Gottfried Hinz
Gottfried Hinz (* 16. Mai 1881 in Groß Stoboy; † vermutlich 1945 in Russland) war der 69. Apostel und Bezirksapostel der Neuapostolischen Kirche in Ost- und Westpreußen von 1937 bis 1944/45.
Biografie
Am 16. Mai 1881 wurde er in Groß Stoboy, Kreis Elbing (Ostpreußen) geboren. Da der Vater als Arbeiter nur ein geringes Einkommen hatte, lernte Gottfried Hinz früh eine bescheidene Lebenshaltung kennen. Als Schüler der Elbinger Volksschule war er fleißig. Im letzten Schuljahr stand er täglich sehr früh auf, um vor Schulbeginn für einen Bäcker Weißbrot auszutragen. Seinen Lohn von zehn Pfennig pro Tag sparte er, um davon nach Schulende einen Konfirmationsanzug zu kaufen. Als Arbeitsbursche half er, das Familieneinkommen aufzubessern, ehe er 1896 eine Schlosserlehre begann. Nach der Gesellenprüfung erhielt er eine Anstellung in einer Lokomotivfabrik, in der er 32 Jahre lang tätig war - zunächst als Schlosser, dann als Vorarbeiter, später als Lohnrechner und schließlich als Werkmeister. 1905 heiratete er Regine Kuhn und wurde Vater von drei Kindern.
Durch einen Arbeitskollegen lernte er die Neuapostolische Kirche kennen und wurde am 13. Juni 1909 durch Apostel Wilhelm Oehlmann versiegelt. Er diente in mehreren Ämtern in der Gemeinde Elbing. Nachdem Bischof Schwarz in Königsberg entschlafen war, wurde Gottfried Hinz 1932 das Bezirksältesteamt übertragen. Er siedelte daraufhin nach Königsberg über und erhielt dort 1933 das Bischofsamt.
Als Apostel Hermann Knigge, der lange Zeit in Ostpreußen gedient hatte, nach Braunschweig beordert worden war, um dort den Apostel Otto Steinweg zu unterstützen, ordinierte der Stammapostel Johann Gottfried Bischoff am 7. Juli 1936 den Bischof Hinz zum Apostel. Am 8. Februar 1937 ging der Bezirksapostel Oehlmann heim. Am Tag der Beisetzung empfing Apostel Hinz das Bezirksapostelamt für Ost- und Westpreußen. Der Bezirksapostel Hinz erwies sich in den Jahren als treuen Verwalter des übernommenen Bezirks mit 150 Gemeinden, der das Erbe nicht nur pflegte, sondern mit Bescheidenheit, Glaube und Vertrauen, vermehrte.
Das letzte Zeugnis aus der Hand des Bezirksapostels Hinz ist ein Brief vom 22. Januar 1945. Darin berichtet er von einer geplanten Reise nach Osterrode, wo er am 21. Januar Gottesdienst halten wollte. Da es nach Osterrode keine Verbindung mehr gab, fuhr der Apostel nach Elbing und erlebte die Sonntags- Gottesdienste gemeinsam mit seiner Familie. Späteren Nachforschungen bei seinen Enkelkindern zufolge flüchtete der Apostel mit seiner Familie danach nach Gotenhafen, um ein Schiff nach Dänemark zu erreichen. Nach ein paar Tagen Wartezeit musste er mit der ganzen Familie jedoch nach Elbing zurück. Anfang März wurde die Stadt von den Russen erobert. Kurz vor deren Einmarsch feierte der Apostel mit seiner Familie letztmalig das Heilige Abendmahl. Weil es weder Hostien noch Brot gab, schnitt er dazu Kartoffeln in dünne Scheiben. Nach dem Einmarsch wurde Apostel Hinz von einem russischen Offizier verhaftet und auf einen Lastwagen nach Insterburg gebracht. Danach verliert sich seine Spur. Eine seiner Töchter hörte später in einem russischen Gefangenlager, dass er ebenfalls in ein nordrussisches Lager verschleppt worden sei. Möglicherweise ist er dort noch 1945 verstorben.
Ordinationen
- 17. April 1910 Unterdiakon
- 13. April 1914 Diakon
- 17. Dezember 1922 Priester
- 25. Februar 1925 Hirte
- 19. September 1926 Gemeindeältester
- 15. Mai 1932 Bezirksältester
- 28. Mai 1933 Bischof
- 7. Juni 1936 Apostel
- 12. Februar 1937 Bezirksapostel
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
Wilhelm Oehlmann | Bezirksapostel für Ostpreußen 1937-1944/45 |
(Auflösung des Bezirks durch Vertreibung und Flucht) |