "Apostelamt der Endzeit" müsse über den Tod der englischen Apostel hinaus fortgeführt werden. Daher nahm er engen Kontakt zu Heinrich Geyer, dem Propheten für Norddeutschland, auf. Dieser berichtete ihm, dass er weitere Apostel gerufen hätte, diese aber von den Aposteln nicht angenommen worden seien. Es kam zu Spannungen innerhalb der kath.-apostl. Gemeinden woraufhin Heinrich Geyer im Dezember 1862 suspendiert wurde.
Schwarz versuchte zu vermitteln, ergriff dann die Initiative und lud Heinrich Geyer und den gerufenen Apostel Rosochacki nach Hamburg ein. Am 4. Januar 1863 nahm er öffentlich vor der Hamburger Gemeinde Rosochacki als Apostel an und legte sein Amt unter dem Engel Rothe nieder. Der größte Teil der Gemeinde stellte sich hinter ihn. Der neue Apostel Rosochacki hatte den zum Engel geweihten regierenden Ältesten Schwarz noch am selben Tag als "Engel" der Hamburger Gemeinde eingesetzt.
Es kam zu einem Kirchenausschlussverfahren gegen Geyer und Schwarz. Am 27. Januar 1863 erging das Urteil und sie wurden von ihren Ämtern enthoben und ausgeschlossen. Alle Schlichtungsversuche scheiterten.
Trennung und Neubeginn
Die Hamburger Gemeinde ging ihren eigenen Weg und nannte sich später Allgemeine christliche apostolische Mission. Gegen alle kath.-apostol. Traditionen wurde in Abwesenheit des Propheten Heinrich Geyer im Frühjahr 1863 der Priester Carl Wilhelm Louis Preuß durch einen Diakon zum Apostel gerufen. Am 25. Mai 1863 erfolgte dann die Rufung von Friedrich Wilhelm Schwarz als Apostel durch Heinrich Geyer.
Tätigkeit in den Niederlanden
Im September 1863 wurde ihm durch Weissagung die Niederlande als Arbeitsgebiet zugewiesen. Er siedelte am 27.September 1863 nach Amsterdam über und begann unter schwierigen Bedingungen. Unterstützung erhielt er von drei Sendungsevangelisten (Franz Hübner,Carl Meyersam, Heinrich August Allihn) welche schon im Frühjahr 1863 in die Niederlande gekommen waren. Seine Arbeit führte dort zur "Apostolischen Zending". Es gab nur noch sehr lockere Kontakte zu Heinrich Geyer und der Hamburger Gemeinde.
Durch die Gewinnung des reformierten westfälischen Predigers Friedrich Wilhelm Menkhoff wurde die apostolische Zending nach Westdeutschland getragen. Menkhoff überzeugte Schwarz auch, die reiche kath.-apostol. Liturgie und Ordnung durch weit schlichtere Gottesdienstformen zu ersetzen. Ein weiterer Bruch mit der Vergangenheit war die Einführung der Kinderversiegelung und die Spendung der Sakramente für Verstorbene.
Schwarz konnte in den Niederlanden relativ autonom arbeiten, während in Deutschland mehrere apostolische Gruppen (Geyer, Menkhoff und die kath.-apostol. Gemeinden) tätig waren.
Bruch mit Geyer
1878 kam es in Braunschweig zu einer folgenschweren Versammlung unter der Leitung von Apostel Schwarz. Die von Geyer für Hessen und Schlesien gerufenen Apostel Johann Christoph Hohl und Johann August Ludwig Bösecke waren auch anwesend. Es ging um die Frage, ob die Apostelrufung von Johann Friedrich Güldner durch den Propheten Geyer als gültig anerkannt werden sollte. Die Berufung wurde durch Schwarz verworfen, was von der Geyer-Fraktion nicht akzeptiert wurde.
Damit kam es am 4. August 1878 zur Trennung der apostolischen Bewegung in einen Teil unter der Leitung des Propheten Geyer und des Apostels Johann Friedrich Güldner sowie in einen unter den Aposteln Schwarz und Menkhoff. Dies kann als Geburtsstunde der Neuapostolischen Kirche angesehen werden.
Schwarz fungierte unter den Aposteln als "Pfeilerapostel", ohne dass diese Bezeichnung je formell angewandt worden wäre. Erst nach seinem Tod im Jahre 1895 wurde das Kollegialitätsprinzip von Friedrich Krebs aufgegeben, der damit das neuapostolische Stammapostelamt schuf.
Ordinationen/Weihe
- 22.06.1848 Diakon
- 25.07.1850 Priester
- 23.03.1855 Ältester
- 10.10.1861 Engel
- 04.01.1863 Amtsniederlegung Katholisch-apostolische Gemeinde Hamburg
- 04.01.1863 Amtsbestätigung unter Apostel Rosochacky Allgemeine Apostolische Gemeinde Hamburg
- 08.09.1863 Apostel
Namensschreibweise
Es finden sich die Schreibweisen "Schwarz" und "Schwartz". In Deutschland wird/wurde eher die Schreibweise Schwarz verwendet, im niederländischen hingegen "Schwartz". Auch F.W.Schwarz schrieb sich selbst in den Niederlanden "Schwartz". Dies ist damit zu erklären, dass F.W. Schwarz seinen Namen in den Niederlanden abänderte, dass er in der Aussprache dem deutschen Nachnamen ähnlich wurde. Ein Niederländer würde die Schreibweise "Schwarz" eher "Schwaaz" aussprechen, "Schwartz" hingegen wie das deutsche "Schwarz".
Werke
Schwarz schrieb etliche Werke in seiner Tätigkeit als Apostel. Das bekannteste Buch dürfte das "Buch für unsere Zeit" (Het boek voor onzen tijd) sein. Die meisten seiner Schriften wurden auch vom Niederländischen ins Deutsche übersetzt. Weiter Werke:
- Apostelen of niet? En wel in onze negentiende eeuw! Eeen vraag des tijds ,Amsterdam, 1866,1889.
(Apostel oder nicht im neunzehnten Jahrhundert.Eine Zeitfrage,-Gadderbaum 1890.)
- De onderlinge verhouding tusschen de Ambten der Algemene Kerk van den Stam Juda
(Das gegenseitige Verhältnis zwischen den Ämtern der Allgemeinen Kirche vom Stamm Juda)
- Een concept van den Apostel F.W.Schwartz (Stam Juda) o.O.
- Een voorlichting gegeven door den Apostel van den driemaal Heiligen God in de Stam van Juda, F.W.Schwarz, op de aan hem gestelde vragen - auch bekannt als: Testament oder Manuskript
(Eine Aufklärung, gegeben vom Apostel durch den dreimal Heiligen Gott im Stamme Juda, F.W.Schwarz, auf die ihm gestellten Fragen)
- auch: De Herinnering
Literatur
- Karl Weinmann: 100 Jahre Neuapostolische Kirche 1863–1963 – Apostelbezirk Hamburg, Verlag Friedrich Bischoff, Frankfurt am Main 1963
- Schröter, Johannes Albrecht: Die Katholisch-Apostolischen Gemeinden in Deutschland und der "Fall Geyer". Tectum Verlag, 3. Ausgabe 2004, ISBN 3-89608-814-9
- Obst, Helmut: Apostel und Propheten der Neuzeit, Göttingen 2000, ISBN 3-525-55438-9
- Diersmann, Edwin: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen - Das Erbe von F.W. Schwarz, ReDi-Roma Verlag, 10.2007, ISBN 978-3-940450-20-3
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
- | Bezirksapostel der Gebietskirche Niederlande (Stamm Juda) 1863-1895 |
Martinus van Bemmel |
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
Bezirksapostel für den späteren Stamm Issaschar 1868-1872 |
Friedrich Wilhelm Menkhoff (Teilung des Bezirks) |