Apostelring
Der Apostelring war die internationale Vereinigung der neuapostolischen Apostel aus den 1880ern bis 1922. Eng verbunden hiermit ist der damals sehr geläufige Begriff der Aposteleinheit.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der sogenannte Apostelring geht auf die Tätigkeit des niederländischen Apostels Friedrich Wilhelm Schwarz zurück. Nachdem 1863 neue Apostel mit ihrer Tätigkeit begannen, arbeiten diese in ihren Stämmen zunächst sehr frei und unabhängig voneinander. Es gab weder eine einheitliche Führung noch ein kollegiales Gremium. Kontakte bestanden brieflich. Auch gab es gelegentliche Treffen und Reisen, beispielsweise auf Missionsfesten. Insbesondere nachdem der Prophet Heinrich Geyer eigene Wege ging und es zur Spaltung 1878 der Hamburger Gemeinde kam, scheint auch unter den damalig tätigen Aposteln der neuen Ordnung keine Eintracht mehr geherrscht zu haben. Apostel Schwarz legte daher Wert auf ein enges Zusammenwirken aller Apostel, und er suchte sie im „Apostelring“ zusammenzuführen. 1880 schrieb er einem Vertrauten der Anfangsjahre, dem Bischof Franz Hübner in Coswig: „Bruder Hohl hat sich uns angeschlossen, so auch der Bruder Bösecke nähert sich uns, und die Aussicht scheint Wahrheit zu werden, dass wir eins werden miteinander.“ [1]
Der Apostel Heinrich Ferdinand Hoppe schloss sich nicht dem Apostelring an. Der Apostel Stechmann hatte bereits 1875 seine Tätigkeit als Apostel eingestellt.
Zur Regelung seiner Nachfolge im Apostelamt legte Apostel Schwarz 1891 fest, dass „nicht die Rufung, sondern die Aussendung durch Apostel jemand zum Apostel macht“. Dies verhinderte nicht, dass der 1897 prophetisch zu Schwarz’ Nachfolger im Apostelamt gerufene Martinus van Bemmel sich mit einem Teil der niederländischen Gemeindemitglieder vom Apostelring trennte, während ein anderer Teil unter Apostel Jakob Kofman die Zugehörigkeit zur Aposteleinheit betonte.[2] Nach Apostel Schwarz’ Tod am 6. Dezember 1895 wurde der Apostel Friedrich Krebs von der Mehrzahl der Apostel als Integrationsgestalt anerkannt, um die sich die anderen Apostel scharten.[3]
Kirchengeschichtlich interessant ist die Tatsache, dass sich aus der Zugehörigkeit eines Apostels zum Apostelring auch in gewisser Weise die Zugehörigkeit seiner Gemeinden zur Apostolischen Gemeinde, bzw. Neuapostolischen Kirche entschied:
- Wie bereits angeführt, wurde dem berufenen und ausgesonderten Apostel Martinus van Bemmel der Vorwurf gemacht, dass er nicht in der Aposteleinheit steht und damit auch nicht zum Apostelring gehöre. Hieraus resultierte die Spaltung der Hersteld Apostolische Zendingkerk.
- Nach einer Apostelkonferenz in Deutschland erklärte Niehaus 1911 zusammen mit den anderen Aposteln, dass Niemeyer nunmehr nicht mehr als Apostel innerhalb des Apostelrings betrachtet werde. Hierdurch entstand die Apostolic Church of Queensland.
- Als 1913 Carl Georg Klibbe in Konflikt mit Hermann Niehaus kam, wurde dieser als aus dem Apostelring ausgeschlossen oder ausgetreten angesehen. Niehaus berief G.H. Wilhelm Schlaphoff als neuen Apostel für Südafrika. (Eine andere Sichtweise ist die, dass es ein Missverständnis gab, weil Klibbe nach einer Apostelversammlung in Deutschland einen Schiffsunfall hatte und als ertrunken galt. Er hatte jedoch ein anderes Schiff genommen, lebte und Schlaphoff weigerte sich, sein Apostelamt wieder aufzugeben.) Nach langen, schwelenden Konflikten kam es zu Gründung der Old Apostolic Church.
- 1921 eskalierte der Konflikt zwischen Niehaus und Carl August Brückner. Hieraus resultierte die Gründung des Reformiert-Apostolischen Gemeindebunds.
Nachfolgeorganisation
Als Reaktion auf diese Krisen ließ Niehaus sich am 21. September 1921 in Bielefeld von allen Aposteln das Vertrauen aussprechen und schloss sie in einem eigenen Verein, dem Apostelkollegium der Neuapostolischen Gemeinden Deutschlands zusammen, welcher den - nicht vereinsrechtlich organisierten - Apostelring ablöste.