Macht hoch die Tür

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Macht hoch die Tür, die Tor macht weit ist ein in Ostpreußen entstandenes Kirchenlied aus dem 17. Jahrhundert. Es gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Adventsliedern und wurde auch in andere Sprachen übersetzt. Der Text stammt von Georg Weissel (1590–1635) und wurde 1623 anlässlich der Einweihung der Altroßgärter Kirche in Königsberg verfasst. Die heute mit dem Text verbundene Melodie fand sich erstmals im Freylinghausenschen Gesangbuch (1704).[1]

Entstehung

Der Königsberger Pfarrer Georg Weissel schrieb den Liedtext in Anlehnung an Psalm 24 im Jahre 1623 zur feierlichen Einweihung der neu errichteten Altroßgärter Kirche der Pregelstadt. Sie fand am 2. Sonntag im Advent statt. Einen Sonntag später wurde Weissel hier als erster Geistlicher eingeführt, für diesen Anlass textete er das Lied Such, wer da will, ein ander Ziel.

Eine weit verbreitete Geschichte bringt das Lied mit einem Herrn Sturgis zusammen, der einen Weg zur Kirche, der vom Armenhaus über sein Grundstück führte, abgesperrt haben und von Weissel durch das Singen dieses Liedes dazu bewogen worden sein soll, die verschlossene Pforte wieder zu öffnen.[2]

Text, Form und Inhalt

Das Lied beginnt mit einem Zitat aus Psalm 24 in Anlehnung an die Übersetzung Martin Luthers: „Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe!“ Ursprünglich gehört der biblische Text zu einer israelitischen Liturgie bei der Feier des Einzuges der Bundeslade in den Tempel, also des Einzuges Gottes in sein Volk. Die Kirche griff den Text bereits früh auf und erwartete im Advent den „König der Ehren“ mit dem Ruf „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“.

In der Zeit ihrer Entstehung hatten sich die Verse Psalm 24,7–10 sowie die Erzählung über Jesu Einzug in Jerusalem (Mt 21,1–9) mit dem darin eingearbeiteten Zitat Sach 9,9 im Bewusstsein der evangelischen Kirche längst mit dem 1. Advent verbunden; bis zum heutigen Tage sind die biblischen Texte als Psalm bzw. als Sonntagsevangelium dieses Tages vorgesehen.

Formal und inhaltlich gehören die ersten vier Strophen eng zusammen. In Strophe 1 und 2 steht das Bild des einziehenden Königs im Mittelpunkt, in Strophe 3 und 4 sind es die Orte, an denen er einzieht. Diese werden immer persönlicher: von der „Welt“ über „Land“ und „Stadt“ zum „Herz“ des einzelnen Menschen. Der König selbst wird in Strophe 1 mit Begriffen wie „Herrlichkeit“, eines universalen Königs („König aller Königreich“) beschrieben, der „Heil“ und „Leben“ bringt. Die Begriffe „Sanftmütigkeit“, „Heiligkeit“ und „Barmherzigkeit“ (Strophe 2) beschreiben den König näher. Sein Eintreffen ist Anlass zur Freude.

In „Land“ und „Stadt“ – also in das öffentliche Leben – zieht dieser König ein (Strophe 3), aber auch in den privaten, persönlichen Bereich: in das „Herz“, das mit „Freude“ und „Wonne“ reagiert. Es handelt sich dabei um „euer Herz“ und den Einzug „zu euch“ (Strophe 4), und die Öffnung des Menschen für den König wird erwartet.

Verbunden werden die vier Strophen durch den Refrain: „Gelobet sei mein Gott“; es ist der Lobgesang eines einzelnen Menschen, der nun in den Gesang vieler Menschen einstimmt. Diese letzten zwei Zeilen bilden jeweils trinitarische Anrufung: Gott wird in den ersten drei Strophen als „Schöpfer“ (= Vater), „Heiland“ (= Sohn) und „Tröster“ (= Heiliger Geist) gelobt; in der vierten Strophe kommen dann alle drei Attribute zusammen: „voll Rat, voll Tat, voll Gnad.“

In Strophe 5 wird das Bild des Königs verlassen und der andere Titel gewählt, der aber bereits in den Strophen 1 und 2 anklingt: „mein Heiland Jesu Christ“. Zu ihm wird ein persönliche Beziehung aufgebaut, es geht um „mein Herz“, und die Sprachform wechselt in ein Gebet: „Komm, o mein Heiland Jesu Christ“. Dass solche Bitte alle Menschen meint, zeigen die Worte „dein Heilger Geist uns führ und leit“. Mit dem Lob Gottes endet diese Strophe.


Melodie

Seine eingängige und auch über den deutschen Sprachraum hinaus beliebte Melodie hat der Text erst spät gefunden. Die ursprüngliche Vertonung von Macht hoch die Tür ist ein Chorsatz von Johann Stobäus (1580–1646), der auch die Neuausgabe der 1598 erschienenen Werk Preußische Fest-Lieder auf das ganze Jahr für 5–8 Stimmen von Johannes Eccard (1553–1611) betrieb, in deren Erstem Teil es 1642 abgedruckt ist. Diese Melodie konnte sich jedoch nicht durchsetzen.

Das von Johann Anastasius Freylinghausen (1670–1739) im Jahre 1704 erstellte Gesangbuch enthielt eine weitere Melodie, die schnell an die Stelle der bisherigen trat, schien sie doch auf den Text zugeschnitten zu sein. Ihr verdankt das Lied seine volkstümliche Beliebtheit, die es die Menschen in der Adventszeit gerne und oft singen lässt, und nicht nur in Deutschland.


Einzelnachweise

  1. Johann Anastasius Freylinghausen: Geist-reiches Gesang-Buch (3. Auflage), Halle 1706, S. 7f.
  2. Dies soll 1624 [1] oder 1642 [2] geschehen sein, oder gar das erste Mal, als das Lied gesungen wurde [3].