Realpräsenz
Unter Realpräsenz versteht man die Lehre von der Gegenwart Christi im Sakrament des Heiligen Abendmahles. Die Lehre von der Art und Dauer der Realpräsenz Christi ist in den apostolischen Gemeinschaften unterschiedlich.
Neuapostolische Kirche
Die Neuapostolische Kirche lehrt, dass Christus "mit, durch und unter Brot und Wein" durch die Aussonderung gegenwärtig wird. Hier bestehen starke Überschneidungen zur lutherischen Lehre der Konsubstantion. Die Hostie ist somit nicht nur symbolhaft Leib und Blut Christi, sondern vielmehr wirklich gegenwärtig "unter, mit und durch" Brot und Wein, auch wenn sich die Substanz von Brot und Wein (im Gegensatz zur römisch-katholischen Lehre der Transsubstantion) nicht wandeln.
Die Frage, ob eine ausgesonderte Hostie ausgesondert bleibt, wurde in der Geschichte der Neuapostolischen Kirche oft (auch regional) unterschiedlich beantwortet. Jedoch spricht alles dafür, dass Leib und Blut Christi auch nach der Beendigung der Abendmahlsfeier in der Hostie erhalten bleiben. So wurden im Ersten Weltkrieg ausgesonderte Hostien an Frontsoldaten verschickt, sogenannte "Brotbriefe". Auch geschieht dies heute noch, dass Gemeindemitglieder, welche auch weit abseits von Gemeinden wohnen, mit dem Sakrament des Heiligen Abendmahls brieflich versorgt werden. Auch war es in einzelnen Regionen lange Zeit durchaus üblich, dass Diakone sonntags nach dem Gottesdienst Geschwister zu Hause mit dem Sakrament des Heiligen Abendmahles, welches kurz zuvor im Gottesdienst ausgesondert worden war, versorgten.
Klarstellung im Katechismus
Der Katechismus der Neuapostolischen Kirche stellt diese Frage nun eindeutig klar:
Die Elemente Brot und Wein werden durch die Aussonderung (Konsekration) und das Sprechen der Einsetzungsworte in ihrer Substanz nicht verändert. Vielmehr tritt die Substanz von Leib und Blut hinzu (Konsubstantiation). Es findet also keine Verwandlung der Substanzen (Transsubstantiation) statt. (...) Vielmehr bleiben auch nach der Aussonderung Brot und Wein in ihrer natürlichen Substanz erhalten. Brot und Wein sind nicht lediglich Metaphern oder Symbole für Leib und Blut Christi; vielmehr sind Leib und Blut Christi wahrhaft anwesend (Realpräsenz). Zur Substanz von Brot und Wein tritt durch das weihende Wort, das ein Apostel oder ein von ihm bevollmächtigter priesterlicher Amtsträger spricht, die Substanz von Leib und Blut Christi hinzu.(Katechismus 8.2.12)
Nicht nur Leib und Blut Christi sind in den Abendmahlselementen gegenwärtig, sondern auch das Opfer Christi wird im Abendmahl präsent:
Im Heiligen Abendmahl sind nicht nur Leib und Blut Christi gegenwärtig, sondern auch das Opfer Jesu Christi selbst ist wirklich gegenwärtig. Doch ist es nur einmal gebracht worden und wird im Heiligen Abendmahl nicht wiederholt. Auch wird im Heiligen Abendmahl nicht nur daran erinnert, vielmehr ist während der Abendmahlsfeier Jesus Christus als der Gekreuzigte, der Auferstandene und der Wiederkommende mitten in der Gemeinde. Damit ist auch sein einmal gebrachtes Opfer gegenwärtig, indem es in seiner Wirkung dem Einzelnen den Zugang zum Heil ermöglicht. So vergegenwärtigt die Abendmahlsfeier den Teilnehmern immer wieder den Opfertod des Herrn, und sie können diesen überzeugt verkündigen (1Kor 11,26). (Katechismus 8.2.13)
Het Apostolisch Genootshap
Die Het Apostolisch Genootschap lehrt keinerlei Präsenz Christi mehr. Sie hat auch das Sakrament des Abendmahles durch den sogenannten "Rundgang" ersetzt, der nur noch äußerlich dem Heiligen Abendmahl ähnelt, jedoch keinerlei transzendenten Bezug mehr hat.