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Version vom 9. Dezember 2009, 13:18 Uhr
Der Begriff Liturgie (v. griech.: λειτουργία leiturgia ‚öffentlicher Dienst/Dienst der Priester‘, aus λειτóς ‚öffentlich‘ von λαός/λεώς ‚Volk/Volksmenge' und ἔργον érgon ‚Werk‘, ‚Dienst‘) bezeichnet christliche und auch jüdische Rituale (religiöse Riten) zur Verehrung Gottes und zur Vertiefung des gemeindlichen Glaubens. Die Liturgie umfasst das gesamte gottesdienstliche Geschehen: Gebet, Lesung und Verkündigung, Gesang, Gestik, Bewegung und Gewänder, liturgische Geräte, Symbole und Symbolhandlungen, die Spendung von Sakramenten und Sakramentalien.
Inhaltsverzeichnis
Urkirche
Aus dem Urchristentum sind noch keine Gottesdienstordnungen bekannt, da sich die Gestaltung der Feiern noch in der Entwicklung befanden und je nach Gemeinde auch unterschiedlich ausfielen. Wahrscheinlich war der frühchristliche Gottesdienst mehr oder minder stark vom sich entwickelnden jüdischen Gottesdienst in der Synagoge inspiriert und integrierte zentral die Lesung und Auslegung der kanonischen Schriften und das Brotbrechen. Wohl gab es auch eine Überlieferung der liturgischen Fußwaschung. Mittels der Literarkritik lassen sich in den neutestamentlichen Texten gebräuchliche liturgische Stilelemente herausarbeiten: so Christuslieder (Bsp. Phil 2,5-11 ) oder auch Elemente eines Glaubensbekenntnisses in 1 Kor 15 ; ebenso zitiert Paulus in 1 Kor 11 tradierte Einsetzungsworte zum Herrenmahl. In den frühen Schriften der Kirchenväter (z. B. Justin der Märtyrer) finden sich dann zahlreiche Hinweise auf die Abläufe liturgischer Handlungen bzw. Handlungsanweisungen. Insbesondere die Didache schildert den Ablauf eines frühchristlichen Gottesdienstes.
katholisch-apostolisch
Die katholisch-apostolische Liturgie war reich an Formen und Vielfalt. Sie hatte viele Elemente aus den katholisch, orthodoxen und anglikanischen Liturgien übernommen.
Aufbau der Eucharistie
- Anrufung Gottes
- Sündenbekenntnis
- Absolution
- Gloria
- Gruß
- Kollekte
- Lesung aus einer Epistel
- Epistelgesang
- evtl. Gesang des Halleluja
- Lesung aus dem Evangelium - "Das Heilige Evangelium"
- Glaubensbekenntnis
- Offertorium
- Gebet des Offertoriums
- Eintrittsgesang (Introitus)
- Darbringung vor der Konsekration
- Die Präfation
- Das Gebet des HErrn (VaterUnser)
- Konsekration
- Das Opfergebet nach der Konsekration
- Gesang zur Räucherung
- Das Gedächtnis der Lebenden
- Das Gedächtnis der Entschlafenen
- Schlussgebet vor der Kommunion
- ggf. Gemeindegesang
- Ausspendung der Kommunion
- Segen vor der Kommunion
- Kommuniongesang
- Gebete nach der Kommunion
- (an Sonntagen) Gesang des Tedeum (Großer Gott wir loben Dich)
- Gloria patri
- (Schluss-)Segen
neuapostolisch
Die Liturgie der Neuapostolischen Kirche entsprach anfänglich (bis etwa 1885) der der katholisch-apostolischen Gemeinden, die Elemente des Ritus der katholischen und anglikanischen Kirchen enthielt.
Unter dem Einfluss des niederländischen Calvinismus verlagerte sich der gottesdienstliche Schwerpunkt um 1885 auf den Wortgottesdienst (hoher Predigtanteil). Vereinzelt finden sich noch Rudimente der katholisch-apostolischen Tradition in der neuapostolischen Liturgie. Bis 1998 wurde das Abendmahl nur am Sonntag und kirchlichen Feiertagen gefeiert, seit 1998 findet auch in den wöchentlichen Gottesdiensten eine Abendmahlsfeier statt.
Gottesdienstordnung
Schematischer Ablauf eines neuapostolischen Gottesdienstes:
- Vor dem Beginn des Gottesdienstes:
- Musikbeiträge (Orgelmusik, Chorgesang und/oder Instrumentalmusik)
- evtl. organisatorische und/oder terminliche „Bekanntmachungen“ durch einen Amtsträger
- evtl. Ruhephase zur persönlichen Einstimmung auf den Gottesdienst
- Gottesdienst
- Gemeindelied, unterdessen Einzug kirchlichen Amtsträger (ohne Diakone) aus der Sakristei in das Kirchenschiff, der Dienstleiter nimmt seinen Platz hinter dem Altar ein
- Anrufung Gottes und Gebet des Dienstleiters
- Verlesen eines Bibelwortes für den Gottesdienst- sogenanntes Textwort
- Musikbeitrag (meistens Chorgesang, aber auch Gemeindelied, Solo- oder Instrumentalstück)
- Predigt des Dienstleiters
- Musikbeitrag (meist Chorgesang oder Gemeindelied)
- Predigten weiterer Amtsträger
- Feier des Heilgen Abendmahls
- Gemeindegebet Unser Vater
- Freisprache (Absolution – Vergebung der Sünden)
- Opfergebet
- Aussonderung (Konsekration) der Hostien (Brot und Wein)
- Spendung/Ausgabe der Hostien an Amtsträger (ggf. auch an die Diakone)
- an dieser Stelle liturgische Einschübe hier bei
- Spendung des Heiligen Abendmahls an die Gemeinde (Kommunion), währenddessen/danach Gemeindegesang und/oder Chorgesang
- an dieser Stelle litugischer Einschub -nur bei Gottesdiensten der Bezirksapostel und des Stammapostels: Spendung des Abendmahls für die Entschlafenen
- an dieser Stelleliturgischer Einschub bei Segenshandlungen, zum Beispiel:
- Trauungen, Hochzeitsjubiläen
- Ordinationen oder Ruhesetzung von Amtsträgern usw.
- Abschluss:
- Dankgebet
- Schlusssegen, Gemeinde singt das sog. „Dreifache Amen“
- Nach dem Gottesdienst
- evtl. organisatorische und/oder terminliche „Bekanntmachungen“ durch einen Amtsträger
- Musikbeitrag (Gemeindegesang, Chorvortrag etc.)
Liturgie der VAG
Die Apostolische Gemeinschaft hat eine sehr einfache Liturgie. Es gibt eine feste Struktur, die stark an landeskirchliche Gottesdienste erinnert. In fast allen Gemeinden findet ein Sonntagmorgengottesdienst statt, in einigen Gemeinden darüber hinaus am Mittwochabend eine Andacht. Ein normaler Gottesdienst gliedert sich in:
- Eingangsgebet
- Wortverlesung (Bibelwort für die Predigt)
- Chor- oder Gemeindegesang
- Predigt
- Chor- oder Gemeindegesang
- ggf. Mitdienen anderer Amtsträger/innen
- Einführung zum Abendmahl (Kinder aus dem parallel stattfindenden Kindergottesdienst kommen mit den Betreuern zur Gemeinde hinzu)
- Gebet Vaterunser
- Zusprache der Sündenvergebung durch Jesu Tod
- Dankgebet
- Aussonderung des Abendmahls durch ein priesterliches Amt
- Abendmahlsfeier
- Schlussgebet
- Chor- oder Gemeindegesang
Sind an einem Sonntag mehrere Amtsträger anwesend, können ein oder mehrere nach der Hauptpredigt noch Gedanken zu dem Bibelwort ausführen. Eine bestimmte hierarchische Reihenfolge gibt es dabei nicht.
Die Abendmahlsfeier findet in der Regel jeden Sonntag statt, wobei sie als Gedächtnismahl verstanden wird, zu dem alle Anwesenden (also auch Gäste und Kinder) teilnehmen können. Es wird in beiderlei Gestalt gefeiert, wobei die Hostie in Wein resp. Saft eingetaucht wird (Intinktion). In den meisten Gemeinden ist es üblich, dass reihenweise kommuniziert wird. Da dies aber quasi zu einer "Zwangsteilnahme" führt, wird mancherorts die Einzelkommunion ausprobiert.
Die nicht festgeprägte Liturgie spiegelt sich darin wider, dass manche Gemeinden auch neue Wege des Gottesdienstes gehen. So sind in verschiedenen Gemeinden Lobpreis-Zeiten oder Anspiele im Gottesdienst zu finden oder es wird ein „Offener Altar“ angeboten, bei dem jeder aus der Gemeinde seine Gedanken zu dem Bibelwort äußern darf. In zahlreichen Gemeinden gibt es teilweise seit Jahren Osterkerzen und in einigen Gemeinden wird derzeit versucht, den Altar- und Predigtbereich zu trennen, indem ein Ambo eingeführt wird.
Neben diesen Gottesdienstformen gibt es auch Gottesdienste mit einer ganz anderen Form, diese finden z. B. in Form von Gesprächsgottesdiensten oder speziellen Jugendgottesdiensten statt.
Bis 2005 benutzte die Apostolische Gemeinschaft das 1959 herausgegebene Apostolische Gesangbuch, welches 612 Lieder umfasste, die in die Rubriken Gottesdienst, Sakramente, Segenshandlungen, das christliche Kirchenjahr und zu besonderen Gelegenheiten gegliedert waren. Seit 2005 ist es durch ein neues Gesangbuch mit dem Titel Singt dem Herrn ersetzt. Dieses gibt es als einstimmige Gemeinde- und vierstimmige Chorausgabe. Es umfasst 604 Lieder, die in die drei Hauptrubriken das christliche Kirchenjahr, die Feier des Gottesdienstes und Leben im Glauben gegliedert sind.
Die Apostel überarbeiten derzeit die Liturgie, die dann mit anderen Dingen (z.B. Aufgaben der ordinierten Mitarbeiter, Opferverwaltung, Begräbnis) in einer neuen Gottesdienst- und Gemeindeordnung (GGO) enthalten sein wird.